Hamburg. Steffen Möller ist im März auf zwei Bühnen im Bezirk zu Gast. Steffen wer? Wer diese Frage stellt, kommt nicht aus unserem Nachbarland.
Das muss erst mal jemand schaffen, quasi ohne jede Werbung mit einem Fingerschnippen den großen Saal des Lichtwarktheaters zu füllen. Doch Steffen Möller ist genau das geglückt. Der Schauspieler und Kabarettist spielt am Sonntag, 3. März, im Körberhaus in Bergedorf vor nahezu ausverkauftem Haus (aktuell nur noch zwei Karten) und hat deshalb einen Zusatztermin anberaumt – am Sonnabend, 2. März, im Haus im Park.
Doch wer ist bloß dieser Steffen Möller? Wer sich das fragt, der muss wohl Deutscher sein. Denn in Polen kennt den 54-jährigen Wuppertaler fast jeder. Vor allem seine Rolle als sympathischer deutscher Kartoffelbauer Stefan Müller in der beliebten Telenovela „L wie Liebe“ (M jak miłość) machte ihn 2002 bis 2009 bei unseren Nachbarn sehr populär.
Steffen Möller witzelt in Bergedorf über das deutsch-polnische Verhältnis
Und die Liebe beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Heute tritt Steffen Möller mit Programmen auf, in denen er das deutsch-polnische Verhältnis liebevoll aufs Korn nimmt. Seine Botschaft: „Wir Deutschen haben mit den Polen mehr gemeinsam als mit jedem anderen Nachbarland!“
Doch wie kam es dazu, dass der Wuppertaler, der als junger Mann in Berlin Theologie und Philosophie studierte, zum Polen-Experten wurde? Ein Sprachkursus sei der Anfang gewesen, erzählt der 54-Jährige im Telefoninterview. 1993 in Krakau war das. „Da habe ich mich in die polnische Sprache verliebt.“ 1994 nahm er einen Job in einer Schule in Warschau an, unterrichtete zunächst dort und danach an einer Uni jahrelang das Fach Deutsch.
Möller moderierte einige Monate lang das polnische „Wetten, dass..?“
Weil er immer schon auch Kabarett gespielt hatte, nahm er 2002 in Krakau an einem Wettbewerb teil und belegte den zweiten Platz. So öffneten sich Türen. Steffen Möller ergatterte die Rolle in der Telenovela, war zudem Mitwirkender einer „Info-Comedysendung über Europa“, wie er sagt. Zudem moderierte er einige Monate lang das polnische „Wetten, dass..?“.
2008/2009 endete die Ära des polnischen Fernsehens für ihn. „Ich wurde aus L wie Liebe herausgeschrieben“, erzählt er. Die damals regierende, konservative PiS-Partei habe wohl „nicht gewollt, dass es da einen sympathischen Deutschen zu sehen gibt“. Auch die andere Show wurde abgesetzt.
3,5 Millionen polnischstämmige Menschen leben in Deutschland
Zu jener Zeit trat Steffen Möller in Polen noch viel auf der Bühne auf. Sein Thema schon damals: das deutsch-polnische Verhältnis, nicht politisch, sondern kulturell. Dieses Thema war ihm einst zugeflogen, sagt er. „Ich hatte schon in meinem Deutsch-Unterricht in Warschau festgestellt, dass sich meine Studenten viel mehr dafür interessieren, was ich über Polen zu sagen habe, als wenn ich über Deutschland erzähle. Also habe ich ihnen meine Beobachtungen über die polnische Mentalität mitgeteilt.“
Und das sei im Prinzip bis heute sein Thema. Doch weil es nach 2009 in der zunehmend gespaltenen polnischen Gesellschaft immer weniger Interesse gab, mit und über Deutschland und Europa zu reden, tritt er seit 2008 hauptsächlich in Deutschland auf.
Was polnisch-deutsche Paare in ihrer Beziehung am meisten aufregt
Die hier lebenden Polen lauschen seiner (deutschsprachigen) Stand-up-Comedy gerne. Die Zielgruppe ist groß: „In Deutschland leben 3,5 Millionen polenstämmige Menschen“, stellt Steffen Möller fest. Mit Nachbarn, Freunden, Verwandten seien es eher zehn Millionen Menschen. „Das ist mein Publikum, das ist meine Nische.“ In Deutschland würden diese Menschen eher wenig kulturelle Angebote wahrnehmen, „diese Szene läuft sozusagen unter dem Radar“. Denn Deutsche würden umgekehrt in Polen „ja auch nicht ins polnische Kabarett gehen“.
Die Unterschiede aufzuzeigen und die Gemeinsamkeiten zu betonen, darum geht es Steffen Möller, der auch mehrere erfolgreiche Bücher über das Thema geschrieben hat und regelmäßig einen Podcast aufnimmt. Sein Programm „Polnische Paartherapie“, mit dem er nun in Bergedorf zu Gast ist, fußt unter anderem auf einem Buch, das er 2019 über deutsch-polnische Paare schrieb.
Deutsche duschen eher morgens, Polen am Abend
70 Paare hat er dafür befragt, was die Hauptprobleme in ihrer Beziehung sind. „Das interessante Ergebnis lautet, dass die großen Themen – der Zweite Weltkrieg, die PiS-Regierung oder so – die Paare eigentlich gar nicht interessieren“, sagt der Kabarettist. Sie würden sich lieber über Kleinigkeiten aufregen. „Zum Beispiel, dass die Deutschen eher morgens duschen und die Polen abends.“
Und plaudert er diesbezüglich auch aus persönlichen Erfahrungen? „Das muss leider ein Cliffhanger bleiben“, sagt Steffen Möller verschmitzt. Schon zu Zeiten der Telenovela sei das Interesse am Thema Beziehungsstatus sehr groß gewesen, stellt er fest. Und in der Vorstellung werde es auch eine Antwort geben. Aber vorher nicht: „Sonst kommt ja keiner mehr in meine Show.“
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Er wolle einfach „Geld verdienen und Lacher ernten“, antwortet Steffen Möller auf die Frage, was ihn seit so vielen Jahren antreibt, das deutsch-polnische Verhältnis zu beleuchten. Doch so ganz nimmt man das dem 54-Jährigen nicht ab. Und auch die Fakten sprechen eine andere Sprache: 2005 hat der Künstler das Bundesverdienstkreuz für „seine Verdienste um das deutsch-polnische Verhältnis“ erhalten.
Nähere Infos zu Steffen Möller gibt es unter www.steffen.pl. Dort gibt es auch Tickets (28 Euro) für seine Vorstellung im Haus im Park, Gräpelweg 8 am Sonnabend, 2. März, ab 19 Uhr. Die Vorstellung am 3. März ab 14 Uhr im Lichtwarktheater (Holzhude 1) ist bis auf einzelne Plätze ausverkauft.