Hamburg. Funzelige Lichtprojektionen, Graffiti, Dreck: Die Eisenbahnunterführung am Bahnhof Bergedorf ist ein Dauerärgernis. Kann Rise helfen?

Wer hier nicht gerade auf den Bus warten muss, der hastet lieber schnell weiter: Zu schmutzig, dunkel und wenig einladend ist die Eisenbahnunterführung an der Alten Holstenstraße beim Bahnhof Bergedorf. Daran ändern auch die Lichtinstallationen nichts, die hier im Jahr 2010 für 200.000 Euro vom Bezirk realisiert wurden und die eine freundlichere Atmosphäre im Durchgang schaffen sollten. Denn die Zeichnungen einer Künstlerin, die per Projektion auf eine weiße Wand geworfen werden, strahlen längst nicht mehr. Die Lichtobjekte wirken funzelig, die weißen Wände sind meist beschmiert, beklebt und dreckig.

Guter Rat ist teuer, denn obwohl schon so mancher Euro investiert wurde, um den Tunnel freundlicher zu gestalten, wirkt die Unterführung fast mit jedem Tag unwirtlicher. Hoffnung setzen Verwaltung und Politik nun aber auf das Rise-Gebiet Bergedorf-Zentrum. Denn dieses neue Fördergebiet biete eine gute Möglichkeit, Verbesserungen zu schaffen, meint Bergedorfs Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen: „Im Rahmen des Rise-Prozesses denken wir daher auch immer die Eisenbahnunterführung mit.“ Allein: Konkrete Ideen gibt es noch nicht.

Lohbrügge: Eisenbahnunterführung ist dunkel und schmuddelig

Dabei geht es nicht einfach nur um einen unansehnlichen Tunnel. Die Unterführung gilt vielmehr als eine Art Barriere zwischen der Bergedorfer und der Lohbrügger City. Wer im schönen alten Sachsentor oder im CCB bummeln war, so die Befürchtung, der biegt hier im Zweifelsfall eher Richtung Bahnhof ab, als durch den Tunnel weiterzugehen in Richtung Lohbrügger Fußgängerzone. Und umgekehrt. Tatsächlich sind hier Passantenströme mit Shoppingtüten eher gar nicht zu beobachten.

Verschiedene Lösungsansätze sind bereits gescheitert oder wurden nicht weiter verfolgt. Die im Unterhalt recht teuren Lichtprojektionen müssten weg, hatte bereits 2019 eine Planungsgruppe aus Bezirkspolitikern und Bezirksamt gefordert. Stattdessen wurde danach eine professionelle Lichtagentur damit beauftragt, ein Konzept für die Unterführung zu entwerfen. Das geschah auch. Das Konzept kostete 20.000 Euro und wurde 2021 kurz nach Fertigstellung gleich wieder verworfen. Denn die Ideen der Experten sollten in der Umsetzung 70.000 Euro kosten, plus 8500 Euro jährlich für den Unterhalt. Zu viel, urteilte die Bezirkspolitik.

In dem Tunnel ist es meist eher dunkel, die Wände sind beschmiert. Die Lichtinstallationen sind kaum zu erkennen.
In dem Tunnel ist es meist eher dunkel, die Wände sind beschmiert. Die Lichtinstallationen sind kaum zu erkennen. © Christina Rückert | Christina Rückert

Seitdem ist nicht viel passiert. Der Bezirk müht sich zwar, die Lage zu verbessern, kann aber nicht allzu viel ausrichten. Es gebe „verschiedene Angänge, die allerdings bisher nur wenig erfolgreich waren“, so Sprecher Hellmessen. „Als Beispiel: Vor einiger Zeit veranlassten wir eine Grundreinigung der Fläche. Leider war die gereinigte Unterführung nach kürzester Zeit wieder verdreckt und beschmiert.“

Die Deutsche Bahn hingegen – zuständig für die Brücke und die Wände, aber nicht den Straßenbereich – interessiert sich eher wenig für die Optik der Unterführung. Auf Anfrage heißt es, Beschwerden gebe es nicht und Schmierereien würden zur Anzeige gebracht. Ansonsten sei es nun mal eine Eisenbahnüberführung, die dem Eisenbahnkreuzungsgesetz unterliege. Und weiter: „In der Regel ist der Straßenbaulastträger für das ,Schön‘ zuständig und in diesem Fall für die Lichtobjekte an den Seitenwänden.“ Vonseiten der Bahn seien deshalb „keine weiteren Maßnahmen geplant“.

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Die Bergedorfer Politik will sich aber wohl auch des Themas erneut annehmen. Nachdem im Januar 2022 ein Antrag der CDU abgelehnt worden war, endlich nach einer „einfachen, nachhaltigen und kostenübersichtlichen Lösung“ zu suchen, will nun auch die SPD das Thema wieder auf die Agenda setzen. Eine Möglichkeit sei, so die Fraktionsvorsitzende Katja Kramer, sich den S-Bahnhof Mittlerer Landweg zum Vorbild zu nehmen. Dort hatten bis zum Jahr 2020 Künstler und Kinder gemeinsam Bilder für die Wände der Bahnbrücken entworfen und gemalt. „Das sieht richtig gut aus“, stellt Katja Kramer fest. Und offenbar sei es auch nicht allzu anfällig für Vandalismus. „Mit geeigneten Motiven könnte das vielleicht eine Lösung für die Alte Holstenstraße sein.“