Hamburg. In den Vier- und Marschlanden sind Bäume die Ausnahme. Umweltschützer wollen das ändern – und gründen VuM-Baum. Infoabend im Februar.

Umweltschützer aus den Vier- und Marschlanden verfolgen ein gemeinsames Ziel: Sie wollen möglichst viele Bäume in den Dörfern pflanzen – in Form von Einzelbäumen, aber auch als (kleine) Wälder, die schädliches Kohlendioxid (CO₂) binden und Sauerstoff produzieren können. Die Aktivisten suchen Wiesen, Äcker und Brachflächen, um möglichst viele Bäume pflanzen zu können.

Denn in den Vier- und Marschlanden seien Bäume eher selten, betont Hilmar Kunath aus Kirchwerder: „Außer kleinen Baumgruppen und -streifen gibt es Wälder nur in der Reit und bei den Besenhorster Sandbergen.“ Ideal wäre eine einen Hektar große Fläche, doch auch mehrere kleinere Flächen würden das Vorhaben voranbringen. Die Naturschützer suchen auch weitere Mitstreiter, wollen ihr Netzwerk ausbauen – und einen Verein gründen, am 2. Februar. An dem Tag soll es auch Vorträge von Experten geben, zu denen alle Interessierten willkommen sind.

Wie ein Verein aus Wiesen Wälder machen will

Im Saal des Wohnprojekts Stadt-Land-Fluss in Ochsenwerder (ehemals Rieges Gasthof) am Ochsenwerder Kirchendeich geht es am Freitag, 2. Februar, von 19 Uhr an (Einlass ab 18.30 Uhr) um Bäume. Unter dem Motto „Fürs Klima – Pflanze Deinen Baum“ soll darüber diskutiert werden, ob Bäume überhaupt in die Kulturlandschaft Vier- und Marschlande passen, wo möglicherweise auch Sträucher und Moore angelegt werden können.

„Uns geht es um Biodiversität, um Artenvielfalt“, sagt Katharina Hoenig (42) aus Ochsenwerder. Fragen sollen an dem Abend gestellt und beantwortet werden. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Der Eintritt ist frei. Um Spenden für die Institutionen, die Redner entsenden, wird gebeten.

Vorträge und Diskussionen um Gründungstag

Als Redner konnte die Initiative Vertreter durchaus namhafter Organisationen gewinnen: Alf Jark von der Stiftung Klimawandel referiert zum Thema „Wie Bäume dem Klima helfen“. Wie und wo Bäume gepflanzt werden, weiß der Referent der Organisation Citizens Forests, die weltweit nach japanischer Methode Miniwälder anlegt und auch in Hamburg schon Bäume gepflanzt hat. Die hamburgische Stiftung Lebensraum Elbe entsendet Lina Güssefeld, die von den Erfahrungen mit Weidenpflanzungen an der Bunthäuser Spitze berichten wird.

Weiteres Thema soll die naturnähere Gestaltung der Flächen der Sternwarte am Gojenbergsweg 112 sein. „Dafür haben andere bereits ein Konzept geschrieben, mit den Maßnahmen hat man bereits begonnen“, weiß Axel Schult aus Ochsenwerder. Das Konzept wird den Besuchern vorgestellt, die sich auch als Helfer melden können, um vor Ort mitanzupacken. Von Baumpflanzungen in Reitbrook, die für das erste Quartal 2024 vom Verein Tomatenretter geplant sind, wird Hilmar Kunath berichten, der sich auch bei den Tomatenrettern engagiert.

Vor dem Infoabend wird der Verein „VuM-Wald“ gegründet. „Wir sind genug Leute dafür und die Satzung steht“, sagt Axel Schult. Wie hoch der Mitgliedsbeitrag sein wird, ist noch nicht klar. Die Summe wird aber bis zum 2. Februar feststehen. Nach den Vorträgen der Experten können die Besucher Mitglieder des neuen Vereins werden.

Bereits diverse Flächen angesehen, darunter auch große

Die Naturfreunde, deren harter Kern aus zehn Aktivisten besteht, haben sich bereits einige Flächen angesehen. Nachdem die Bergedorfer Zeitung Ende Mai erstmals über das Projekt berichtet hatte, hätten sich mehrere Grundeigentümer bei ihnen gemeldet, aus den Vier- und Marschlanden und Umgebung, etwa Lauenburg, berichtet Katharina Hoenig.

Meist handele es sich um Grün- und Brachflächen, die nicht als Bau- oder Ackerland genutzt werden dürfen, betont Schult. Unter den Flächen war auch eine Lichtung in einem Wald, eine Lücke, die der Eigentümer mit weiteren Bäumen schließen möchte. Einige der besichtigten Flächen seien rund einen Hektar groß, berichten die Naturschützer.

„Wo ist Platz für Bäume?“: Anna Kreikemeyer und ihr Ehemann Hilmar Kunath aus Kirchwerder gehören ebenfalls zu der Wald-Gruppe, die möglichst viele Bäume in den Vier- und Marschlanden pflanzen möchte, um das Klima zu verbessern. 
„Wo ist Platz für Bäume?“: Anna Kreikemeyer und ihr Ehemann Hilmar Kunath aus Kirchwerder gehören ebenfalls zu der Wald-Gruppe, die möglichst viele Bäume in den Vier- und Marschlanden pflanzen möchte, um das Klima zu verbessern.  © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Sie wollen sich wegen der bereits angeschauten Flächen erst einmal untereinander in der Gruppe austauschen, zumal noch nicht geklärt sei, wo Boden gekauft werden soll und ob ein Erwerb des Landes zwingende Voraussetzung für Baumpflanzaktionen durch die Gruppe ist. Denkbar sei auch die Bepflanzung fremder Grundstücke, doch dann müsse geklärt werden, dass die Flächen für jedermann zugänglich bleiben und dass die Bäume nicht gefällt werden dürfen, etwa, um mit dem Holz Profit zu erwirtschaften.

„Flächen müssen nicht brach daliegen. Sie können naturnah bepflanzt werden“

„Wir freuen uns aber auch, wenn wir Leute dazu bewegen können, in ihrem Garten einen Baum zu pflanzen oder mit uns gemeinsam eine Hecke naturnah gestalten“, sagt Katharina Hoenig und fügt hinzu: „Flächen müssen nicht brach daliegen. Sie können naturnah bepflanzt werden.“ Die einmal investierte Arbeit habe eine großen, langfristigen Positiv-Effekt für Umwelt und Klima.

„Es braucht allerdings Menschen, die das angehen“, sagt die 42-Jährige, die als Lehrerin arbeitet und an ihrer Schule, der Elbinselschule in Wilhelmsburg, Umwelt- und Klimaschutzbeauftragte ist. Auch Schult hat beruflich mit Umweltschutz zu tun: Der Boots- und Schiffbaumeister ist in seiner Firma für Energiemanagement zuständig.

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Die Umweltschützer aus den Vier- und Marschlanden sind nicht die einzigen, die Flächen für eine naturnahe Gestaltung suchen, betont Katharina Hoenig: „Viele Umweltstiftungen suchen ebenfalls nach Flächen.“ Mit ihnen will der dann gegründete Verein VuM-Wald weiterhin kooperieren, auch bei der Bepflanzung von stiftungseigenen Flächen in den Vier- und Marschlanden mitwirken.

Informieren, Wissen erweitern und das Netzwerk ausbauen

Im kommenden Jahr wollen die Mitglieder des dann neu gegründeten Vereins sich auch weiter informieren, ihr Wissen zu dem Thema ausbauen und ihr Netzwerk zu Gleichgesinnten, darunter auch Stiftungen, ausbauen. Die Gruppe trifft sich seit einem Jahr regelmäßig. Neben den vierteljährlichen Treffen aller Beteiligten gibt es häufigere Zusammenkünfte von Arbeitsgruppen an wechselnden Orten.

Die Naturfreunde sind per E-Mail erreichbar, unter der Adresse vum-wald@web.de. „Wenn jemand Interesse bekundet, nehmen wir ihn gern in unseren E-Mail-Verteiler auf und informieren ihn über die Termine unserer Zusammenkünfte“, sagt Schult.