Bergedorf. Bergedorfer Förster spricht angesichts der Trockenheit von höchster Waldbrandgefahr. Was er beobachtet, sei „der helle Wahnsinn“.

Das Problem liegt auf der Hand: Ein gutes halbes Dutzend Zigarettenkippen hat Bergedorfs Revierförster Tim Laumanns am Mittwoch bei einem gerade mal 1000 Meter langen Rundgang durchs Bergedorfer Gehölz aufgesammelt. „Es ist der helle Wahnsinn, bei dieser Trockenheit im Wald zu rauchen“, sagt er bitter und verzweifelt. „Der Wald brennt jetzt wie Zunder“, meint er mit Blick auf die Feuerszenarien in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Die Waldbrandgefahr sei allgegenwärtig und in Bergedorf nicht nur auf die Sander Tannen begrenzt, wo die beliebte Hundefreilaufstrecke über die Düne von besonders brennfreudigen Kiefern gesäumt ist.

Tim Laumanns wird nicht müde, Raucher im Wald auf deren sträflichen Leichtsinn hinzuweisen. Neulich hat er sogar eine Clique beim Grillen im Wald erwischt. „Jede Form von Feuer im Wald ist bußgeldbewehrt mit bis zu 5000 Euro“, warnt der Förster.

Rauchen und grillen im Wald – das kann extrem teuer werden

Entsteht durch derlei grobe Fahrlässigkeit ein Waldbrand, so gilt der Verursacher als Straftäter und muss zudem für den entstandenen Schaden voll haften. „Da kann schon mal eine Summe von mehreren Millionen Euro zusammenkommen, wenn der ganze Wald runterbrennt.“

Derzeit gilt das strikte Rauchverbot im Wald nur in den Sommermonaten. Laumanns fordert aber eine Verschärfung des Regelwerks auf das ganze Jahr. „Zigarettenstummel mit ihren konzentrierten Giftstoffen verseuchen nicht zuletzt das Grundwasser, jeder Stummel macht umgerechnet etwa 50 Liter Trinkwasser ungenießbar.“ Der Baumbestand im Bergedorfer Gehölz ist für ihn besonders schützenswert, weil es sich um Waldflächen mit bis zu 500 Jahre alter Geschichte handelt. „Hamburgweit gibt es nur in Volksdorf einen zweiten Wald mit so einer großen Historie.“ Mächtige sogenannte ,Hute-Eichen’ prägen das Bild im Bergedorfer Gehölz. Im 16. Jahrhundert war der Eichenwald besonders licht gesetzt, weil benachbarte Bauern hier zur Eichelmast ihre Schweine hüteten.

Bismarcks Forstgutsvorsteher gibt sich entspannt

Für Forstgutsvorsteher Eckhard Könnecke im Bismarckschen Sachsenwald ist die örtliche Lage mit den Waldgebieten in Ostdeutschland nicht vergleichbar: „Dort stehen hektarweise leicht brennbare Kiefern auf Boden, in dem versteckte Munition lagert.“ Der Sachsenwald dagegen habe wie fast alle Wälder in Schleswig-Holstein mehr als zur Hälfte Laubholzbestand. „Wenn Sie mal versuchen, Buchenlaub anzuzünden, werden Sie feststellen: Das brennt nicht gut.“ Zudem seien die Feuerwehren der umliegenden Orte wie Schwarzenbek, Brunstorf, Dassendorf, Escheburg, Börnsen, Kröppelshagen, Aumühle und Wohltorf kompetent und gut ausgestattet. „Da haben wir ein Feuer im Sachsenwald schnell im Griff.“

Gleichwohl ist Hamburgs Feuerwehr Anfang dieser Woche aus aktuellem Anlass mit einem Ratgeber mit dem Titel „Achtung: Gras- und Waldbrandgefahr!“ an die Öffentlichkeit getreten. „Durch die anhaltende Wärme und ausbleibende Niederschläge in den letzten Tagen steigt die Gefahr für Gras- und Waldbrände“, heißt es darin. Durch zunehmende Temperaturen werde sich die Situation in den nächsten Tagen weiter verschärfen: „Waldbrände gehören zu den schwierigsten Bränden, wenn sie nicht rechtzeitig gemeldet und bekämpft werden.“

Das sind die Tipps der Feuerwehr: Keine Zigarettenkippen achtlos wegwerfen, auch nicht aus dem Fahrzeug oder Zug. Fahrzeuge nicht auf Grasflächen parken: Der Katalysator kann das trockene Gras entzünden. Grillkohle nach Gebrauch sorgfältig ablöschen. Auf keinem Fall im Sand oder am Strand eingraben. Kein Grillen und offenes Feuer im und am Wald. Über die GPS-Funktion des Mobiltelefons können Personen in einem Notfall genaue Ortsangaben machen, wenn Sie nicht wissen, wo Sie sich genau befinden. Hierbei können ausgewiesene Notfall-Treffpunkte und Apps wie zum Beispiel „Hilfe im Wald“. https://www.intend.de/produkte/hilfe-im-wald.html) oder andere Apps behilflich sein.
Die Zufahrten zu Wäldern, Seen und Feldwege sollten unbedingt freigehalten werden, sodass Löschfahrzeuge im Notfall die Einsatzstellen erreichen können.