Hamburg. Das Standesamt ist bis September ausgebucht. Aber Heiratswillige sind unsicher. Lässt sich die Hochzeitssaison noch retten?
Ja, die Liebe. Sie ist wunderschön – und oft verbunden mit dem Traum von der perfekten Hochzeit. Nur ist genau dieser Traum in der Pandemie mit vielen Unsicherheiten versehen. Hatten viele Paare ihre Hochzeitsfeier im ersten Lockdown noch zuversichtlich auf 2021 verschoben, so stehen alle Heiratswilligen nun erneut vor tausend Fragen. Kann überhaupt in diesem Sommer geheiratet werden? Und wenn ja, wo – und mit wie vielen Gästen? Was, wenn doch noch ein neuer Lockdown kommt?
Bei den Heiratswilligen scheint der Optimismus derzeit noch zu überwiegen: „Termine für Eheschließungen werden gut nachgefragt, sodass wir bis Anfang September 2021 ausgebucht sind“, sagt Bergedorfs Bezirksamtssprecherin Gabriele Günter. Schon in den ersten vier Monaten zeigte sich ein Plus: Bis Ende April sagten 91 Paare „Ja“, 19 mehr als im Vorjahreszeitraum.
Die zweite Saison in Folge kann abgeschrieben werden
Marzieh Ali Khan spürt von dem Trend allerdings nichts. Die Tonndorferin hat sich 2019 mit einem Laden für Braut- und Abendmoden am Mohnhof selbstständig gemacht – und muss nun schon die zweite Saison in Folge abschreiben. Seit Dezember ist der Laden coronabedingt zu, eine Sondergenehmigung wurde vom Amt abgelehnt.
„Nur zwischendurch durften wir für zwei oder drei Wochen nach Terminvereinbarung öffnen“, berichtet sie. „Uns hat es sehr hart getroffen, weil wir ein saisonales Geschäft führen. Die Hochsaison Januar bis Juni ist nun schon das zweite Jahr vorbei. Und generell, wenn keine Feierlichkeiten stattfinden, werden auch keine Kleider eingekauft.“
Online wird kaum Brautmode verkauft, das Erlebnis fehlt
Hinzu komme, dass ein Onlineverkauf bei Brautmoden nicht funktioniere: „Schließlich ist es nicht nur ein Kauf, sondern ein Ereignis, welches man mit den Liebsten teilen möchte.“ Die Geschäftsfrau findet es traurig, was Bräute ertragen müssen, „nämlich auf einen der schönsten Tage ihres Lebens zu verzichten“. Wer derzeit in Hamburg standesamtlich heiratet, darf keine Trauzeugen dabeihaben und – zum Leidwesen wiederum der Gastronomen – auch keine Party feiern.
„Viele Bräute haben letztes Jahr die Hochzeit auf dieses Jahr und nun wieder aufs nächste Jahr verschoben“, ist die Erfahrung von Marzieh Ali Khan. Einige seien auch schwanger geworden und könnten das Kleid nicht mehr tragen. „Andere haben durch die Pandemie zugenommen und wir mussten es umändern – Knopfleiste ab und Schnürring rein.“
Manche Paare hätten auch den Dauer-Lockdown nicht überstanden und sich getrennt. Andere seien aus der Pandemie aber gestärkt hervorgegangen. Den Kopf hängen lassen will Marzieh Ali Khan so oder so nicht: Sie hofft, wie auch andere Brautmodeläden, bald wieder ihre Bräute „mit einem Händedruck und einem Lächeln“ begrüßen zu dürfen.
Das Schloss ist für Trauungen bereits in 2021 ausgebucht
Die Chancen, dass das Geschäft „Traumhochzeit“ schnell wieder Fahrt aufnimmt, stehen jedenfalls recht gut. Für das nächste Jahr – immerhin eines mit einigen verlockenden Hochzeitsschnapszahlen wie dem 22.2.22 – seien bereits erste Termine im Standesamt gebucht, sagt Bezirksamtssprecherin Gabriele Günter.
Geheiratet werden könne in Bergedorf nach wie vor im Standesamt, im Schloss und im Rieck-Haus. „Wobei das Schloss für Eheschließungen im gesamten Jahr 2021 bereits ausgebucht ist.“ Natürlich komme es auch vor, dass Trauungen quasi in letzter Sekunde abgesagt und verschoben werden, so Günter. Das sei aber „eher selten“.