Hamburg. Nachbarn verhinderten Schule in dem Gebäude an der Straße Schöne Aussicht in Hamburg. Jetzt könnten Wohnungen entstehen.
Spaziergänger auf der Uhlenhorst kennen das markante Gebäude mit den türkisfarbenen Verkleidungen: Auf dem Weg zur Außenalster führt ein Weg an dem Haus aus den 1960er-Jahren vorbei, dessen Einfahrt an der teuersten Straße Hamburgs liegt: An der Schönen Aussicht, wo seit Jahren, auch im bundesweiten Vergleich, Spitzenpreise für Immobilien erzielt werden.
Doch Menschen sieht man in dem Gebäude in der exquisiten Wohngegend nie – es steht seit Jahren leer. Und wann auf dem Grundstück, das eine Fläche etwa so groß wie vier Tennisplätze umfasst, wieder Leben einkehrt, ist noch immer unklar.
Immobilien Hamburg: Haus in Toplage nahe der Alster seit Jahren leer
Vor Jahren gelangte der zuvor als Bürogebäude genutzte Bau bereits in die Schlagzeilen, als hier eine Schule einziehen sollte. Vorgesehen war eine Zwischenlösung für die Schüler der August-Hermann-Francke-Schule, eine christliche Bekenntnisschule. Der Plan: Rund 300 Jungen und Mädchen sollten für zwei Jahre in dem leer stehenden Bürogebäude am Theresienstieg unterrichtet werden.
Denn am Standort Bachstraße (Barmbek-Süd) musste ein Neubau errichtet werden, der genügend Platz für die Stadtteilschule und das Gymnasium bietet. Doch für die zweijährige Bauzeit ein Übergangsquartier am Theresienstieg zu bekommen, war damals gescheitert – am Widerstand der Nachbarn.
Anwohner an der Alster sprachen sich gegen Schule aus
Denn dem Antrag beim Bezirksamt Hamburg-Nord, das Gebäude statt als Büro- als Schulgebäude zu nutzen, hätten auch die Anwohner zustimmen müssen. Doch diese hatten sich gegen die Nutzung als Schule in dem Wohngebiet ausgesprochen – offenbar einstimmig.
Die möglicherweise befürchtete Lärmbelästigung ist ausgeblieben. Bis jetzt. Denn nun plant das Bauunternehmen Otto Wulff einen Neubau. Das alte Gebäude aus den 1960er-Jahren, das 1970 aufgestockt und 1985 noch einmal erweitert worden war, soll abgerissen werden.
Immobilie nahe der Schönen Aussicht in Hamburg wird abgerissen
Otto Wulff hatte das Gebäude bereits 2010 von Union Investment erworben. Nun bewegt sich etwas in dem Prozess, aber nur schleppend. „Der Bauantrag wurde im März 2022 eingereicht“, teilte Otto Wulff auf Anfrage des Abendblatts mit. Zurzeit laufe das Genehmigungsverfahren und die Abstimmung zum geplanten Neubau.
Warum sich alles so lange hinziehe und das angesichts des Wohnungsmangels in Hamburg? Dazu hat die Firma nur eine Vermutung: „Wir machen bei unseren Bauvorhaben immer wieder die Erfahrung, dass Bauantragsverfahren je nach Komplexität der Projekte länger dauern können.“
Direkte Nähe zur Alster der Grund für die Verzögerung?
Die Gründe hierfür könnten ganz unterschiedlich sein. „Bei unserem Bauvorhaben am Theresienstieg“ so formuliert es eine Sprecherin, spiele „sicherlich die besondere Lage in direkter Alsternähe eine Rolle“.
Die Behörde nennt andere Gründe: „Die Alsternähe spielt dabei keine Rolle, sondern die Erschließung“, heißt es vom Bezirksamt Hamburg-Nord. Diese sei nicht einfach, „da der Theresienstieg nur fußläufig erreichbar ist und deshalb die Anbindung etwa für Abfallentsorgung und Feuerwehr über die Schöne Aussicht, über andere Grundstücke erfolgen muss“, sagt ein Sprecher auf Anfrage des Abendblatts. Das Bezirksamt befinde sich weiterhin im Abstimmungsprozess.
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Immobilien Hamburg: Neubau mit 18 Wohnungen nahe der Alster geplant
Vorgesehen ist nun jedenfalls eine Nutzung für Wohnungen, heißt es von Otto Wulff: „Wir planen am Theresienstieg 11 bis 13 den Neubau von zwei Gebäuden mit insgesamt 18 Wohneinheiten in direkter Nähe zur Alster.“ Wenn diese vermutlich ab 2025 bezugsfertig sind, wird das Areal hinter der Schönen Aussicht bereits für fünf Jahre ungenutzt gewesen sein.