Hamburg. Hamburger Polizei veröffentlicht Kriminalstatistik für 2023. Warum Eindämmung des Drogenhandels möglicherweise ein Trugschluss ist.
Im ersten, nicht mehr von Corona-Beschränkungen beeinflussten Jahr zeigt sich der Bezirk Bergedorf in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2023 unauffällig. Demnach stieg die Anzahl der Delikte nur um 3,4 Prozent von 10.467 auf 10.828 Straftaten und damit deutlich geringer als in ganz Hamburg. In Vor-Corona-Jahr 2019 lag die Zahl der gezählten Straftaten in Bergedorf übrigens noch bei 9470 Straftaten. Insgesamt wurden in Hamburg im vergangenen Jahr 234.241 Straftaten gezählt, das entspricht einem Plus von 10,9 Prozent (2022: 211.239 Straftaten).
Was beim ersten Blick auf die Bergedorfer Kriminalstatistik auffällt: Autodiebstähle haben deutlich zugelegt. Im Jahr 2022 wurden noch 86 Fälle erfasst, 76-mal gelang der Pkw-Diebstahl auch. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl auf 147 erfasste Fälle. 120-mal hatten die Täter Erfolg. Eine schlüssige Erklärung haben die Ermittler bisher noch nicht. „Wir behalten das im Blick“, verspricht Florian Abbenseth, Sprecher der Hamburger Polizei.
Auffällig viele Autodiebstähle in Bergedorf – Polizei hat das auf dem Schirm
Während in ganz Hamburg Diebstahlsdelikte insgesamt massiv zunahmen und einen enormen Anteil der Straftaten ausmachen, geht diese Entwicklung auch nicht an Bergedorf vorbei. 2022 wurden 4514, 2023 bereits 5052 Diebstähle angezeigt. Allerdings: Wie im sonstigen Stadtgebiet auch ging der Fahrraddiebstahl spürbar zurück (2022: 739, 2023: 476 erfasste Fälle).
Ebenfalls erfreulich: Deutlich abgesunken ist bei den Bergedorfer PKS-Zahlen auch der Handel und Schmuggel von Rauschgift. Hierzu ordnet Polizeisprecher Abbenseth allerdings ein: „Drogenkriminalität ist ein sehr komplexes Deliktfeld. Fest steht: Der einfache Handel auf der Straße wurde eingedämmt.“ Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass dies nur eine Facette sei. Inwieweit auch die schwerwiegenden, größeren Drogendealer-Strukturen „aus dem Dunkel- ins Hellfeld“ geholt worden sind, könne aktuell noch nicht für den Bezirk Bergedorf gesagt werden. Die Zahl schwerwiegender Betäubungsmittel-Verfahren insgesamt in der Stadt stieg um knapp 30 Prozent auf 111 Fälle und damit auf einen neuen Höchststand.
Allianz Sicherer Bergedorfer Bahnhof ist eher unwahrscheinlich
Drogendelikte gehören klassischerweise zu den Kontrolldelikten. Hierbei haben die Hamburger Behörden eine statistische Zunahme im vergangenen Jahr in Kauf genommen. Das sei gleichermaßen „erwartbar und gewollt rund um den Hauptbahnhof“ gewesen, führte Innensenator Andy Grote bei der Präsentation der Zahlen im Polizeipräsidium am Bruno-Georges-Platz aus. Das liegt an der offensiven Vorgehensweise und dem vermehrten Polizeiaufkommen rund um den Hamburger Hauptbahnhof („Allianz sicherer Hauptbahnhof“) und somit im Bezirk Hamburg-Mitte (Anstieg der registrierten Straftaten um 25,2 Prozent) inklusive des Stadtteils St. Georg. Klassische Kontrolldelikte wie Schwarzfahren, Ladendiebstahl oder auch Besitz und Handel mit Betäubungsmitteln sollen eingedämmt werden.
Mit den sogenannten Quattro-Streifen aus Beamten der Polizei und Bundespolizei sowie Kräften der DB Sicherheit und Hochbahnwache, die ständig in diesem Bereich unterwegs sind, wurde der Druck erhöht. Kontrollkriminalität sei „der Treiber dieser Statistik“, konstatierte Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel.
Ähnliche Sicherheitsmaßnahmen für den Bergedorfer Bahnhof, der nach Auskunft des Senats auf eine Anfrage der CDU zu den zehn gefährlichsten Haltepunkten Hamburgs gehört, seien aktuell nicht geplant, sagt Florian Abbenseth. Unter anderem sei das jeweilige Personenaufkommen nicht miteinander zu vergleichen. Abbenseth sagt aber auch: „Wir beobachten aber auch dort die weiteren Entwicklungen.“
Deshalb fehlt der brutale Angriff auf einen Bergedorfer Zahnarzt
Übrigens: Der brutale Angriff auf einen Bergedorfer Zahnarzt, der am 20. Oktober von einem offenbar psychisch kranken 18-Jährigen mit einem Messer lebensgefährlich verletzt wurde, ist statistisch noch nicht in der PKS 2023 berücksichtigt worden. Die Ermittlungen zu dem versuchten Totschlag in der Bergedorfer Innenstadt dauern noch an. Mordfälle oder Mordversuche gab es im vergangenen Jahr in Bergedorf nicht, hingegen aber sieben Straftaten gegen das Leben (2022: vier erfasste Fälle).
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Betrugsfälle wiederum gingen im vergangenen Jahr in Bergedorf ebenfalls zurück: von 1168 auf 1037 erfasste Fälle (-11,2 Prozent). Allerdings haben die sogenannten Schockanrufe, bei denen Telefonbetrüger überwiegend ältere Menschen mit angeblichen Unfall- oder Tötungsgeschichten von Familienangehörigen stark unter Druck setzen und die Übergabe von Bargeld oder Wertsachen fordern, weiterhin Konjunktur. 57 erfolgreiche Betrügereien hinterließen bei den Opfern in Hamburg Schäden in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Ob dabei auch Bergedorfer betrogen wurden, weist die PKS nicht aus.