Hamburg. Infinitas-Kay-Stiftung gibt 10-Millionen-Euro-Projekt im Bergedorfer Villengebiet auf. Grund sind mehrere traurige Ereignisse.
Das 10-Millionen-Euro-Projekt Hospiz im Park ist gescheitert. Die Infinitas-Kay-Stiftung hat den Kaufvertrag für das Gelände direkt neben dem Haus im Park im Bergedorfer Villengebiet aufgelöst, kurz bevor die Ausstiegsklausel zum Jahreswechsel ausgelaufen wäre. „Es tut mir im Herzen weh, den Traum von einem modernen Hospiz aufgeben zu müssen, das jungen und alten Menschen die Chance geben sollte, ihr Leben bis zum Schluss selbstbestimmt zu leben“, sagt Marianne Kay, deren Ehemann und Stiftungsgründer Hans-Michael Kay im Herbst 2022 völlig überraschend gestorben war.
Sein Tod und ein zweiter Schicksalsschlag sind die Gründe, dass Marianne Kay als einzig verbliebene Vorständin dieses größte Projekt der 2008 gemeinsam gegründeten Stiftung aufgibt: „Es ist mir mit meinen mittlerweile 75 Jahren einfach nicht möglich, das alles allein zu stemmen. Zwar habe ich ein wunderbares und engagiertes Kuratorium, doch dessen Mitglieder stehen alle selbst noch mitten im Berufsleben. Und das Hospiz braucht ehrenamtliches Engagement in Vollzeit. Vor allem beim Werben um Spenden.“
Hospiz im Park: Infinitas-Kay-Stiftung gibt geplantes Projekt in Bergedorf auf
Tatsächlich erwies sich die Spendenakquise als Achillesferse des Projekts. Denn es hätten mehrere Millionen Euro eingesammelt werden müssen, um das Gelände von der Körber Stiftung kaufen und darauf anschließend den markanten, von Holz und Glas dominierten Bau realisieren zu können. Entworfen von der Oldenburger Architektin Andrea Geister-Herbolzheimer wäre das Hospiz im Park ein freundlicher Ort geworden. Direkt neben dem Haus im Park sollte es eine moderne Appartement-Anlage werden, in der vor allem junge, unheilbar kranke Menschen ihre letzten Tage und Wochen fast wie im Urlaub hätten verbringen dürfen.
„Ich habe nie die Hoffnung aufgegeben, vielleicht doch noch einen oder zwei Großspender zu finden, die dieses Projekt zu ihrem gemacht hätten“, sagt Marianne Kay, die sich tatsächlich über viel Unterstützung menschlicher und auch finanzieller Art für ihre Stiftung freuen konnte. „Aber leider sind die vergangenen zwei Jahre durch Corona, Putins Ukraine-Krieg und unsere wirtschaftlichen Probleme in Deutschland keine gute Zeit für solche Glücksfälle gewesen. Jedenfalls nicht für mich.“
Auch neuer Co-Vorstand der Infinitas-Kay Stiftung überraschend gestorben
Das Jahr 2023 ist für sie dann zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle geworden, hat Marianne Kay neben potenziellen Spendern doch auch Kontakt zu diversen Stiftungen und karitativen Organisationen wie etwa dem Deutschen Roten Kreuz oder den Maltesern aufgenommen. „Alle waren begeistert, und die Berliner Stiftung ,Junge Erwachsene mit Krebs‘ sogar ganz besonders. Ihr Vorstand, Prof. Dr. Matthias Freund aus Bergedorf, wurde sogar mein Co-Vorsitzender. Es passte alles, er hätte in die Rolle meines Mannes als Manager des Hospiz-Projektes schlüpfen können.“
Doch im September schlug das Schicksal erneut zu: Auch Matthias Freund starb völlig überraschend – und damit auch Marianne Kays neu aufkeimende Hoffnung: „Trotz aller Trauer um meinen Mann fühlte es sich mit Matthias Freund wieder gut an. So, als könnte der Traum von Hans-Michael und mir doch noch Wirklichkeit werden“, beschreibt sie das Hospiz als ein Projekt, mit dem sich der Kreis ihres gemeinsamen Lebens nach über einem halben Jahrhundert geschlossen hätte.
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„Anfang der 70er-Jahre haben wir als junges Ehepaar in Glinde ein Haus gebaut. Damals fast ohne Geld, aber mit viel Vertrauen auf die Zukunft.“ Ein Wagnis, das seinerzeit gelungen ist und die Kays ihr ganzes Leben lang eng zusammengeschweißt hat. „Das Hospiz wäre jetzt das Gegenstück dazu am Ende unserer gemeinsamen Jahre gewesen“, sagt Marianne Kay. „Aber es sollte wohl nicht sein.“
Trotzdem will die Stifterin die Hoffnung nicht aufgeben, dass alles doch noch ein gutes Ende nimmt. „Die Architektenpläne, die unzähligen Ideen und sonstigen Kleinigkeiten, die zum Hospiz im Park gehören, gibt es ja. Es wäre mein Traum – und ganz sicher auch der von Hans-Michael – wenn ich alles das an jemanden übergeben könnte, der das realisieren will. Wenn auch vielleicht an anderer Stelle als im Bergedorfer Villengebiet. Denn Hospize gibt es in Deutschland bei Weitem noch immer nicht genug.“