Bergedorf. Bau der lange erwarteten Brücke soll 2024 beginnen. Doch im Untergrund schlummern Altlasten einstiger Industriebetriebe.
Bereits im Oktober waren die ersten Bauarbeiter angerückt, hatten Sandhaufen aufgeschichtet und so den Bau der langersehnten neuen Fußgängerbrücke über den Schleusengraben vorbereitet. Doch seitdem hat sich auf der Baustelle wenig getan; die Bewohner des Schilfparkquartiers in Bergedorf blicken noch immer auf eine Wüste aus Sand und Erde. Der Grund: Im Boden des künftigen Brückenbereichs wurden Altlasten gefunden. Und wie sich nun herausstellt: Dort liegen deutlich mehr Altlasten als erwartet.
Dass hier beim künftigen Wohnquartier Weidensteg, westlich des Schleusengrabens, eine Giftfahne im Boden schlummert, war eigentlich schon lange klar. Sie stammt von der einstigen HMG-Motorenfabrik, die hier ihren Sitz hatte. Entfettungsmittel im Boden sind die gefährlichen Relikte dieser Fabrik. Doch nun taucht eine neue Giftfahne auf, die tiefer als die der HMG liegt.
Gift im Boden ist auch auf die Glycerin- und Fettsäure-Fabrik Thörl zurückzuführen
Bisher war sie von den Experten der Umweltbehörde nur als kleiner Fleck direkt am Schleusengraben in der Bergedorfer Altlastenkarte eingetragen. Doch offenbar ist sie größer. Wie ein altes Luftbild von 1959 zeigt, lag hier vor gut 60 Jahren noch ein ausgedehntes Industriegebiet.
Genau am projektierten Standort der neuen Brücke lagen damals die Produktionsanlagen der Glycerin- und Fettsäure-Fabrik Thörl. Sie erstreckten sich beiderseits des Schleusengrabens über viele Hundert Meter Länge bis an den Weidenbaumsweg im Westen und den Curslacker Neuen Deich im Osten. Rohre überspannten seinerzeit auch den Schleusengraben. Bis heute erhalten sind übrigens das moderne Thörl-Verwaltungsgebäude nahe der A25-Anschlussstelle Bergedorf und die vier Arbeiterwohnhäuser neben dem ehemaligen Staples-Markt am Curslacker Neuen Deich.
Bergedorf: Bau der Fußgängerbrücke am Schleusengraben noch nicht terminiert
„Auf der Brückenbaustelle am Schleusengraben wurde dort einiges an Altlasten gefunden“, stellt Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen fest. Bei den vorbereitenden Arbeiten seien auch alte Maschinen entdeckt worden, die vor Jahrzehnten einfach in der Erde vergraben wurden. Diese Altlasten machten es nun schwierig, den eigentlichen Baustart der Brücke zu terminieren. „Zu diesem Zeitpunkt können wir leider immer noch keine verlässlichen Aussagen zu Zeitplan und Kosten treffen“, so Hellmessen.
Befürchtungen, es könne nun wieder ewig dauern, zerstreut er jedoch: „Wir peilen weiterhin, abhängig von der Witterungslage, einen Baubeginn im ersten Quartal 2024 an.“ Die Brücke wird insbesondere von den Gewerbetreibenden und den Bewohnern des Schilfpark-Quartiers sehnsüchtig erwartet – wird die Querung doch die Wege in Richtung Nettelnburg deutlich verkürzen.
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Unterdessen rollen auf der westlichen Wasserseite auch Bagger für das künftige Weidenstegquartier. Das seien aber weiterhin nur Erdarbeiten „als vorbereitende Maßnahmen für die Erschließung“ sowie danach für Straßen und Quartiersflächen, so ein Sprecher von Swiss Life Asset Managers. Der Wohnungsbau wird vermutlich frühestens 2025 starten.