Hamburg. 200 Jahre alte Bäume müssen fallen. Für Förster Tim Laumanns eine Folge des Klimawandels. Welche Arten besonders betroffen sind.
In dieser Woche werden im Bergedorfer Gehölz zwei majestätische Buchen gefällt. Die gut 200 Jahre alten Riesen stehen an halbwegs prominenter Stelle, nämlich am Weg vom Waldspielplatz des Luisen-Gymnasiums zum Bergedorfer Schützenhaus gleich neben dem Billtal-Stadion. Dass sie jetzt fallen müssen, hat Revierförster Tim Laumanns verfügt – und leidet wahrscheinlich selbst am meisten unter dieser Entscheidung.
„Buchen trifft der Klimawandel ganz besonders. Und das gilt mittlerweile leider auch für ihre Bestände im Bergedorfer Gehölz, das eines der beiden ältesten und damit wertvollsten Waldgebiete Hamburgs ist“, sagt der 56-Jährige. Wie dramatisch die Lage sei, bleibe den Waldbesuchern heute allerdings oft noch verborgen: „Die Buchen bilden von Natur aus ein sehr dichtes Blätterdach. Dass das bei vielen Bäumen bereits jetzt um bis zu 40 Prozent gelichtet ist, fällt dem Laien nicht auf.“
Klimawandel im Bergedorfer Gehölz: Rvierförster lädt zum Rundgang
Wer es dabei nicht belassen und mit dem Experten durch das Gehölz gehen will, kann das am Sonnabend, 17. September, tun. Für 10 Uhr lädt Tim Laumanns anlässlich des Bundeswald-Tags zur zweieinhalbstündigen Rundtour ein. Treffpunkt ist an der Bergedorfer Revierförsterei, die in der Hamburger Landstraße 17a in Wentorf liegt. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Das bundesweit vorgegebene Thema Biodiversität will Laumanns dabei auf die aktuelle Lage des Bergedorfer Gehölzes zuschneiden: „Die teils schroffen Täler hinter unserer Försterei sind seit Jahrhunderten ununterbrochen bewaldet. So ist ein Ökosystem entstanden, das nicht allein durch Insekten bestimmt wird, auf die der Begriff Biodiversität ja gern eingeengt wird“, sagt der Förster. „Im Bergedorfer Gehölz geht es auch um die Böden und die Pflanzen sowie die verschiedenen weitergehenden Aufgaben dieses Stadtwaldes. Dazu gehören unter anderem die Naherholung, die Bedeutung als Lebensraum für die Waldtiere und natürlich auch für die Holzwirtschaft.“
Bergedorfer Gehölz wird Bedeutung als Nutzwald verlieren
Eine echte Perspektive als Nutzwald sieht Tim Laumanns allerdings kaum noch – wegen des rasanten Klimawandels: „Als Förster nehme ich seine Auswirkungen mittlerweile nicht mehr alle paar Jahre in Form einer neuen Stufe wahr, sondern in jeder Saison. Die Waldschäden nehmen mittlerweile exponentiell zu.“ Selbst in einem so alten, gewachsenen Wald wie dem Bergedorfer Gehölz lasse sich angesichts einer solchen Geschwindigkeit kaum gegensteuern.
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Laumanns stellt zwar schon seit Jahren viele Hektar um, indem er vermeintlich robustere Bäume pflanzt, die wärmere Temperaturen und längere Dürrezeiten verkraften. Doch sein Urteil fällt deutlich aus: „In 40 Jahren wird auch das Bergedorfer Gehölz keine Relevanz mehr für die Waldwirtschaft haben. Dann hat uns der Klimawandel alle nutzbaren Bäume geraubt.“
So schaut er auch auf die beiden absterbenden Buchen, die nun Mitte dieser Woche gefällt werden, um nicht zur Gefahr für Spaziergänger zu werden. Ein Trauerspiel, das nach Einschätzung des Revierförsters ab sofort zum Alltag gehören dürfte – auch im Bergedorfer Gehölz: „Der Wald wird uns in den kommenden Jahren unter den Händen wegbröseln.“