Bergedorf. Wann ein neues Wohnhaus den Bergedorfer Schandfleck ersetzen wird, ist nach der Revitalis-Insolvenz unklar. Was Hoffnung macht.

Was bedeutet das seit dem 10. Juli laufende Insolvenzverfahren der Revitalis Real Estate AG für die vielen Vorhaben des Bauinvestors und vor allem für das prestigeträchtige Mehrfamilienhaus-Projekt im Bergedorfer Zentrum? Wie berichtet, musste der Projektentwickler vom Neuen Wall aufgrund von exorbitant angestiegenen Baukosten und hohen Zinsen ein finanzielles Sanierungsverfahren beim Amtsgericht Hamburg eröffnen. Für das Bauprojekt auf dem Standort des alten und vor sich hin rottenden Penndorf Parkhauses an der Ecke Neuer Weg zur Rektor-Ritter-Straße bedeutet das vorerst nichts Gutes.

„Mit den derzeitigen Kosten sind solche Projekte grundsätzlich nicht mehr wirtschaftlich darstellbar“, sagt Thomas Cromm aus dem Vorstand der Revitalis gegenüber unserer Redaktion. Er bestätigt damit, dass das Vorhaben auf unbestimmte Zeit ruhe, „da die Kosten für Materialien wie etwa Stahl und Beton insbesondere seit Beginn des Ukraine-Krieges explosionsartig angestiegen“ seien.

Bergedorf: Vorerst kein Neubau, Penndorf-Parkhaus verfällt weiter

Hinzu komme, dass die Neubauförderung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) seit Frühjahr 2022 gestrichen worden sei, was das Ausmaß der „Polykrisen“ ebenfalls befeuere. „Wirtschaftlich nicht darstellbar“ bedeutet mit anderen Worten: Bergedorfs Schandfleck Nummer eins bleibt bis auf Weiteres erst mal so stehen.

Dabei wäre doch eigentlich alles auf den Weg gebracht. Revitalis hatte im Juni 2022 sowohl einen Bau- als auch Abrissantrag ordnungsgemäß beim Bergedorfer Bauamt eingereicht. Die Planungen sahen vor, 68 neue Wohnungen im Stadtteil Bergedorf-Süd zu errichten, dazu die Außenanlagen passend und einladend zu gestalten, begrünte Dächer und einen hübschen Innenhof mit Spielgeräten zu designen. Zudem sollte eine Tiefgarage entstehen. Ursprünglich wollte Revitalis auf 8000 Quadratmetern Grundstücksfläche sogar mal bis zu 100 Wohnungen errichten

Wo bei der Revitalis-Sanierung der Silberstreifen am Horizont liegt

Bereits im September 2022 wurde der Abbruch genehmigt, im Januar 2023 folgte dann die Genehmigung für den Neubau in der geplanten Größenordnung. Das bestätigt so auch das Bergedorfer Bezirksamt. Wenn die Baugenehmigung erteilt ist, hat die Entwicklungsgesellschaft immerhin 24 Monate Zeit (also bis Anfang 2025), das Mehrfamilienhaus tatsächlich auch hochzuziehen.

Was das Bergedorfer Bauamt nun dazu sagt, dass der Abriss der Parkhaus-Ruine ebenso ungewiss ist wie die Umsetzung des Wohnbauprojekts, ist nicht bekannt. Eine entsprechende Anfrage ließ Baudezernent Lars Rosinski bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Unternehmen möchte 900 Wohnungen im gesamten Bundesgebiet bauen

Der Hamburger Immobilienentwickler Revitalis hat etwa 30 Beschäftigte, die natürlich Antworten zu ihrer beruflichen Zukunft haben möchten. Der vom Gericht eingesetzte Insolvenzverwalter, Dr. Sven-Holger Undritz (Leiter Restrukturierungs- und Insolvenzpraxis der Kanzlei White & Case), ließ zuletzt gegenüber NDR 90,3 verlauten, dass der Geschäftsbetrieb der Revitalis „ohne Störungen“ weiterlaufe.

Zurzeit möchte das Unternehmen 900 Wohnungen im gesamten Bundesgebiet bauen. Hinzu kommen 500 weitere in Hamburg, neben Bergedorf auch noch drei andere größere Bauprojekte in den Stadtteilen Harburg, Lurup und Horn. Allein an der Winsener Straße in Harburg sollen 300 Wohnungen und eine Kita gleich mit dazu realisiert werden.

Was wiederum allen Hoffnung machen dürfte, dass unter anderem auch das verfallende Penndorf Parkhaus (seit dem 28. Februar 2018 geschlossen) doch bald dem Erdboden gleich gemacht werden könnte, sind Aussagen von Insolvenzverwalter Undritz: „Da bereits erste Interessentenbekundungen potenzieller Investoren vorliegen und Revitalis über einen ausgezeichneten Ruf im Markt verfügt, bin ich Blick auf die geplante Neuaufstellung optimistisch.“