Bergedorf. Anna Kreikemeyer und Hilmar Kunath wollen einen Verein gründen, suchen eine freie Fläche. Was die Eheleute genau vorhaben.

Die Natur und das Klima liegen ihnen am Herzen: Anna Kreikemeyer (63) und ihr Ehemann Hilmar Kunath (73) aus Kirchwerder wollen mit weiteren Mitstreitern möglichst viele Bäume in den Vier- und Marschlanden pflanzen, um mehr schädliches Kohlendioxid (CO₂) zu binden und Sauerstoff zu produzieren. Die Initiative sucht dafür nun möglichst große Freiflächen.

Das Ehepaar, das mit Katharina Hoenig und Petra Diehl den harten Kern der Initiative bildet, ist gut vernetzt, auch mit anderen Initiativen, gewinnt immer mehr Gleichgesinnte für das Projekt. „Wir haben auch bereits mit dem zuständigen Bergedorfer Revierförster gesprochen“, sagt Anna Kreikemeyer, die als Politikwissenschaftlerin an der Universität Hamburg forscht.

Ehepaar will aus Wiesen in den Vier- und Marschlanden Wald machen

Gesucht werden nun Wiesen, Äcker und Brachflächen, um möglichst viele Bäume pflanzen zu können. Denn in den Vier- und Marschlanden seien Bäume eher selten, betonen die Eheleute: „Neben kleinen Baumgruppen und -streifen gibt es Wälder nur in der Reit und bei den Besenhorster Sandbergen“, sagt Kunath. Ideal wäre eine einen Hektar große Fläche, doch auch mehrere kleinere Flächen würden das Vorhaben voranbringen.

Gepflanzt werden sollen einheimische, widerstandsfähige (etwa gegen Hitze) Baumarten wie Eschen und Erlen, vor allem Laubbäume, aber auch Nadelbäume wie Douglasien. „Sie vertragen den hohen Grundwasserspiegel des Marschbodens“, sagt Kunath, pensionierter Lehrer. Der Initiative sei Arten- und Sortenvielfalt wichtig, will möglichst schnell pflanzen.

Auf einem Hektar Fläche haben einige Hundert Bäume Platz

Gekauft werden sollen zwei- bis vierjährige Bäume, die etwa 60 Zentimeter hoch sind. Sie würden pro Stück wenige Euro kosten. Das Ehepaar bekomme dank guter Kontakte zu Förstern „einen guten Preis“, sagt Anna Kreikemeyer. Mit Körben aus Drahtgeflecht („Halskrausen“) sollen die jungen Bäume vor Wild und Wind geschützt werden. Im besten Falle, wenn die Initiative genug Fläche(n) findet, müssten „mehrere Tausend Euro für Bäume und Schutzmaßnahmen“ investiert werden, berichten die Initiatoren.

Ein Hektar Fläche böte Platz für mehrere Hundert Bäume. „Allerdings müssen wir auf den einzelnen Flächen mehr Bäume pflanzen, als wir benötigen, weil nicht alle durchkommen, etwa aufgrund von Schädlingsbefall“, sagt Kunath. Gepflanzt werden soll „über mehrere Jahre“ in ausschließlich ehrenamtlicher Arbeit.

Die „Stiftung Vier- und Marschländer Wald“ soll gegründet werden

Wesentlich mehr Geld wird für den Kauf einer großen Fläche benötigt. Deshalb soll noch in diesem Jahr ein Verein gegründet werden – und anschließend die „Stiftung Vier- und Marschländer Wald“. Der Verein werde Spenden sammeln, Crowdfunding-Aktionen starten und Kredite aufnehmen. „Wir strecken aber schon jetzt unsere Fühler nach verfügbaren Flächen aus“, sagt Kunath. Alle freien Flächen seien willkommen, auch kleine. „Kleinere Flächen wollen wir pachten oder – noch besser – den Eigentümer mit ins Boot holen“, sagt Anna Kreikemeyer.

Die Initiatoren wissen, wovon sie sprechen: Kunath besitzt seit 34 Jahren 2,5 Hektar Wald in der Nordheide, hat „Erfahrung mit Naturwald“, wie er sagt. Dort pflanzte er vor allem Buchen und Rote Stieleichen. „Vorher gab es da nur Kiefern und Fichten. Das war damals rein wirtschaftlich ausgerichtet, reine Forstwirtschaft um Holz zu ernten“, sagt der 73-Jährige. Dort, in seinem Wald, erfüllte sich Kunath einen Kindheitstraum: „Ich habe jahrelang in einem Wald gewohnt, in einem kleinen Häuschen.“ Auf Dauer sei es ihm dort aber „zu einsam“ gewesen. Deshalb vermietete er das Haus.

Die ersten Bäume sollen schon bald gepflanzt werden

Bereits im vergangenen Jahr konnten die Naturfreunde in Kooperation mit weiteren Initiativen, den Reitbrooker Tomatenrettern und dem Klimaprojekt an der Stadtteilschule Kirchwerder, einzelne Bäume im Landgebiet pflanzen. „Wir wollen die Menschen aus der Nachbarschaft einbeziehen und zum Mitmachen bewegen. Sie sollen auch ‘ihren’ Baum pflanzen können“, sagt Anna Kreikemeyer. Dadurch würden weitere Menschen für die Natur sensibilisiert, „außerdem sind wir kein Einpflanzservice“, sagt die 63-Jährige.

Auch Imker aus der Region sollen für das Projekt gewonnen werden. Sie könnten ihre Bienenstöcke neben Blühwiesenstreifen und Wildobsthecken am Rand des oder der Wäldchen aufstellen. Wachsen erst einmal Bäume, könnten „Waldfeste“ mit allen Unterstützern gefeiert werden, betont Anna Kreikemeyer.

Wichtig ist den Initiatoren, dass bei den Baumpflanzungen „keine kommerzielle Nutzung und kein finanzieller Profit“ vorgesehen seien. Kunath: „Wir wollen lediglich der Natur Raum geben. Das Projekt wird dauerhaft dem Naturschutz gewidmet sein.“

Wer die Initiative unterstützen möchte, als ehrenamtlicher Mitstreiter oder mit freien Flächen, erreicht sie per E-Mail an vum-wald@web.de. „Auch Vereine und andere Initiativen sind willkommen“, sagt Anna Kreikemeyer.