Kirchwerder. 60.000 Menschen säumen die Straßen, als festlich geschmückte Wagen durch Kirchwerder rollen. Was den Umzug so einzigartig macht.
Was für ein Fest: Etwa 60.000 Menschen – so lautet die Schätzung von Organisatoren und Polizei – verfolgten am Sonntag, 1. Oktober, vom Straßenrand aus den großen Umzug durch Kirchwerder. Sie erfreuten sich an Dutzenden festlich geschmückter Erntewagen, die vom Norderquerweg nahe der Kirche St. Severini zu Kirchwerder bis zum Zollenspieker Hauptdeich rollten. Rund 70 Gruppen hatten sich an dem Umzug beteiligt. Auf dem Festplatz zwischen Auf dem Sülzbrack und Elbdeich, wurde bereits am Vorabend kräftig gefeiert. Nach dem Umzug begrüßte Hamburgs Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (SPD) dort die Besucher.
Beginn des Erntedankfestes war bereits am Sonnabend mit einer Schlagernacht in einem großen Zelt auf der Festwiese. Am Erntedank-Sonntag gab es vormittags einen Gottesdienst in der Kirche St. Severini zu Kirchwerder (Kirchenheerweg), bevor sich die Umzugsteilnehmer auf dem nahe gelegenen Norderquerweg versammelten. Der lange Festumzug setzte sich dann gegen 13.30 Uhr in Bewegung und passiert wenige Minuten später die Kirche, in deren Bereich sich besonders viele Zuschauer versammelt hatten.
Zehntausende am Straßenrand: So schön war das Erntedankfest in Kirchwerder
Sogar die Einsatzwagen der Polizei waren mit Blumen geschmückt, ebenso Hündin Ava, die mit ihrem Herrchen die gut drei Kilometer lange Umzugsstrecke meisterte. Auch der Nachwuchs der Vierländer Feuerwehren war zu Fuß unterwegs. Doch die meisten Teilnehmer saßen auf den festlich geschmückten Wagen, die meist von Traktoren gezogen wurden. Die Kinder am Straßenrand sammelten haufenweise Bonbons, es regnete aber auch Blumen und sogar Petersilie, Basilikum und Dill – Kräuter, die das Team von Kräuter-Malte aus Neuengamme verschenkte. „Wir sind zum ersten Mal dabei, haben auch Kräuterschnaps dabei“, sagte Chef Malte Jahn.
Sophie Ahuis (4) aus Kirchwerder sammelte fleißig Bonbons, während ihre Eltern das Spektakel vom Bürgersteig vor ihrem Haus am Kirchenheerweg aus bestaunten. „Wir sind jedes Jahr dabei“, sagt Vanessa Ahuis (29) und fügt hinzu: „Das ist vor allem für die Kinder ein Riesenspaß.“
Ein Wappen auf jeder Seite
Die Vierländer Schützengesellschaft präsentierte stolz ihren Wagen aus Dahlien, Nelken und vielen weiteren Blumensorten: Auf der einen zeigte er das Bergedorfer Wappen, auf der anderen das Vierländer. Der Wagen soll nach dem Fest in Kirchwerder zwei Tage lang in der Hamburger Innenstadt präsentiert werden und wird vermutlich auch noch vor dem Penny-Markt in Curslack ausgestellt, berichteten die Schützen.
Werner Josef Koller aus Nürnberg marschierte neben einer historischen Feuerwehrkutsche der FF Kirchwerder-Nord mit – bekleidet mit einer rund 120 Jahre alten Feuerwehruniform. „Ich wurde von den Organisatoren zu dem Umzug eingeladen, habe dafür sogar auf den größten Ernteumzug in Süddeutschland, in Fürth, verzichtet“, sagte er.
Festwagen werden ausgiebig am Elbdeich bewundert
Die Teilnehmer marschierten und rollten über Kirchenheerweg und Kirchwerder Elbdeich bis zur Festwiese – insgesamt gut drei Kilometer. Ihre Die Festwagen und Zugmaschinen parkten sie am Kirchwerder Elbdeich und am Zollenspieker Hauptdeich, wo sie von vielen Besuchern noch einmal ausgiebig bewundert wurden.
Auf dem Festplatz gab es zum ersten Mal auch einen Markt, auf dem diverse Institutionen ihre Produkte präsentierten. Unter anderem wurden Agrarprodukte aus der Region angeboten – etwa Blumen, Gemüse und Mehl. An Infoständen konnten sich Interessierte über Projekte wie „Hamburg blüht“ und über moderne Milchviehhaltung informieren.
Buntes Bühnenprogramm auch am Sonntagnachmittag
Dr. Peter Tschentscher lobte die „großartige Tradition“ des Festes und dankte den Organisatoren und vielen Helfern für dessen Planung und Durchführung. „Die Heimatverbundenheit wird durch so ein schönes Fest gestärkt“, sagt der Bürgermeister., der in Begleitung seiner Frau Eva-Maria nach Kirchwerder gekommen war. Der Bürgermeister war zuvor schon mehrfach als Ehrengast beim Erntedankfest dabei, betont Michael Bornhöft (55), Vorsitzender des Fördervereins Erntedankfest. Der Verein hatte das zweitägige Spektakel, das zu den größten Volksfesten in Norddeutschland zählt, organisiert. Nach den Begrüßungsreden gab es am Sonntagnachmittag – bei freiem Eintritt – auf dem Platz und im Festzelt ein buntes Bühnenprogramm. Viele Besucher kauften für 2 Euro Ansteckbuttons, um auf diese Weise das kostenintensive Fest zu unterstützen.
Von den Buttons waren mehrere Tausend produziert worden. Dass der Förderverein trotzdem draufzahlt, war von vornherein klar: „Es geht bei dem Fest ja nicht darum, einen unmittelbaren finanziellen Gewinn zu erzielen“, sagt Bornhöft, „sondern darum, Werbung für Bergedorf und seine Vier- und Marschlande zu machen“. Der Vorsitzende des Fördervereins betont, dass das Fest auch eine Plattform für die vielen beteiligten Institutionen sei: „Alle können sich von ihrer besten Seite präsentieren, von den am Umzug beteiligten Sportvereinen bis zu Polizei und Feuerwehr, die vor Ort für einen sicheren Ablauf sorgen.“
Im engen Austausch mit Sicherheitsbehörden
Die Organisatoren mussten diesmal besonders viele eigene Sicherheitskräfte engagieren, die im Streckenverlauf und auf dem Festplatz für Ordnung sorgten: „Die Polizei hat bereits seit Tagen mit der großen Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Hamburg zu tun“, sagt Bornhöft. Doch natürlich seien die Veranstalter des Erntedankfestes im engen Austausch mit den Sicherheitsbehörden.
Zu den weiteren „Promis“ auf dem Fest gehörten Hamburgs in Bergedorf lebender Schulsenator Ties Rabe und Bergedorfs Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann (beide SPD), die beide in Begleitung ihrer Ehepartner in einer Kutsche beim Umzug dabei waren. Weitere Politiker befanden sich auf dem Wagen des Regionalausschusses, dem für die Vier- und Marschlande zuständigen politischen Gremium.
XXL-Fest verläuft ohne Komplikationen
Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein hatten die Buslinie 124 am Sonntag verstärkt: Zwischen Bergedorfer Bahnhof und Stadtteilschule Kirchwerder sowie zwischen Howe und Zollenspieker waren zusätzliche Busse im Einsatz, um den Besuchermassen gerecht zu werden. Für den Autoverkahr war die Umzugsstrecke sieben Stunden lang zwischen Norderquerweg und Kirchwerder Elbdeich/Zollenspieker Hauptdeich voll gesperrt. Laut Polizei verlief das XXL-Erntedankest komplett friedlich: „Es gab keinerlei Komplikationen“, hieß es am Sonntagabend von der Polizei.
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Die Gemeinschaft Vier- und Marschlande (GVM), die die Erntemajestäten stellt, bringt das Erntedankfest zum Wochenanfang in die Hamburger City: Am Montag, 2. Oktober, und Dienstag, 3. Oktober, ist der Verein mit einem Infostand und einem festlich dekorierten Erntewagen auf der Reesendammbrücke in der Innenstadt (nahe dem Hamburger Rathaus) beim Fest zum Tag der Deutschen Einheit vertreten. Die Vereinsmitglieder machen Werbung für den Bezirk Bergedorf. Am 3. Oktober werden sie von den vier Erntemajestäten Ida Garbers, Denise Donath, Anna Bornhöft (Erntekönigin) und Miriam Spreckels verstärkt, am Montag nur von Ida Garbers.