Bergedorf. Wohnungsbauprogramm identifiziert 46 Potenzialflächen für 12.000 Wohneinheiten im Bezirk. Wie viele pro Jahr wirklich genehmigt werden sollen.

Im Bezirk Bergedorf könnten in den nächsten Jahren 11.847 neue Wohnungen und Häuser gebaut werden. Dies zumindest geht aus dem vom Stadtentwicklungsausschuss abgesegneten Wohnungsbauprogramm 2024 (WBP) hervor. Das 80-seitige Schriftstück, ausgearbeitet von Verwaltung und der Bergedorfer Koalition, nennt 46 Potenzialflächen und deren Steckbriefe, auf der etwa 10.400 Geschossbauwohnungen und etwa 1600 Einfamilienhäuser entstehen könnten. Allerdings: Eine Partei will den Weg nicht mitgehen, weil sie gleich fünf Schwachstellen im WBP entdeckte.

Neu hinzugekommen im Programm sind vier Flächen. So wurde etwa am Friedrich-Frank-Bogen die 4100 Quadratmeter große Fläche der ehemaligen St. Christopherus-Kirche nördlich der S-Bahnstation Nettelnburg für Geschosswohnbau identifiziert. Dieser Teil war zunächst Bestandteil des Wettbewerbsverfahrens zum neuen Quartierszentrum Bergedorf-West, blieb aber nach Planungsänderungen übrig.

Neubau von Wohnungen und Häusern: Was am Wiesnerring möglich sein soll

Außerdem könnte der Wiesnerring zwischen Kampbille und Dusiplatz ab 2025 bebaut werden. Das Grundstück (7,4 Hektar) gehört zwar einem Privatmann, eignet sich aber nach Ansicht der Stadtplaner für etwa 200 Wohnungen, wobei 90 bereits vorhanden sind, 110 neu hinzukämen. Auch Flächen an der Leuschnerstraße für 20 neue Wohnungen sowie der Ortskern Moorfleet am Sandwisch (40 neue Wohnungen) fanden Berücksichtigung. Raus fielen aus dem WBP 2024 hingegen die Potenzialflächen Am Gleisdreieck, Röpraredder in Lohbrügge sowie die Schule An der Twiete. Letztgenannte ist für die nächsten acht Jahre als Flüchtlingsunterkunft vorgesehen und soll danach wieder für schulische Zwecke genutzt werden.

Viel von dem, was in der 13. Fortschreibung des WBP steht, würde Bergedorfs CDU mitgehen: „Wir sind für Wohnungsbau“, sagt deren Sprecher Jörg Froh, um dann aber einzuschränken: „Doch es gibt fünf Negativbeispiele, weshalb wir Nein zu diesem Wohnungsbauprogramm sagen.“

Fünf Schwachstellen von Städtebauexperten der Union erkannt

Ein kategorisches Nein der CDU gibt es zum Megaprojekt Oberbillwerder mit 6500 Wohnungen. Im Landgebiet finden die Umgestaltung des Curslacker Ortskerns am Tönerweg sowie die Planung für 30 Einfamilienhäuser anstelle des Containerdorfs für Flüchtlinge Auf dem Sülzbrack gegenüber dem Sportplatz Zollenspieker keine Zustimmung der Union. „Wir wollen unseren Festplatz in den Vier- und Marschlanden haben. Erst wenn wir eine Ausweichfläche dafür gefunden haben, können wir uns darüber unterhalten“, begründet Froh das Nein seiner Partei.

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Des Weiteren gefällt der Wegfall des Fritz-Reuter-Sportplatzes am Schulenbrooksweg nicht, weil es hier bisher keine Ausweichfläche gibt. Das Gelände könnte Platz für 100 neue Wohnungen ab dem Jahr 2027 bieten. Ebenfalls unverständlich wird es für Froh und Co, wenn es um den Park-and-Ride-Parkplatz auf der Lohbrügger Seite des Bahnhofs geht. Auch dieser Platz wurde für urbanes Wohnen gesichtet, Parkplätze für Pendler könnten in kleinerer Anzahl in Stapelung erhalten bleiben. Doch auch daran stört sich die CDU: „Eine Erweiterung der Fläche finden wir grundsätzlich gut, aber wir fragen uns, ob Wohnungsbau direkt am Bahnhof wirklich sinnvoll ist“, sagt Jörg Froh.

Bezirk nennt Zielsetzungen bei Anzahl und öffentlicher Förderung

Das Wohnungsbauprogramm wurde dennoch mit den Stimmen von SPD, Grüne und FDP verabschiedet. Verwaltung und Politik haben sich als Zielzahl für die nächsten Jahre eine Genehmigungszielzahl von 800 Wohnungen im Jahr gesetzt. Zudem hat sich der Hamburger Senat darauf verständigt, den Anteil öffentlich geförderten Wohnraums in Neubauprojekten von 30 auf 35 Prozent zu steigern – im Bezirk Bergedorf liegt dieser Anteil allerdings schon bei 36,5 Prozent.