Neuallermöhe. Unterführung wird bei Streckensanierung der Bahn im Jahr 2024 mitgebaut. Bergedorfer CDU fühlt sich überrumpelt und hat viele Fragen.

Die stärkste Oppositionspartei fühlt sich überrumpelt und vorweg ungenügend informiert: Im Hauptausschuss kritisierte die Bergedorfer CDU die Pläne, wonach der Innovationsstadtteil Oberbillwerder in einer Vorzugsvariante mit einer Bahnunterführung und einem neu zu bauenden Kreisverkehrauf dem Rahel-Varnhagen-Weg mit Neuallermöhe verbunden werden soll. Dabei soll angeblich hinter den Kulissen besagte Tunnellösung unter den Schienen beschlossene Sache sein.

Für den Unionspolitiker Jörg Froh lässt die bloße Vorlage der Planungsskizzen im Online-Ausschuss sehr viele Fragen offen. Am grundlegendsten sind dabei die Unklarheiten zum Höhenverlauf und Steigungen des Durchstichs und zur generellen Realisierbarkeit des Tunnels.

Anschluss Oberbillwerder: CDU möchte „konstruktiv“ kritisieren und mitgestalten

„Es kommen so viele Fragen auf, es fehlen viele Unterlagen“, sagt der CDU-Routinier, „die lokale Politik hat kein Einspruchsrecht, und Bürger werden auch nicht beteiligt.“ Das wurmt auch Frohs Parteivorsitzenden Julian Emrich. Der bekräftigt zwar das generelle Nein seiner Partei zu Oberbillwerder, verlangt aber doch, bei den „wesentlichen Entscheidungen“ wie jener Anbindung „konstruktiv“ mitgestalten zu können. Emrich: „Wir wollen auf wesentliche Fehler hinweisen. Das hier lediglich zur Kenntnis zu nehmen, ist mir jetzt zu wenig.“

Zumindest im Punkt, was die Bahn über den Durchstich unter ihrer Fern- und S-Bahn-Trasse denkt, soll es nach Informationen unserer Redaktion schon feste Verabredungen geben. Demnach wird die Bahnunterführung schneller kommen als viele annehmen. Denn die Bahn saniert bekanntlich ab August 2024 die Strecke Hamburg-Berlin und würde praktischerweise gleich den besagten Abschnitt mitanfassen, sodass er anbindungstechnisch zu Oberbillwerder passen würde. Eine offizielle Bestätigung dafür steht indes noch aus.

SPD-Mann Jarchow freut sich über „Wachheit“ beim politischen Rivalen

Gegen den Vorwurf der verhinderten Information wehrt sich indes Bergedorfs Verwaltungschefin: „Wir haben schon vor, alle drei Erschließungsvarianten im Stadtentwicklungsausschuss im September vorzustellen“, entgegnet Cornelia Schmidt-Hoffmann. Bergedorfs FDP-Chefin Sonja Jacobsen versuchte, die CDU ebenfalls einzufangen, denn die Liberalen hätten sich ja vehement im Koalitionsvertrag dafür „eingesetzt, dass der dritte Durchstich überhaupt realisiert“ werde.

Die Opposition bekamen hingegen von der SPD noch einen Hinweis mit leichter Süffisanz. Heinz Jarchow, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Partei, sagte: „Es wurde mehrfach betont, dass es im Ausschuss weitere Einzelheiten geben wird. Dennoch freut es mich, dass wir bei Ihnen trotz ihrer ablehnenden Gesamteinstellung eine gewisse Wachheit an Oberbillwerder geweckt haben.“