Hamburg. Vorsitzende sieht Schuld an gescheiterter Bewerbung „eindeutig bei der Stadt Hamburg“. Doch darunter sollen die Besucher nicht leiden.

Die Faszination des Weltalls und seiner Erforschung durch Astronomie und Astrophysik überdecken beim Förderverein der Hamburger Sternwarte den Frust: Kaum vier Wochen nachdem die Kultusministerkonferenz die Bewerbung des Observatoriums um den Titel als Weltkulturerbe bei der Unesco ausgebremst hat, präsentiert der Verein jetzt sein Jahresprogramm 2024.

Es ist so umfangreich wie immer – als hätte es den erneuten Dämpfer nach dem Scheitern der Welterbe-Bewerbung 2012/14 nicht gegeben: Mit zwölf Vorträgen, in der Bibliothek der Sternwarte am Gojenbergsweg 112, zahlreichen Führungen über das Gelände und diversen Beobachtungsabenden werden die Aktiven des Fördervereins wieder Tausende zur Sternwarte locken. Hinzu kommen Großveranstaltungen wie die Lange Nacht der Museen am 27. April oder dem Sternstunden-Festival mit Live-Musik am 21./22. Juli, die allein schon jeweils Hunderte bis weit über tausend Besucher zählen.

Förderverein: „Hamburg muss bereit sein, ernsthaft in Gebäude und Park zu investieren“

Mit Blick auf die Entscheidung der Kultusministerkonferenz gibt sich Fördervereinschefin Prof. Dr. Gudrun Wolfschmidt kämpferisch, sieht sie die Schuld am Scheitern der Bewerbung doch eindeutig beim Hamburger Senat. Auf Nachfrage unserer Redaktion sagt sie: „Ich denke, das von uns schon 2008 bei der internationalen Tagung historischer Sternwarten in Bergedorf entwickelte Grundkonzept wurde anerkannt. Nämlich mit unserem Observatorium im Mittelpunkt eine Bewerbung von Sternwarten zu starten, die den Übergang von klassischer Astronomie zur modernen Astrophysik an der Schwelle zum 20. Jahrhundert vor 120 Jahren zeigen. Die Kritik geht eindeutig an die Stadt Hamburg, die sich fragen muss, ob sie bereit ist, ernsthaft in die Gebäude und den Park zu investieren.“

Prof. Dr. Gudrun Wolfschmidt (l.), Vorsitzende des Fördervereins Hamburger Sternwarte mit den Vorstandskollegen Dr. Agnes Seemann und Dr. Wolf-Dietrich Kollmann.
Prof. Dr. Gudrun Wolfschmidt (l.), Vorsitzende des Fördervereins Hamburger Sternwarte mit den Vorstandskollegen Dr. Agnes Seemann und Dr. Wolf-Dietrich Kollmann. © BGZ

Und weiter: „Natürlich würde ich gern weitermachen – speziell mit dem Observatorium im argentinischen La Plata als Partner die von der Kultusministerkonferenz geforderte transnationale serielle Bewerbung zu starten. Mit den Kollegen dort sind trotz aller Wirren durch den neugewählten Präsidenten die Kontakte gut, was übrigens lange gedauert hat. Aber das weitere Vorgehen liegt nicht in meiner Hand. Hier hat jetzt die Kulturbehörde zu bestimmen.“

Ablehnung der Kultusministerkonferenz ist Thema bei Versammlung des Fördervereins

Von dort, wie vom gesamten Hamburger Senat, hat es seit dem negativen Votum vom 4. Dezember noch immer keine Reaktion gegeben. Damals entschied die Kultusministerkonferenz, die Sternwarte nicht auf die Liste der deutschen Bewerbungen bei der Unesco zu setzen. Begründung: Park und Kuppeln wirkten so, als hätte Hamburg kein Interesse, ausreichend Geld in ein angehendes Weltkulturerbe zu investieren.

Postkarte aus den ersten Jahren Hamburger Sternwarte nach ihrem Umzug 1912 vom Millerntor in Hamburg auf ihr noch baumloses neues Areal auf dem Gojenberg, hier aus Blickrichtung des Zugangs August-Bebel-Straße.
Postkarte aus den ersten Jahren Hamburger Sternwarte nach ihrem Umzug 1912 vom Millerntor in Hamburg auf ihr noch baumloses neues Areal auf dem Gojenberg, hier aus Blickrichtung des Zugangs August-Bebel-Straße. © BGZ

Eine Klatsche, die zumindest auf der Hauptversammlung des Fördervereins Hamburger Sternwarte am 5. Februar nochmal die Wogen hochschlagen lassen dürfte. Bis dahin ist das Jahresprogramm 2024 am Gojenbergsweg schon angelaufen. Den Anfang macht am Mittwoch, 17. Januar, um 20 Uhr Ingenieur Hartmut Warn, der die erstaunlich harmonischen Bewegungsstrukturen der Planeten nachzeichnet. Der Eintritt in die Bibliothek kostet jeweils 10 Euro, ermäßigt 7,50 Euro.

Mehr zum Thema

Zudem gibt es immer sonntags um 14 Uhr Führungen über das Gelände und in die Kuppeln. Und am 3. Januar sowie jeden ersten Mittwoch im Monat bis April und dann wieder ab Oktober lädt der Förderverein stets für 19 Uhr zu Beobachtungsabenden ein. Auch hier kostet die Teilnahme 10, ermäßigt 7,50 Euro. Eine Anmeldung ist jeweils nicht erforderlich.

Vorträge zu diversen Themen der Astronomie oder der Geschichte der Naturwissenschaften und auch der Welterbe-Bewerbung gibt es jeweils am dritten Mittwoch in jedem Monat um 20 Uhr in der Bibliothek. So heißt es am 21. Februar um die Geschichte der Navigation, am 20. März um die Geschichte des Lebens auf der Erde und am 17. April um sogenannte „Weiße Zwerge“ am Himmel. Alle Details, auch die den Großveranstaltungen auf der Sternwarte, finden sich auf der Homepage des Freundeskreises Hamburger Sternwarte unter www.fhsev.de im Internet.