Lohbrügge. Interessengemeinschaft „Zukunft Dünenweg“ fühlt sich bei Gutachten zu Oberbillwerder vergessen. Die Argumente.
Die Untersuchungen zum zusätzlichen Lärm durch Oberbillwerder machen Udo Evers Angst: „Ich fürchte, dass wir bei den Schutzmaßnahmen vergessen werden“, sagt 59-Jährige, der zusammen mit Ehefrau Rebecca am Dünenweg lebt – kaum 40 Meter von der vierspurigen Bergedorfer Straße/B5 entfernt. „Hier wird es schon seit Jahren immer lauter. Und das wird sich durch die neue Anschlussstelle des Ladenbeker Furtwegs für den Verkehr aus Oberbillwerder noch verstärken. In den jetzt vorgestellten Untersuchungen kommen wir aber gar nicht vor.“
Tatsächlich hatte Experte Oliver Riek vom Ingenieur-Büro Lärmkontor Ende August im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung zwar von Hunderten Gebäuden gesprochen, deren Lärmschutz wegen des zusätzlichen Verkehrs aus Oberbillwerder optimiert werden muss. „Aber das wird sich erst über Jahre entwickeln. Und klare Schwerpunkte hat er auch nicht gesetzt“, sagt Udo Evers, der fürchtet, bei dieser Form von Verkehrspolitik in der Masse unterzugehen.
Lärmexperten untersuchen nur direktes Umfeld der neuen B5-Anschlussstelle
Was den Gründer der Interessengemeinschaft „Zukunft Dünenweg“ besonders ärgert, ist der enge Radius der Lärmschutzbetrachtung um die künftige B5-Anschlussstelle Ladenbeker Furtweg: „Hier wird nur die direkte Nachbarschaft bis zum kleinen Wohngebiet an der Unteren Bergkoppel im Süden und zur Stadtteilschule Richard-Linde-Weg im Norden betrachtet. Und weil der neue Zubringer samt Ampel auf der B5 östlich der Brücke des Ladenbeker Furtwegs entsteht, wurde alles westlich davon in Fahrtrichtung Hamburg ausgeblendet. Also auch unser Wohngebiet.“
Evers und seine Mitstreiter fordern schon seit der Gründung der Interessengemeinschaft im Oktober 2020 Lärmmessungen in ihrem Bereich. „Es gibt hier am Dünenweg mehr als 100 Wohnungen, deren Balkone und Wohnzimmer direkt zur Hauptverkehrsstraße ausgerichtet sind“, sagt der Lohbrügger, der wie viele Nachbarn in einer Wohnung der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille lebt.
„Brütende Spechte im Naturschutzgebiet bei Lärmschutz wichtiger als Anwohner der B5“
Um endlich Bewegung in den Lärmschutz zu bringen, versucht Udo Evers auch seine Genossenschaft als Mitstreiter zu gewinnen. „Leider bisher ohne Erfolg“, ärgert er sich. Auch bei Bergedorfs Koalition aus SPD, Grünen und FDP wird das Thema bisher nicht bewegt. Als die CDU vor zweieinhalb Jahren Bewegung in den Lärmschutz für den Dünenweg bringen wollte, lehnte die Koalition den Antrag ab – und vertagte das Thema auf die Bauplanung der Anschlussstelle.
Dass genau die jetzt anlaufen, aber der Dünenweg wieder kein Thema ist, kommentiert Udo Evers mit bitterer Polemik: „Auf Antrag der Umweltbehörde ist jetzt ernsthaft sogar der Lärmschutz für die brütenden Spechte im Naturschutzgebiet Boberger Niederung bei uns gegenüber auf der anderen Straßenseite der B5 untersucht worden. So wertvoll sind wir Anwohner der Politik offenbar nicht.“
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Für die Spechte hatte Oliver Riek vom Lärmkontor übriges keine Lärmschutz-Lösung parat, auch weil sie gewöhnlich in zehn Meter Höhe brüten. Ähnlich hoch liegt übrigens auch die Wohnung von Udo und Rebecca Evers. Sie würden sich eine Lärmschutzwand wünschen, was Oliver Riek in seinem Vortrag beim Blick auf ganz Bergedorf aber eher als ganz große Ausnahme sah: „Besser sind in den meisten Fällen der Einbau von Flüsterasphalt oder moderner Schallschutzfenster. Zudem empfehlen sich oft Geschwindigkeitsreduzierungen und Fahrverbote für Lkw.“