Hamburg. Grünflächen-Manager des Bezirks Bergedorf plädiert für „Entnahme“ des markanten Baumes – denn sein Standort bereitet mehrere Probleme.

Sie begrüßt seit vielen Jahrzehnten Besucher am Bergedorfer Rathaus. Spendet im Sommer Schatten an den Fahrradständern. Doch die Tage der Amerikanischen Roteiche an der Wentorfer Straße sind gezählt. Der Baum wird wohl in der kommenden Fällsaison der Säge zum Opfer fallen. Wolfgang Charles, Leiter des Managements im Öffentlichen Raum, plädierte am Mittwochabend im Umweltausschuss für die Entnahme des Laubbaums – allerdings mit sichtlich schwerem Herzen.

Die prominente Lage ist gleichzeitig auch das Hauptproblem. Denn die Eiche steht schlicht zu dicht am Rathaus. „Der Abstand beträgt fünf bis acht Meter, aber die Krone hat einen Durchmesser von zwölf Metern“, so der Verwaltungsmitarbeiter. Damit die Äste dem Gebäude nicht zu nahe kommen, müsse der Baum ständig zurückgeschnitten werden. Nun werde demnächst der Keller um das Rathaus aufgegraben. „Dies bedeutet einen starken Eingriff ins Wurzelwerk“, sagte Charles.

Eiche vor dem Bergedorfer Rathaus soll bald gefällt werden

Die Eiche blockiere zudem eine Zufahrt zum Standesamt. Charles: „Ohne den Baum müssten die dortigen Mitarbeiter nicht ständig durch den halben Park fahren.“ Wenn der Bezirk die Eiche opfere, würde also der Rest der Pflanzen rund um das Rathaus geschont werden. „Die Eiche hemmt außerdem eine direkt daneben stehende Buche in ihrem Wachstum“, weiß der Mann aus dem Bezirksamt.

Der Grünchef betonte, dass ein Gutachten der Landschaftsarchitekten Dittloff und Paschburg empfehle, die Eiche zu fällen. Das Gutachten sage außerdem aus, dass es momentan eher zu viele Bäume im Park rund um das Rathaus gebe. Die Anlage benötige auch andere Arten von Bepflanzung, zum Beispiel Sträucher. Das Gutachten wurde im Zuge der geplanten Sanierung des Rathausparks erstellt, die im kommenden Sommer nach langer Wartezeit endlich beginnen soll. Nach Abschluss der Umgestaltung werde niemand die Amerikanische Roteiche vermissen, versprach der Leiter des Managements im Öffentlichen Raum.

Die Sanierung sieht vor, sich am historischen Vorbild des zwei Hektar großen, denkmalgeschützten Parks zu orientieren. Das Gelände war einst als repräsentativer Teil der „Villa Hohentann“ angelegt worden, das größte private Anwesen der damals noch unabhängigen Stadt Bergedorf. In dreijährigen Umbaumaßnahmen wurde die Villa bis 1927 in das Rathaus der Stadt verwandelt.

Entwicklungsmöglichkeiten des Baums sind am Standort stark begrenzt

Wie alt der Baum vor dem Rathaus tatsächlich ist, konnte Charles in der Sitzung am Mittwoch nicht genau sagen: „Es ist nicht ganz klar, wie der Baum überhaupt an diese Stelle gekommen ist.“ Anhand des Stammumfangs schätze er, dass der Laubbaum zwischen 80 und 100 Jahren alt ist. Amerikanische Eichen können zwar ein Alter von bis zu 400 Jahren erreichen. „Aber nur in ihrer natürlichen Umgebung in Höhenlagen in Nordamerika“, sagte der Fachmann.

Das Exemplar vor dem Bergedorfer Rathaus habe zu wenig Platz, um seine Wurzeln auszubreiten, und daher kaum noch Entwicklungschancen. Daher plädierte Charles für die baldige Entnahme. „Es fällt mir nicht leicht. Ich pflanze lieber Bäume, als dass ich sie fälle“. Die Politiker stimmten über die Frage gar nicht ab und stimmten so der Fällung zu.

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Die Rathauseiche ist nicht der einzige Baum, der in den nächsten Monaten gefällt wird. Insgesamt umfasst die Liste der Behörde 66 Exemplare. So muss die Thuja am Kinderspielplatz Stormarnhöhe weichen, weil die Zweigspitzen und Zapfen des Baums giftig sind. Die Linde am Hermann-Wüsthof-Ring wurde bei einem Verkehrsunfall unrettbar beschädigt. Die meisten Gewächse auf der Fäll-Liste sind jedoch schlicht als „absterbend“ vermerkt. Auch Stürme und Pilzbefall setzten vielen Bäumen zu stark zu.

Auffällig: Kastanien fielen immer wieder der sogenannten Kastanienkomplexkrankheit zum Opfer. 2022 hatte die Stadt Hamburg bereits gemeldet, dass 15 Prozent der Rosskastanien auf dem Stadtgebiet von der bakteriellen Infektion befallen waren. An ihrer Stelle werden daher nun Bergedorf andere Bäume wie Eiche, Ahorn oder Esche gepflanzt.