Hamburg. VHH-Busfahrer Andreas Knop möchte auf seinen Fahrten gute Laune verbreiten – auch auf seinem unterhaltsamen TikTok-Kanal für Kinder.

Dieser Mann ist genau das, was man quietschfidel nennt – was nicht nur an seinem Frohsinn liegt, sondern auch an seinem seltsamen Hobby: Er sammelt gelbe Badeenten: als Rennfahrer, Hexe oder Möwe, als Angela Merkel, Frosch oder auch mit Stinkefinger. Die etwa acht Zentimeter großen Gummitiere gibt es in allen Varianten. Und genau 520 davon stehen im Wohnzimmerregal im heimischen Kirchwerder – wobei sie allesamt noch nie in einer Badewanne schwimmen durften.

Dafür aber haben sie große Auftritte auf dem TikTok-Kanal, der seit zweieinhalb Jahren unter „Badeenten_Streamer“ zu finden ist. Hier gibt es kleine Videoclips zu unterhaltsamen Kinderspielen, etwa zum Entenrennen oder zum Memory-Spiel – das sei „besser, als stumpf vor dem Fernseher zu sitzen“. Auf immerhin 96.900 Follower hat Knop es schon gebracht: „Und wer mich anspricht oder anschreibt, bekommt zur Belohnung eine Ente als Schlüsselanhänger“, verspricht der 52-Jährige.

VHH Busverkehr: Mit Quietscheentchen vergnügt am Lenkrad der Buslinie 234

Bis zu 100 Stück verteile er monatlich (das Hobby schluckt eben auch Portokosten). Besonders gern wird er im Bus angesprochen: „Manche Kinder sind zwar etwas schüchtern, aber sobald sie meine Plüschente Alfred an der Frontscheibe entdecken, fragen sie dann doch nach einem Anhänger. Dann kann ich ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.“

Seit sechs Jahren ist Andy Knop Busfahrer bei den VHH, am liebsten auf der Linie 234, die durch Bergedorf, Lohbrügge, Nettelnburg und Neuallermöhe führt: „Da habe ich drei Altersheime und drei Schulen am Weg, manchmal ist es echt knackevoll“, meint der Mann, der dann gern mal zum Mikrofon greift: „Bitte alle mal tief einatmen, wir brauchen jeden Millimeter, damit die letzten fünf auch noch in den Bus passen.“

TikTok-Kanal für Kinder beschert ein kleines Geschenk

Derzeit sei es besonders eng, denn die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) hat eine neuerliche Coronawelle erwischt, so VHH-Sprecher Lennart Meyer: „Wir haben viele Ausfälle, da ist der Zehn-Minuten-Takt nicht immer einzuhalten. Auch die Busse in der Werkstatt können nicht immer sofort repariert werden.“ Dazu komme der Personalmangel, aktuell sind 100 Stellen unbesetzt.

Die kleinsten Mitfahrer freuen sich über eine Kinderfahrkarte. Wer schon den TikTok-Kanal vom „Badeenten_Streamer“ kennt, bekommt einen quietschgelben Schlüsselanhänger.
Die kleinsten Mitfahrer freuen sich über eine Kinderfahrkarte. Wer schon den TikTok-Kanal vom „Badeenten_Streamer“ kennt, bekommt einen quietschgelben Schlüsselanhänger. © bgz | Anne Strickstrock

Das kann dem Frohsinn eines Andreas Knop indes nichts anhaben. „Aber wer länger gewartet hat, vielleicht zu spät zur Arbeit kommt und mit grimmigem Gesicht einsteigt, dem verspreche ich, ihn nun heil und pünktlich ans Ziel zu bringen.“ So könne er doch wenigstens ein bisschen den Alltag entschleunigen und „manches Gesicht entschmelzen“.

Eine Erdbeer-Ente beim ersten Treffen für die bildhübsche Unbekannte

Wie aber kam es nun eigentlich zu der Enten-Leidenschaft? Das lag nicht allein daran, dass die Eltern früher eine blaue Ente gefahren sind – es lag mehr an dieser bildhübschen Unbekannten aus Rostock: „Wir haben uns das erste Mal auf Karls Erdbeerhof getroffen, und ich brachte ihr eine Erdbeer-Ente mit. Lustigerweise hatte sie auch eine Ente für mich, im Seeräuber-Style.“

Alsbald war die Liebe entfacht. „Am vergangenen Wochenende haben wir uns auf dem Erdbeerhof verlobt“, freut sich der 52-Jährige, der zugleich eine Moderatorin für seinen TikTok-Kanal gefunden hat: „Sie begleitet den Chat, wenn es mal Beleidigungen gibt oder eine rassistische Äußerung gelöscht werden muss.“

Bis hin zur Entenkrawatte: Andreas Knop (52) ist für seine Mission gut ausgestattet. Auch mit Humor, denn nach seinem Namen gefragt, erzählt er gern: „Ich komme tatsächlich aus einer Knopfmacher-Familie, aber das F ist mit dem Reißverschluss verschwunden.“
Bis hin zur Entenkrawatte: Andreas Knop (52) ist für seine Mission gut ausgestattet. Auch mit Humor, denn nach seinem Namen gefragt, erzählt er gern: „Ich komme tatsächlich aus einer Knopfmacher-Familie, aber das F ist mit dem Reißverschluss verschwunden.“ © bgz | Anne Strickstrock

Viel häufiger aber gebe es freudige Reaktionen auf die Badeenten, die er vom großen „Duck-Shop“ aus Amsterdam bezieht – und bis Jahresende noch 600 Schlüsselanhänger auf Lager hat. Der „Duck-Shop“ sei übrigens auch ein Paradies für die 1164 Mitglieder einer Facebook-Gruppe, die ihre Viecher untereinander tauschen und Neuigkeiten über Glitzer- oder Leucht-Enten verbreiten.

Wenn auch der Sohn (22) manchmal den Kopf schüttelt: Doch ein bisschen verrückt dürfe man schon sein. Und endlich Zeit für solche Späße haben, meint Andreas Knop, der früher sehr anstrengend als Koch gearbeitet hat. „Ich war beim Goldenen Kringel, bei der Wein- und Friesenstube und zuletzt bei Clausen-Catering, wo wir oft die VHH-Betriebsfeiern ausgerichtet haben. Als mir meine 14-Stunden-Tage zu lang wurden, habe ich mich an den lustigen Haufen erinnert und auf Busfahrer umgeschult.“

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Und hoffentlich finde er bald auch endlich die Zeit, um mit seiner Verlobten mal nach Buxtehude zu fahren: „Da gibt es immer ein Badeenten-Rennen, das muss legendär sein.“ Seit fast 30 Jahren gehen dort tatsächlich knapp 1000 Enten an den Start – für einen guten Zweck, und für ein Lächeln bei den Zuschauern.