Hamburg. Bergedorfer Schifffahrtslinie bietet 2024 neue Flussreise an. Reederei hat sich verkleinert. Was an Bord der Schiffe nun anders läuft.
Heiko Buhr, Betreiber der Bergedorfer Schifffahrtslinie, und seine Mannschaft haben in diesem Jahr erstmals die komplette Saison hindurch unter neuen Bedingungen gearbeitet: Seit Saisonstart im Frühjahr sind nur noch zwei Fahrgastschiffe, die „Serrahn Queen“ und die „Serrahn Deern“, im Einsatz für das Bergedorfer Unternehmen. Das dritte Schiff, die „Serrahn Star“, wurde ausgemustert.
Auch das Team der kleinen Reederei, die Rundfahrten und mehrtägige Flussreisen oder Flusskreuzfahrten anbietet, wurde deutlich verschlankt: Statt 40 Mitarbeiter beschäftigt Buhr jetzt nur noch 16. Deshalb mussten Arbeitsabläufe und Serviceangebote an Bord und an Land verändert werden. Durch den Verkauf der „Star“ seien die innerbetrieblichen Abläufe „wieder überschaubarer“ geworden, betont der 52-Jährige: „Das war organisatorisch alles zu viel geworden, der logistische Aufwand immens.“
Bergedorfer Schifffahrtslinie: Neue Flusskreuzfahrt zum Riesengebirge
Die Veränderungen sind auch für die Fahrgäste spürbar: Auf der „Deern“, dem kleineren der beiden Schiffe, gibt es keine Bedienung am Tisch mehr. Stattdessen können sich die Gäste an einer Bordbar mit Kaffee, Tee oder Kaltgetränken selbst bedienen. Bezahlt wird in eine Kasse des Vertrauens. „Das kommt gut an und funktioniert erstaunlich gut“, sagt Buhr, zumal die Getränkepreise aufgrund der Selbstbedienung gesunken sind.
Und: Die Fahrgäste dürfen Speisen und Getränke mit an Bord bringen, sich komplett selbst versorgen. „Das wird auch gemacht, gerade bei den Abendfahrten. Einige Gruppen bringen Bollerwagen mit Getränken und Snacks mit“, sagt Buhrs Frau Mareijke, die in dem Unternehmen mitarbeitet. Auf der „Queen“ sind nach wie vor Servicekräfte im Einsatz.
Gäste dürfen Reste vom Büfett mit nach Hause nehmen
Bereits seit 2020 verkleinerte der Chef der Schifffahrtslinie die Crew. Personell sei man nun richtig und gut aufgestellt, weitere Stellen sollen nicht abgebaut werden, betont Buhr. Und: „Alle früheren Mitarbeiter haben sofort wieder neue Arbeit gefunden.“ Das verbliebene Team muss sich inzwischen um weniger Gäste kümmern: „Vor Corona wurden auf der ‚Queen‘ gut 70 Gäste pro Fahrt bewirtet. Seit der Pandemie sind es rund 20 weniger“, berichtet der 52-Jährige. Da die Pandemie nicht vorbei und die geringere Fahrgastzahl „für alle etwas entspannter“ sei, bleibe man bei der reduzierten Fahrgastzahl.
Auch bei den Fahrten mit Büfett haben sich die Abläufe verändert: Früher gingen die Fahrgäste in den Küchenbereich, um sich an einem großen Büfett zu bedienen. „Heute steht das Büfett zum größten Teil bereits auf dem Tisch.“ Ein Vorteil: Musste früher viel weggeschmissen werden, bekommen die Fahrgäste heute Transportverpackungen geschenkt, in denen sie die Leckereien, die von ihrer Reisegruppe nicht aufgegessen wurden, mitnehmen können.
„Das ging früher nicht, weil das große Büfett ja bis zum Schluss für alle zugänglich bleiben musste“, sagt Buhr. Die Veränderungen würden von den Gästen akzeptiert: Fahrten, bei denen Speisen bereits im Fahrpreis enthalten sind, kämen besonders gut an. So waren laut Buhr beispielsweise alle acht „Italienische Abende“ (Juli bis September) ausverkauft. Für die Vierlanden- und die Marschlandenfahrten seien hingegen oft noch Plätze frei. Diese Klassiker werden sehr häufig angeboten, hat die Bergedorfer Schifffahrtslinie seit ihrem Start vor 25 Jahren im Programm.
Bei Regen gehen viele Ausflügler spontan an Bord
In diesem Monat werden die letzten Fahrten 2023 angeboten, bevor die beiden Schiffe im Frühjahr wieder starten. Die letzte reguläre Fahrt ist am Dienstag, 31. Oktober, eine „Brunchfahrt mit Shantychor“. Sie ist bereits ausverkauft. Die beliebten Grünkohl-Fahrten im November fielen 2022 nach 15 Jahren erstmals aus, „weil wir nach einer langen, anstrengenden Saison alle ziemlich durch waren“, sagt der Chef.
Nun hätten alle neue Kraft getankt, deshalb sind vier Termine geplant: An den Sonntagen 12. und 19. November (beide bereits ausgebucht) sowie an den Sonnabenden 11. und 18. November (mit Shantychor Die Fleetenkieker, nur noch wenige Karten). Alle vier Fahrten dauern von 12 bis 15 Uhr.
Hamburgs Indian Summer vom Fahrgastschiff aus erleben
„Herbst und Frühjahr sind meine Lieblingszeiten“, sagt der 52-Jährige. „Ich liebe den Indian Summer, wenn sich das Laub bunt verfärbt. Und Hamburgs Indian Summer ist vor allem in den Vier- und Marschlanden, dem Garten der Hansestadt, zu beobachten und vom Wasser aus von seiner besonders schönen Seite aus zu erleben.“
In den beheizten Schiffen mit ihren großen Panoramascheiben sitzen die Fahrgäste gut geschützt gegen Wind, Regen und Kälte, betont Buhr. Nicht selten würden Menschen am Anleger am Serrahn bei Regen spontan Fahrkarten kaufen: „Sie disponieren kurzfristig um, wollten eigentlich Rad fahren oder spazieren gehen.“
Flusskreuzfahrten vor allem im Frühjahr und Spätsommer
Im kommenden Jahr wird es wieder zahlreiche Rundfahrten und auch mehrtägige Flussfahrten mit Übernachtungen in Hotels geben. „Die Flussreisen wollen wir vor allem im Frühjahr und im Spätsommer anbieten, weil wir die Schiffe zwischendurch in Hamburg benötigen“, sagt Buhr. Neu ins Programm aufgenommen wird eine 13-tägige Tour bis zum Riesengebirge in Tschechien.
„Die Teilnehmer sind elf Tage auf dem Schiff. Dann geht es per Reisebus zurück – mit zwei Zwischenübernachtungen, damit das Ganze am Ende nicht in Stress ausartet.“ Auch eine neue Rundfahrt soll es 2024 geben: Mit der „Deern“ in den Hamburger Hafen zur „Peking“ – Führungen über den Viermaster inklusive.
Bergedorfer Schifffahrtslinie fährt mittlerweile klimaneutral
Nicht nur das Wohl der Gäste, sondern auch die Umwelt liegt Buhr am Herzen: „Wir fahren seit Mai dieses Jahres klimaneutral.“ Er betankt seine Schiffe mit einem speziellen GTL-Diesel, der auf Gasbasis produziert wird. Laut Buhr werde der Rußausstoß um 70 Prozent verringert. „Das bedeutet 90 Prozent weniger Geruchsbelästigung. Viele Fahrgäste glauben deshalb, wir hätten einen Elektroantrieb.“
Der Spezialdiesel enthält laut Buhr keine krebserregenden Partikel und „ist sogar biologisch abbaubar“. Er zahle zudem freiwillig zehn Cent mehr für einen Liter Treibstoff, um weltweite Umweltprojekte zu unterstützen. Dies müsse man bei den Fahrpreisen, die manchem recht hoch vorkommen, berücksichtigen. Außerdem enthalten die Tickets für die Schifffahrten auch HVV-Karten, die zur An- und Abreise mit Bus und Bahn berechtigen.
Flussreisen unterstützen Hoteliers und Caterer der Region
Buhr ist auch bei seinen Flussreisen stolz auf eine nachhaltige Vorgehensweise. Zudem würden Hoteliers und Gastronomen in den Regionen unterstützt, die während der Reisen durchquert werden: „Wir engagieren stets Caterer aus der Region, bescheren den Hotels viele Buchungen.“ Und: „Wir nehmen stets die schönsten Wasserwege, denn wir kommen mit den kleinen Schiffen mit wenig Tiefgang überall durch.“
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Die Preise für die Rundfahrten wie etwa die Marschlandentour (39 Euro) sollen 2024 weitgehend nicht angehoben werden. Bei den Fahrten, bei denen Speisen im Ticketpreis enthalten sind, komme man nicht um eine Erhöhung herum, betont Buhr. So steige der Preis für eine „Brunchfahrt“ um sechs auf 75 Euro. „Trotz der Erhöhung buttern wir drauf, denn die Mehrwertsteuer auf Speisen wird im kommenden Jahr voraussichtlich erhöht, von derzeit sieben auf 19 Prozent.“
Bergedorfer Schifffahrtslinie: An neuem Prospekt wird gearbeitet
Die neuen Termine für die Flussreisen sind bereits auf den Onlineseiten des Unternehmens zu finden. Auf die Termine für die neuen Rundreisen müssen sich Barkassenfahrtfans noch bis Dezember gedulden. Alle Angebote werden dann auch in einem neuen Prospekt zu finden sein, der bereits in Arbeit ist. Internet: barkassenfahrt.de.