Reitbrook. Der Verein will alte, oft deutlich schmackhafte Sorten retten. Wie das geht, zeigen die Gemüseexperten in kostenlosen Kursen.

Die Tomatenretter schaffen ein Saatarchiv für Kleinproduzenten in der Region. Der Verein mit Sitz in Reitbrook baut jährlich mehr als 100 samenfeste und naturbelassene Tomatensorten an. Dadurch wollen sie sogenannte alte Sorten retten und unabhängig vom weltweiten Saatgutmarkt sein, der nach Angaben des Vereins unter der Kontrolle weniger global agierender Konzerne ist. Nun, Ende Juli, steht die jährliche Entnahme der Tomatensamen an. Interessierte können dabei mithelfen und das Prozedere erlernen.

Tomatenretter bieten Einführung in die Saatentnahme

Eine Einführung in die Saatentnahme mit ausführlichem Praxisteil dauert etwa drei Stunden – Geschmacksproben inklusive. Der Start der Kurse auf dem Vereinsgelände am Reitbrooker Hinterdeich 291 ist für Sonnabend, 23. Juli, 14 bis 17 Uhr geplant. Die Teilnahme ist kostenlos. Die in sich abgeschlossenen Kurse sollen – nach Absprache mit den Interessenten – sonnabends, dienstags, mittwochs und donnerstags angeboten werden.

„Wenn es gefällt, können die Beteiligten wiederkommen und in einem Folgekurs – dann als einer der Anleiter – mitwirken“, sagt Hilmar Kunath aus der Saatgruppe der Tomatenretter. Der 72-Jährige gehört mit Arndt Niemeyer zu den Gründungsmitgliedern des Vereins, der vor neun Jahren ins Leben gerufen worden ist.

Kurse für Schüler und Erwachsene

Auch Kurse für Schüler und auch für Erwachsene werden von den Tomatenrettern angeboten. Wer die Saatgewinnung lernen möchte, der meldet sich per E-Mail an info@tomatenretter.de. Je nach Anzahl der Teilnehmer bitten die Tomatenretter um das Tragen von FFP2-Masken, um alle Beteiligten während der Kurse vor Corona zu schützen.

Samenentnahme bei einer aufgeschnittenen Fleischtomate. Wie das genau funktioniert, wird im Kursus gezeigt.
Samenentnahme bei einer aufgeschnittenen Fleischtomate. Wie das genau funktioniert, wird im Kursus gezeigt. © Tomatenretter | Tomatenretter

Neben etlichen Aktiven, die vor Ort mit anpacken, besteht der unkommerziell agierende Verein aus rund 300 Fördermitgliedern, die das Projekt finanziell mit mindestens 5 Euro im Monat unterstützen und dafür regelmäßig Tomaten (drei Kilogramm jährlich, dann zum halben Marktpreis) und Tomatensamen erhalten. Wer mit anpackt, der erhält mehr. Die Tomatenretter bauen auch anderes Gemüse an. Deshalb gehört neben dem Jäten von Unkraut auch das Absammeln von Kartoffelkäfern zu den eher ungeliebten Arbeiten.

Mehr als 360 Sorten wurden bereits katalogisiert

Die Tomatenretter bewirtschaften gut einen Hektar Land und 1500 Quadratmetern unter Glas in drei Gewächshäusern. Mehr als 360 Sorten haben die Tomatenfreunde bisher katalogisiert. Sie erhalten die verschiedenen Sorten durch ständigen Wiederanbau und versenden deren Saatgut von der letzten Novemberwoche bis zur ersten Märzwoche im Hamburger Raum.

Betrieben werde ein naturbelassener Anbau der Tomaten mit „befreundetem Gemüse“, Kräutern und Blumen. Achtsamkeit gegenüber Erde und Menschen, also auch die nicht kommerzielle Produktionsweise seien den Tomatenrettern wichtig. Etwa zwei Tonnen Tomaten würden sie jedes Jahr ernten.

Tomatensorten werden ihnen aus aller Welt zugeschickt

Weitere Tomatensorten bekommen die Tomatenretter nicht mehr von Bio-Anbietern, sondern sie werden ihnen von Tomatenfreunden und -freundinnen aus aller Welt zugeschickt. Wenn die Tomatenkenner mehrheitlich zufrieden seien, (unter anderem durch Geschmacksproben), würden diese Pflanzen in den Erhaltungsanbau in Reitbrook integriert.

Der Wunsch nach schmackhaftem Gemüse war mit ein Grund, mit dem Pflanzen zu beginnen, teilen die Retter mit. Schnell hätten sie entdeckt, dass „altes“, samenfestes Gemüse reichhaltiger schmeckt als die F1-Hybrid-Züchtungen, die es im Supermarkt zu kaufen gibt. Es gehe ihnen aber eben auch um Vielfalt. Wissenstransfer und Austausch von Samen werde auch mit internationalen Kontakten gepflegt, zum Beispiel mit einem Dorf in Guatemala.

Weitere Infos und Kontakt auch auf Facebook oder per E-Mail an info@tomatenretter.de.