Hamburg. Inhaberin Marzieh Ali Khan hatte erst 2019 am Mohnhof eröffnet. Doch nicht allein Pandemie und Co. sind die Gründe für das Aus.

Als sie die Kündigung an den Vermieter eingeworfen hatte, da hätte es Marzieh Ali Khan am liebsten rückgängig gemacht und das Schreiben wieder aus dem Briefkasten gezogen. „Ich hatte so ein schweres Gefühl, es ging mir schlecht“, sagt die 45-Jährige – die nun aber dennoch die Reißleine gezogen hat: Ihr dreistöckiger Brautmodenladen „Vel.Vaol“ in bester zentraler Lage am Mohnhof in Bergedorf wird schließen. „Räumungsverkauf. Alles muss raus!“ steht in roten Lettern auf Plakaten an den Schaufensterscheiben.

Erst vor viereinhalb Jahren, im Frühjahr 2019, hatte die Hamburgerin den Laden in Bergedorf eröffnet. Die studierte BWLerin und Assistentin der Geschäftsführung kündigte damals ihren Job und wagte die Selbstständigkeit, bot in Bergedorf auf drei Etagen nicht nur Brautkleider an, sondern auch eine Änderungsschneiderei und Make-up für den „schönsten Tag im Leben“.

Brautmodenladen Vel.Vaol am Mohnhof in Bergedorf schließt

Doch 2020 kam Corona, ihr Laden war, wie so viele, wochenlang geschlossen. Und nach der Pandemie griff Putin die Ukraine an; in der Folge kam es zu Energiekrise und Inflation. Ihr Vermieter, die Firma Glunz, sagt Marzieh Ali Khan, sei damals die größte Hilfe gewesen: „Sie waren so herzlich, so nett und so entgegenkommend“, schwärmt sie in den allerhöchsten Tönen. „Sie haben mich immer unterstützt.“ Dennoch: All die Krisen, das räumt die 45-Jährige ein, waren schwierig fürs Geschäft.

Und sind es bis heute: „Diese Freude der Bräute, das ist weniger geworden“, hat sie festgestellt. Und nicht nur das: Das Geld sitzt nicht mehr ganz so locker. Ein Kleid soll nicht übertrieben teuer sein und gerne öfter als nur einmal getragen werden. Die Hochzeitsgäste halten sich ebenfalls eher zurück: „Jetzt sagen sich viele: Ich habe doch noch dieses Kleid im Schrank – und kaufen nicht mehr neu.“

Marzieh Ali Khan startete 2019 mit ihrem Brautmodenladen am Mohnhof 6.
Marzieh Ali Khan startete 2019 mit ihrem Brautmodenladen am Mohnhof 6. © BGZ / Christina Rückert | Christina Rückert

Trotzdem, sagt die 45-Jährige, gaben nicht finanzielle Schwierigkeiten den Ausschlag, den Laden zu schließen. Auch nicht die Konkurrenz durch den anderen Brautmodenladen im benachbarten Sachsentor. „Das war eher belebend: Wer da nichts gefunden hat, der kam zu mir“, meint sie. Vielmehr gebe es „persönliche Gründe“ für das Aus. Denn als Corona nicht abebbte, war Marzieh Ali Khan in ihren alten Job zurückgekehrt, um ein festes Einkommen zu haben. Der anspruchsvolle Hauptberuf und dazu ein eigenes Geschäft – das sei einfach nicht zu schaffen, sagte sie.

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Nun soll zum Juni Schluss sein. Bisherige Aufträge sind abgearbeitet und ihre weitere Ware bietet sie zu Nachlässen zwischen 10 und 30 Prozent an (Anmeldung für Bräute: Telefon 040/30 93 14 21, www.velvaol.de). Allerdings lässt sich die 45-Jährige noch eine Hintertür offen: Es gebe Interessenten für den durchaus profitablen Laden, sagt sie. Womöglich klappt doch noch eine Übernahme. Und auch sie selbst kann sich vorstellen, später noch einmal mit einem kleineren Laden und vielleicht einem überarbeiteten Konzept woanders durchzustarten. Denn: „Ich habe es geliebt“, sagt sie mit Nachdruck. Wenn Bräute am Laden vorbeikamen und fröhlich winkten, wenn ganze Familien zur Anprobe kamen, dann war auch Marzieh Ali Khan in ihrem Element. „Ich gehe definitiv mit einem weinenden Auge.“