Hamburg. Christiaan Weiher nutzt seine Pausen für ein ungewöhnliches Hobby und fotografiert die bunten Spielfiguren vor besonderer Kulisse.
Manche Busfahrer essen oder lesen in der Pause, andere machen Klimmzüge. Aber wenn Christiaan Weiher eine längere Stehzeit hat, holt er seine Schachtel heraus. Darin: kleine Klötze, Figuren mit Haaren oder Mütze, ein Motorrad. Und plötzlich stehen sie auf dem Kassenautomaten für die Busfahrscheine und schauen aus der geöffneten Tür auf einen wunderschönen Sonnenuntergang an der Elbe. „Das Foto da mit der schwarzen Figur aus der Gruselserie Hares of Havoc habe ich in Teufelsbrück gemacht“, sagt der 46-Jährige, der ein ungewöhnliches Hobby hat: Er fotografiert Lego.
Da gibt es auch einen kleinen Wanderer mit Rucksack und einem Mini-Fotoapparat auf einem Dreibein-Stativ. „Man kann damit wunderschöne Momentaufnahmen machen“, schwärmt Weiher, der seine besten Bilder bei Instagram postet. Da treffen sich locker 850.000 Lego-Liebhaber, die gern auch mal Wettbewerbe ausrichten.
Lego Hamburg: Vom Mittelalter bis zu Science Fiction hat Weiher alles
Christiaan Weiher („das zweite ,a‘ gehört so, weil ich in Amsterdam geboren wurde“) legt einen schicken Sportwagen auf den Tisch. Der stammt aus der Blacktron-Serie von 1975 und ist locker 500 Euro wert. „Es gibt sogar eine Neuauflage mit Space-Mobil“, schwärmt der Sammler, der ebenso stolz ist auf die Lego-Figur von 1982, die George Lucas darstellt, den Produzenten von Star Wars. Es gibt kaum etwas, was es nicht gibt: Fahrzeuge, Eisenbahnen, Raumschiffe – vom Mittelalter bis Science Fiction ist alles dabei.
Natürlich als kleiner Junge hat er die ersten Lego-Steine von den Eltern geschenkt bekommen. Aber vor etwa 20 Jahren sei das richtige Sammelfieber ausgebrochen. In zig Glasvitrinen in seinem Wohnzimmer stehen die Schätzchen, auch ein U-Boot und ein Korallenriff. Denn inzwischen habe er sich auf Unterwasserwelten und auf die Space Cowboys spezialisiert, die längst nicht mehr hergestellt werden. „Ich bin gut hausratversichert“, sagt der bärtige Mann schmunzelnd – und hat dazu noch den ganzen Keller voll. Wobei gerade ausgemistet wurde, jedenfalls ist der Auto-Kofferraum voller Kisten: „Die lagere ich bei meinen Eltern ein und verschenke sie später an meinen Neffen. Aber der ist erst zwei Jahre alt, das dauert bestimmt noch drei Jahre, bis er damit spielt.“
Lego Hamburg: Die Spielzeugtiere werden im Tierpark fotografiert
Er selbst spiele nicht mehr. Aber stimmt das? Immerhin geht der gelernte Elektroinstallateur gern in Tierparks und fotografiert seine Figuren auf dem Zaun eines Tiergeheges. Schafe und Enten gibt es von Lego natürlich auch. „Sonst braucht man eigentlich nur Geduld und eine gute Kamera.“ Und Zeit. 2020 besuchte er im Hamburger Hafen eine große Lego-Ausstellung, leider bloß online. „Aber ich war schon siebenmal im Legoland Billund, wo ich auch ausgestellt habe. Da kommen gut 150.000 Gäste, die sich Ideen für ihre eigene Kreativität holen. Und Lego selbst macht auch Bau-Wettbewerbe“, weiß der Sammler, ärgert sich aber ein bisschen: „Die alten Steine waren stabiler in den Farben.“
Tatsächlich wird im dänischen Mutterwerk gerade jetzt, zum 90. Firmengeburtstag des Spielzeugherstellers, viel mit den Klötzchen experimentiert. Zwar laufen die Geschäfte zu Corona-Zeiten höchst erfreulich, aber es geht eben um Plastik: Etwa 100.000 Tonnen Kunststoffgranulat verarbeitet das Unternehmen jährlich zu Steinen, Platten, Rädern und Fenstern. So schrieb es jüngst der „Stern“ und sprach mit Produktentwicklern, die mit biobasiertem Material wie etwa brasilianischem Zuckerrohr versuchen, eine ähnlich gut steckbare Festigkeit zu erlangen.
Pause? Dann bastelt er im Bus mit Legosteinen
Unterdessen vertreibt sich Christiaan Weiher wunderbar die Zeit, wenn er bei Schulbusfahrten Pausen hat oder den Nachtbus pünktlich nach Bergedorf gefahren hat. Die Wege kennt er gut, schließlich fährt er viermal die Woche auch als Verstärker – wenn andere Busse etwa im Stau stehen, es einen Unfall gab oder Schienenersatzverkehr.
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Zum Glück bleibt ihm noch genügend Freizeit mit seiner Partnerin, die ebenfalls Lego-Fan ist und auf Star Wars steht. Der Sternenkrieg führt nämlich zum nächsten Hobby: „Da gibt es eine Gruppe 501, die Sterntruppenlegion von Lego. Da treffen wir uns regelmäßig zu Rollenspielen, tragen Uniformen und Rüstungen“, erzählt der 46-Jährige, der solche Auftritte gern mit einem guten Zweck verbindet: „Wir sammeln bei den Conventions Spenden für krebskranke Kinder in Hospizen oder geben sie der Kirche, die für Kinder in Not sammelt.“
Hin und wieder frage auch das Fernsehen an: „Da machen wir freiwillig als Statisten mit“, erzählt der VHH-Busfahrer, der gern auch seine Star-Wars-Helme zeigt, die er selbst in 3D gedruckt hat. „Die bemale ich dann ganz detailliert mit der Lupenbrille, damit man sogar die Pupillen der Figuren erkennen kann.“ Manchmal, so der Fachmann, der angeblich nicht gern spielt, dürfen es auch mal die Black Bones aus der Serie Games of Thrones sein.