Hamburg. Politik soll am 6. Dezember grünes Licht für B-Plan geben – dabei hatten Pächter sich emotional für ihre Schrebergärten eingesetzt.

Ein Riesenprojekt im Bezirk Bergedorf könnte am Mittwoch, 6. Dezember, die nächste Hürde nehmen. Dann soll der Stadtentwicklungsausschuss den Bebauungsplan 99 für den Innovationspark am Curslacker Neuen Deich absegnen. Bis zum 18. September konnten Bürger den B-Plan im Rathaus einsehen. Das wichtigste Thema bei den erfolgten Eingaben: die Kleingartenparzellen, die dem Neubau des Körber-Konzerns weichen müssen. Mit teils verzweifelten Appellen wandten sich Pächter an die Verwaltung – vergebens.

„Die uns angebotenen Ausgleichsflächen sind nicht bezugsfertig und werden es so schnell auch nicht. Ein Umzug ist daher unzumutbar und faktisch unmöglich“, heißt es in einer Stellungnahme. Die angebotenen Ersatzparzellen am Speckenweg seien zudem teils kleiner.

Bezirk hält den Innovationspark des Körber-Konzerns für wichtiger als Kleingärten

Der betroffene Kleingärtner spricht davon, dass er zurzeit 660 Quadratmeter Fläche betreibt, am neuen Standort sollen ihm jedoch nur 340 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Außerdem stehe in seinem Garten ein Häuschen, für das er 9000 Euro bezahlt habe, die Entschädigung betrage nur 7000 Euro.

„Es dauerte 30 Jahre, um alles zu errichten und alles so zu formen, wie es jetzt ist“, beklagt der Pächter und spricht von einem „schweren emotionalen Schaden“. Auch der Verein habe in den vergangenen Jahren viel investiert. Für Stromleitungen, ein neues Büro und Sanitäranlagen hätten die Mitglieder 34.000 Euro gestemmt. Das Fazit des Kleingärtners: „Menschlichkeit sieht anders aus“.

Schrebergartenanlage hätte einen hohen Erholungswert

In anderen Stellungnahmen wird betont, dass die Schrebergartenanlage einen hohen Erholungswert hätte. „Es leben zahlreiche kleine Säugetiere in den Kleingärten und umliegenden Büschen“, heißt es da. Ein Imker könne zudem nicht ohne Weiteres einen neuen Standort für seine Bienen finden.

Der Bezirk hält bei seinen Antworten auf die Stellungnahmen dagegen: „Ohne Überplanung der Kleingartenanlage wäre die Errichtung des Innovationsparks nicht möglich.“ Das Projekt habe eine sehr hohe Bedeutung für die Stadt Hamburg und den Bezirk.

Kündigungen für Schrebergärtner sollen am 3. Februar erfolgen

Im Gegensatz zu der vom Körber-Konzern geplanten „Fabrik der Zukunft“ seien die Schrebergärten aber nicht auf den Anschluss an die nahe gelegene A25 angewiesen. Die Gärten würden vor allem von den Pächtern zur Erholung genutzt. Im neuen B-Plan sind laut Verwaltung dagegen 6,3 Hektar öffentliche Grünflächen eingeplant.

Eine emotionale Belastung für Kleingärtner, die ihre jahrzehntelang gehegten Parzellen aufgeben müssen, sei nachvollziehbar, heißt es von Seiten des Bezirks. Die Verwaltungsexperten stellen aber auch klar: „Einzelne Pächter haben keinen Anspruch auf eine neue Parzelle.“ In Hamburg regelt der sogenannte 10.000er-Vertrag die Vergabe von Flächen für Kleingärten. Grundsätzlich hält der Vertrag nur fest, dass die Gesamtzahl der Schrebergärten in der Hansestadt nicht schrumpfen darf. Ersatzflächen können aber durchaus erst mit Verzögerung übergeben werden.

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Den Gartenfreunden am Curslacker Neuen Deich sei „spätestens seit 2011“ bewusst gewesen, dass die Anlage vielleicht nicht dauerhaft bestehen werde. Genug Zeit, um sich auf einen Umzug vorzubereiten, findet der Bezirk. Dies gelte auch für den Imker, der außerdem immer noch eine neue Fläche finden könne.

Schließlich werde derzeit eine Kündigung zum 3. Februar 2024 angepeilt. Das bedeutet: Bis zum 30. November müssten die Schrebergärtner raus. Die Umsiedlung der Zierlichen Tellerschnecke aus dem B-Plan-Gebiet im Jahr 2017 sei ebenfalls ein deutliches Zeichen gewesen, dass die Tage der Kleingartenkolonie gezählt seien.

Auf dem Gelände nahe der A25 will der Konzern für mehrere 100 Millionen Euro den Körber Campus Innovation aus dem Boden stampfen. Das Unternehmen will dann vom jetzigen Standort an der Kurt-A.-Körber-Chaussee an den Curslacker Neuen Deich umziehen. Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann (SPD) hatte Ende 2022 versprochen, das B-Plan-Verfahren beschleunigt durchzuziehen. So konnte sie verhindern, dass der Körber-Konzern aus Bergedorf abwandert.