Hamburg. Im Mai 2024 wird die Polizei ihren Übergangsstandort an der Wentorfer Straße verlassen. Was kommt dann? Optionen gibt es einige.
In den vielen Jahren seiner Geschichte hat dieses Gebäude schon einiges gesehen. Es war einst Knabenschule, dann städtischer Verwaltungssitz, danach Gewerbe- und Handelsschule – und ist seit Mai 2022 Standort der Bergedorfer Polizei. Doch bald wird sich ein neues Kapitel für die alte Handelsschule an der Wentorfer Straße 13 öffnen. Und was darin geschrieben steht, das wird aktuell hinter den Kulissen erörtert.
Die Zeit drängt, denn Leerstand droht in dem 1886 erbauten, denkmalgeschützten Haus. Schon in etwa drei Monaten, voraussichtlich im Mai, wird das Bergedorfer Polizeikommissariat 43 in seine neue Wache am Ludwig-Rosenberg-Ring umziehen und die als Übergangsstandort genutzte Handelsschule wieder freigeben. Doch bisher wurden, zumindest öffentlich, kaum Überlegungen angestellt, was danach konkret auf dem städtischen Gelände geschehen könnte. „Wir haben den Prozess aber angeschoben“, beteuert Bergedorfs Bezirksamtssprecher, Lennart Hellmessen.
Alte Handelsschule Bergedorf: Es gibt mehrere Optionen für die Zeit nach der Polizei
Die beteiligten Behörden seien im Austausch, „um eine zeitnahe Belebung beziehungsweise Nutzung des Gebäudes anzustreben“, verspricht Hellmessen. Doch was sind die Optionen? Verkauf, Umnutzung, Vermietung oder, so wie früher mal diskutiert, eine Mischung sogar mit Einzelhandel? Das Bezirksamt möchte sich erkennbar nicht gern in die Karten schauen lassen, verweist nur auf Gespräche. Und dass es noch „für alle Vorschläge offen“ sei.
Das klingt nicht so, als wäre der Wohnungsbau an dieser Stelle gesetzt. Denn die alte Handelsschule ist eigentlich seit Jahren Teil des bezirklichen Wohnungsbauprogramms – so auch in der Neuauflage für 2024. Auf der 0,7 Hektar großen Fläche, die sehr zentral liegt, könne ab etwa 2026 Platz für 40 Wohnungen im Geschosswohnungsbau sein, heißt es in dem Programm. Es müsse dafür gegebenenfalls ein Konzept entwickelt werden, so die Notiz zu anstehenden Handlungsschritten. Schulbehörde, Finanzbehörde und auch das Denkmalschutzamt müssten mitreden. Doch konkrete Schritte? Fehlanzeige.
Konkreter ist da schon das Interesse des „Begleiters“. Der Verein, der seit 1986 psychosoziale Hilfen in Bergedorf anbietet, würde hier an der Wentorfer Straße gern dringend benötigte Sozialwohnungen für psychisch Kranke schaffen. Schon 2022 hatte der Verein von entsprechenden Architektenplänen berichtet. Allerdings wohl etwas vorschnell: Das Bezirksamt gab damals an, von nichts zu wissen.
Auch interessant
- Neuer Supermarkt für Bergedorf öffnet (fast) rund um die Uhr
- CDU fordert mehr Gehwege im Landgebiet
- Schleppender Grundstücksankauf bremst Hochwasserschutz aus
Inzwischen gibt es Gespräche, sagen beide Seiten. Doch auch „Der Begleiter“ klingt nun deutlich zurückhaltender. „Wir sind ans Bezirksamt herangetreten“, bestätigt Geschäftsführer Lutz Jobs. Doch werde alles „von den Rahmenbedingungen“ abhängen, zu denen die Stadt das Objekt eventuell zur Verfügung stellen könne. „Der Begleiter“ habe sich zwar vor einiger Zeit schon mal „intensiver mit dem Projekt befasst“, doch sei er eben kein Wohnungsbauunternehmen. Ein solches Objekt, klingt durch, könnte auch ein Risiko bedeuten, das einzugehen der Verein nicht gewillt ist.
So bleibt vorerst unklar, welche Option das Bezirksamt derzeit genauer durchdenkt. Eine Weiche wurde jedoch, von vielen wohl unbemerkt, bereits 2019 gestellt: Nachdem das Areal lange Zeit historisch bedingt zusammen mit der ehemaligen Mädchenschule an der Chrysanderstraße betrachtet wurde, entkoppelten die Planer damals das Gebäude im Wohnungsbauprogramm von der Handelsschule. Der Grund: Da sich die Mädchenschule zur Bergedorfer Innenstadt orientiert und „daher weniger für Wohnen, sondern eher für zentrumsergänzende Funktionen“ eigne, ergebe sich hier aus Sicht des Bezirksamtes „ein erweitertes mögliches Nutzungsportfolio“, so Sprecher Hellmessen. Konkrete Nutzungsabsichten lägen aber noch nicht vor.