Bergedorf. Bahn baut bis Ende 2025 selbst an der Fernbahntrasse. Danach könnte es einen fünfjährigen Baustopp geben, fürchtet die CDU.

Der geplante Straßentunnel zwischen Neuallermöhe und Oberbillwerder droht zur Karteileiche zu werden. Zwar gibt es längst Entwürfe, wie der Zukunftsstadtteil unter dem Bahndamm hindurch an den Rahel-Varnhagen-Weg angebunden werden könnte. Und diese Pläne sollen mit der gesamten äußeren Verkehrserschließung im November von der Bezirksversammlung auch zur öffentlichen Auslegung freigegeben werden. Aber anschließend dürften sie für Jahre wieder in der Schublade verschwinden.

Eine Sorge, die Stephan Runge von der ReGe im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss befeuerte: „Die Bauausführung wird erst ab 2031 möglich sein“, sagte der Experte jener Firma, die der Bezirk und die Verkehrsbehörde mit dem Gesamtprojekt beauftragt haben. Hintergrund: Die Bahn plant für 2024 und 2025 selbst mehrere monatelange Umbau- und Sanierungsmaßnahmen der Fernbahn Hamburg-Berlin, auf die laut Stephan Runge ein bis zu fünfjähriges generelles Bauverbot an der Strecke anschließt.

„So wird der Bahndamm für fünf Jahre als Trennlinie zu Neuallermöhe zementiert“

„Ein Skandal mit Ansage“, ärgert sich CDU-Fraktionsvize Jörg Froh. „Seit Jahren wird uns im Ausschuss erzählt, dass Hamburgs Behörden und die Bahn in guten Gesprächen sind, was den Straßentunnel und auch den westlich vom S-Bahnhof Allermöhe geplanten Fuß- und Radfahrer-Tunnel angeht. Und trotzdem kommt jetzt diese Hiobsbotschaft“, erinnert er an den schon für 2028 erwarteten Einzug der ersten Oberbillwerderaner. „So wird der Bahndamm für fünf Jahre als Trennlinie zu Neuallermöhe zementiert.“

Blick vom Fleetplatz in Neuallermöhe-West durch die auf absehbare Zeit einzige Bahnunterführung Richtung Oberbillwerder, das gleich nördlich der S-Banh-Station Allermöhe auf den dortigen Wiesen entstehen wird.
Blick vom Fleetplatz in Neuallermöhe-West durch die auf absehbare Zeit einzige Bahnunterführung Richtung Oberbillwerder, das gleich nördlich der S-Banh-Station Allermöhe auf den dortigen Wiesen entstehen wird. © Ulf-Peter Busse | Ulf-Peter Busse

Die Bahn mag das auf Nachfrage unserer Zeitung nicht bestätigen: „Tatsächlich wird es vom 16. August bis zum 14. Dezember 2024 und erneut von Juni bis Dezember 2025 umfangreiche Arbeiten an den Fernbahngleisen geben. Aber nach Abschluss dieser Generalsanierung haben wir keinen generellen Baustopp für den Bahndamm verhängt“, schreibt eine Sprecherin. Vielmehr seien auf der Trasse für mindestens ein halbes Jahrzehnt dann hoffentlich keine Arbeiten mehr nötig.

Bahn mag Genehmigung der Tunnel noch nicht in Aussicht stellten

Ob es seitens Bahn dann auch tatsächlich die erforderliche Genehmigung für die beiden Tunnel zwischen Oberbillwerder und Neuallermöhe geben werde, mag die Sprecherin dennoch nicht bestätigen: „Die Untertunnelung ist grundsätzlich genehmigungsfähig, weil es sich um Maßnahmen im Rahmen des Eisenbahn-Kreuzungsgesetzes handelt.“ Und genau darüber gebe es tatsächlich „seit mehreren Jahren intensive Abstimmungen mit Vertretern der Hansestadt Hamburg“, die auch Bauherr der Tunnel sein müsse.

Was zwischen beiden Seiten genau besprochen worden ist, will die CDU jetzt über mehrere Anfragen an den Senat und auch an das Bezirksamt ergründen. Thema darin werde laut Jörg Froh auch sein, wieso die ReGe vom fünfjährigen Baustopp ausgehe. „Sollte das doch korrekt sein, würden die Tunnel nach etwa zweijährige Bauzeit frühestens 2033 eingeweiht werden können“, rechnet Froh vor.

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Unabhängig davon kommen auf die Nutzer der Fern- und Regionalbahn durch die in 2024 und 2025 anstehenden Baumaßnahmen erhebliche Behinderungen zu. Während die Gleise der S-Bahn nicht angefasst werden, sollen im kommenden Jahr zunächst Grundsanierungen an mehreren Stellen im gesamten Streckenverlauf zwischen Hamburg und Berlin umgesetzt werden. Die genauen Ersatzfahrpläne werden derzeit noch von der Bahn erarbeitet.

2025 wird die täglich von 230 ICE-, Regional- und Güterzügen befahrene Strecke dann zum sogenannten Hochleistungskorridor ausgebaut. Vorgesehen sind dafür dann insgesamt sechs Monate, konkret wird vom 6. Juni bis zum 13. Dezember 2025 gebaut. Auch davon sollen die Bergedorfer S-Bahnlinien S21 und S2 nicht betroffen sein – im Gegensatz zu den Regionalzügen, die gern als Direktverbindung von Bergedorf zum Hauptbahnhof und umgekehrt genutzt werden.