Bergedorf/Wentorf. Unternehmerin erhielt das Bundesverdienstkreuz für Engagement – auch dank Wim Thoelke, Michael Schanze und Franz-Josef Strauß.
Legendär war ihre Gartenzwerg-Versteigerung im Haus im Park für den guten Zweck: Lisa Marks hatte es tatsächlich geschafft, Prominente wie CSU-Chef Franz-Josef Strauß und Kult-Moderator Michael Schanze zu überzeugen, Rohlinge für ihre Aktion zu bemalen und an ihr Büro im Möbelpark Sachsenwald zu schicken. Und natürlich war auch der Abend im Villengebiet selbst mit Prominenz gespickt, sorgte doch kein Geringerer als Musiker und Moderator Bill Ramsey auf der Bühne für Stimmung.
„So war meine Mutter: Immer engagiert für Ideen, die Menschen zusammenbringen. Und dabei gern bekannte Gesichter einbeziehen, aber auch alle anderen. Ein Motor für buchstäblich überraschende Projekte, bei denen sie stets an alle gedacht hat. Bei ihr ist niemand auf der Strecke geblieben“, sagt Tochter Antje Stapelfeldt über eine Unternehmerin mit großem Herz für die Menschen. Als Mitglied der Chefetage im Möbelpark Sachsenwald, dem heutigen Schulenburg, hatte sie aber auch klare Vorstellungen, wie Probleme gelöst werden müssen. Jetzt ist Lisa Marks mit 90 Jahren gestorben.
Mit Ehemann Joachim baut Lisa Marks den Möbelpark Sachsenwald auf
Dass es zuletzt ruhig geworden war um sie, passt so gar nicht zu der ausgebildeten Verwaltungsfachangestellten, die 1956 Joachim Marks heiratete und damit Teil der Bergedorfer Möbeldynastie wurde. Denn kaum waren die Kinder Joachim jr. und Antje Mitte der 70er-Jahre aus dem Gröbsten heraus, wagten Lisa und Joachim Marks beruflich den größten Schritt ihres Lebens: Sie setzten auf den Trend zum „Wohnkaufhaus“ und bauten in Wentorf, mitten zwischen Feldern und Wiesen, den Möbelpark Sachsenwald mit damals unvorstellbar großen 6000 Quadratmetern Verkaufsfläche.
1979 eröffnet, sollte das Haus weit bekannter werden als das 1912 am Mohnhof in Bergedorf von Schwiegervater Friedrich als Möbeltischlerei gegründete Stammhaus Möbel Marks. Zwar blieben alle beide unter dem Dach des Familienunternehmens, doch man beobachtete vom Mohnhof aus schon sehr kritisch, wie sich Lisa und Joachim „da draußen in Wentorf“ schlagen. Zwar hatten sich die zwei so vor allem aus der unternehmerischen Enge am Mohnhof befreien wollen, doch die neue Dimension machte die Eheleute zu einem Erfolgsduo, das sich gegenseitig perfekt ergänzte.
Lisa Marks entwickelt Fingerspitzengefühl für Trends im Wohnbereich
Während Joachim als Manager die Finanzen verantwortete, fand Lisa Marks im Umgang mit der Öffentlichkeit, den Kunden und auch den Mitarbeitern ihre Berufung. Hier war sie sogar so erfolgreich, dass viele sie für die eigentliche Chefin des Hauses am Südring in Wentorf hielten. Tatsächlich aber steckte Teamarbeit hinter dem Erfolg, vor allem der beiden Eheleute, aber auch der Mitarbeiter, wie beide immer wieder betonten.
So wuchs das Team im Möbelpark über die Jahre schließlich auf deutlich mehr als 100 Personen. Und auch das Angebot und die Vielfalt der Abteilungen steigerte sich, wobei Lisa Marks viel Fingerspitzengefühl für Trends entwickelte. Die einstige Verwaltungsfachangestellte, die im Bergedorfer Bezirksamt an der Kasse saß, entwickelte im Möbelpark die Abteilung für Lampen, das Gartencenter und nicht zuletzt auch die immer größer werdende Boutique mit Wohnaccessoires, Geschirr und vielem mehr, die sich heute in jedem Möbelhaus findet.
Engagement im Lions Club, für das Pflegeheim Moosberg und die Wirtschaft
Ein Gespür für Menschen und ihre Bedürfnisse, mit dem Lisa Marks von Anfang an auch über den Möbelpark hinaus wirkte. So engagierte sie sich im Lions Club Hamburg-Harvestehude, gründete den Freundeskreis des Pflegeheims Moosberg in Lohbrügge, mit dem die resolute Unternehmerin dort auch Missstände anprangerte, und sie engagierte sich mit unzähligen Aktionen im Umfeld des Möbelparks. Dazu gehörte neben der Gründung der Wirtschaftsinitiative Wentorf (WiW) als Konkurrenz zu dem in ihren Augen „verschlafenen“ Gewerbebund eine riesige Vielfalt von Veranstaltungen im Möbelpark und auf seinem Parkplatz.
Hier organisierte sie die riesigen Flohmärkte, die Gartenmesse, das Begleitprogramm zu den offenen Sonntagen und Kultur aller Art bis hin zu Modenschauen, „bei denen auch ich als Tochter mit meinen Freundinnen natürlich mitlaufen musste“, erinnert sich Antje Stapelfeldt (60). „Aber wir haben das immer sehr gern getan, auch weil meine Mutter ein Händchen dafür gehabt hat, nicht nur jeden einzubinden, sondern auch alle zu motivieren.“
Michael Schanze im Skilift überzeugt, einen Gartenzwerg zu bemalen
Natürlich gehörte für Lisa Marks auch im Möbelpark Prominenz zum Erfolg. „Und da kannte sie keine Schüchternheit“, weiß Sohn Joachim Marks (62). „Als ihr in den Sinn kam, Wim Thoelke von der Kult-Show ,Der große Preis‘ als Moderator der Modenschau in unser Haus nach Wentorf zu holen, hat sie ihn einfach angerufen. Und er ist gekommen.“ Ähnlich direkt hatte sie übrigens auch Michael Schanze zum Bemalen des Gartenzwergs für ihre Versteigerung im Haus im Park gebracht: „Im Ski-Urlaub saß sie im Sessellift zufällig neben ihm. Und als sie oben angekommen waren, hatte sie seine Zusage.“
Mit ihrer offenen, herzlichen Art hat sich Lisa Marks viele Freunde gemacht. Auch Prominente wie Dagmar Berghoff oder Heidrun von Goessel gehörten dazu. Aber auch ihr ehrenamtliches Engagement zog weite Kreise. 2012 erhielt sie dafür das Bundesverdienstkreuz.
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Als Joachim Marks damals an Altersdemenz erkrankte, war es für seine Frau selbstverständlich, ihn in ihrem Haus in Reitbrook zu pflegen. Er starb 2015, ein Jahr, nachdem der Möbelpark Sachsenwald an den Schulenburg-Konzern verkauft worden war, Sohn Joachim Marks aber Geschäftsführer geblieben war.
Kurze Zeit später erhielt auch Lisa Marks die Diagnose Demenz. Solange es ging, blieb sie noch in ihrem Haus, bevor sie 2018 ins „Mutter Eva von Tiele Winckler“-Heim nach Wentorf zog – ganz in die Nähe ihrer beiden Kinder und deren Familien. Dort ist sie am vergangenen Sonntag gestorben.
Die Trauerfeier für Lisa Marks ist wegen der Feiertage erst für Freitag, 12. Januar, um 10.30 Uhr in der Kirche St. Petri und Pauli geplant. Anschließend erfolgt die Beisetzung auf dem Bergedorfer Friedhof im Familiengrab nahe der Kapelle I, August-Bebel-Straße 200.