Bergedorf/Hammerbrook. Mitten im Feierabendverkehr gerät am Freitag eine S-Bahn in Hamburg auf Abwege. Zugführer wird dann noch kurz zum Geisterfahrer.

Mitten im Feierabendverkehr hat sich am Freitag eine S-Bahn auf dem Weg nach Bergedorf verfahren: Die Passagiere im gut gefüllten Zug staunten nicht schlecht, als die S21 nach dem Verlassen des Hauptbahnhofs gegen 15 Uhr nicht etwa die Station Berliner Tor ansteuerte, sondern auf halbem Weg dorthin plötzlich eine andere Richtung einschlug.

„Wir rollten auf das Viadukt Richtung Harburg“, wird Passagier Kai Gerullis klar, als der Zug in der City Süd auf Höhe der oberen Stockwerke der Bürogebäude dann auch noch eine scharfe Rechtskurve machte. „Kurz darauf rollten wir in die Station Hammerbrook ein – allerdings hatte da auch schon der Zugführer zum Mikrofon gegriffen und uns über den Irrtum informiert, der ja offenbar bei der Crew im Stellwerk lag.“

HVV: Verdutzte Passagiere im S-Bahnhof Hammerbrook

Auch im Bahnhof sorgte der Falschfahrer für Verwirrung, wollten hier doch etliche Passagiere in eine S-Bahn Richtung Harburg einsteigen. Sie blieben verdutzt stehen, als es per Durchsage hieß, dass hier ein Zug der Bergedorfer Linie stehe.

Die S-Bahn-Betriebsleitung reagierte schnell – sorgte bei den Insassen des Zuges allerdings für neues Unbehagen: Jetzt setzte sich die S21 in entgegengesetzter Richtung in Bewegung – quasi als Geisterfahrer auf dem falschen Gleis zurück zum Hauptbahnhof. Doch alles ging glatt: Bange Minuten später rollte der Zug dort wieder ein – genau auf dem Gleis, aus dem er kurz zuvor seine Irrfahrt begonnen hatte.

Im zweiten Anlauf klappt es: S21 erreicht Berliner Tor und schließlich Bergedorf

„Als wäre nichts passiert, setzten wir uns dann wieder in Bewegung – und kamen jetzt tatsächlich am Berliner Tor an“, berichtet der Bergedorfer Kai Gerullis unserer Zeitung kurz danach am Telefon. Bevor er aber Zuhause ankam, gab es für den 48-Jährigen und die anderen Fahrgäste noch einige weitere unplanmäßige Stopps auf der Strecke. Schließlich musste sich die fehlgeleitete S-Bahn neu in den Takt der Linien S21 und S2 einfügen.

Auf Nachfrage bei der S-Bahn bestätigte eine Sprecherin den Vorfall: „Der Fehler passierte im Stellwerk, wo diesem Zug im Hauptbahnhof eine falsche Fahrstraße zugeordnet wurde.“ Eine Gefahr für die Passagiere oder auch die anderen S-Bahnen habe aber zu keinem Zeitpunkt bestanden: „In einem sogenannten Blockabschnitt, wie etwa dem zwischen Hauptbahnhof und Hammerbrook, kann grundsätzlich nur ein Zug fahren. Dafür sorgt das Signalsystem.“

Durch diese technischen Vorkehrungen habe auch dann keine Gefahr bestanden, als die fehlgeleitete S-Bahn im Geisterfahrer-Modus zurück zum Hauptbahnhof geholt wurde. Selbst die Auswirkungen auf andere Züge hätten sich in Grenzen gehalten. Am Ende sei die betroffene S21 mit bloß zehn Minuten Verspätung in Bergedorf eingetroffen, so die Bahnsprecherin: „Es handelt sich um einen sehr seltenen Vorfall. Aber wo Menschen arbeiten, passieren eben auch mal Fehler.“