Lohbrügge. Interessengemeinschaft wird von Bergedorfer Bezirksversammlung vertröstet. 60.000 Fahrzeuge täglich vor der Haustür – es könnten mehr werden.
Es ist laut, sogar sehr laut, wenn Udo und Rebecca Evers auf ihrem Balkon am Dünenweg sitzen. Auch wenn sie auf den ersten Blick ins Grüne schauen, belehren die Ohren jeden Besucher schnell eines Besseren: Gleich hinter den Bäumen, kaum 40 Meter entfernt, rauscht der Verkehr auf der vierspurige Bergedorfer Straße vorbei – laut offiziellen Zahlen mit mehr als 60.000 Fahrzeugen täglich auf diesem Abschnitt zwischen der Brücke Ladenbeker Furtweg und der Kreuzung Lohbrügger Landstraße, darunter vielen Lkw.
„Nach etwas weniger Verkehr in der ersten Corona-Welle im vergangenen Frühjahr wird es im zweiten Lockdown nun immer schlimmer“, sagt Udo Evers. „Wohl, weil kaum noch jemand Bus und Bahn nutzt, fahren jetzt spürbar mehr Autos. Ich mag gar nicht daran denken, wie schlimm es erst wird, wenn im Sommer auch die Anschlussstelle Billstedt zur A 1 wieder geöffnet wird.“
Interessensgemeinschaft fordert wenigstens Lärmmessungen
Weil nun auch noch die Planung der neuen Anschlussstelle im Bereich der Ladenbeker-Furtweg-Brücke für den 15.000-Einwohner-Stadtteil Oberbillwerder startet, will Evers endlich einen Lärmschutz: „Es gibt hier mehr als Hundert Wohnungen, deren Balkone und Wohnzimmer wie bei uns direkt zur Straße gebaut sind. Da muss die Stadt handeln.“
Aber Anrufe bei den Lärmschutzexperten der Umweltbehörde blieben ohne Reaktion. „Es hieß, man werde sich mit uns in Verbindung setzen. Das war im Sommer. Doch gemeldet hat sich bis heute niemand“, sagt Udo Evers, den diese Haltung erst richtig aktiv werden ließ: Im Oktober gründete der 57-Jährige die Interessengemeinschaft Zukunft Dünenweg, die heute 13 Aktive und fast das ganze Viertel als Unterstützer zählt. Im Dezember schaltete er auch die Bezirksversammlung ein. Sein Ziel: „Zumindest eine Lärmmessung, damit unser Problem bei den Behörden aktenkundig wird.“
CDU-Werben im Hauptausschuss findet kein Gehör
Doch das wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Wie die Hamburger Fachleute will die Bezirksversammlung das Problem der Menschen vom Dünenweg vertagen: „Lärmschutz wird beim Bau der neuen Anschlussstelle natürlich mitgeplant. Das aber schon jetzt, Jahre vorher anzugehen, macht keinen Sinn“, sagte Stephan Meyns (FDP) in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses mit Blick auf die wohl erst in vier bis fünf Jahren startenden Arbeiten.
Zuvor hatte CDU-Verkehrsexperte Jörg Froh noch um eine schnellere Reaktion gekämpft: Mit seinem Antrag, der auf Treffen mit Udo Evers und der „Interessengemeinschaft Zukunft Dünenweg“ basierte, forderte er einerseits die Prüfung des Rechtsanspruchs auf Lärmschutz im Rahmen des Neubaus, andererseits aber auch Messungen beim jetzigen Verkehrsaufkommen. Froh: „Es geht um ein Signal der Bezirksversammlung an die betroffenen Bürger, dass wir ihre Probleme ernst nehmen.“
Mehrere Varianten für Anschlussstelle in Planung
Doch die Koalition aus SPD, Grünen und FDP sorgte mit ihrer Stimmenmehrheit dafür, dass der Antrag abgelehnt wurde. Für Robert Gruber (Linke) eine Ausflucht, um nicht weitere Begehrlichkeiten zu wecken: „Wenn wir ehrlich sind, braucht es Lärmschutz entlang der gesamten Bergedorfer Straße. Und das schon seit Jahren.“
Wo genau die neue Anschlussstelle gebaut wird, steht noch nicht fest. Bisher gibt es drei mögliche Varianten, von denen zwei einen Zubringer vom Ladenbeker Furtweg nördlich der Bergedorfer Straße vorsehen, also direkt vor dem Balkon von Udo und Rebecca Evers. Dort müsste auch das benachbarte kleine Feuchtgebiet, heute eine beliebte Hundeauslauffläche, für die Straße überplant werden. „Eine Ampel würde dann sogar noch bremsende und anfahrende Autoschlangen bedeuten“, sorgt sich Udo Evers.
Variante drei sieht die Anbindung von Süden vor. Dann würde der Anschluss gut 400 Meter weiter östlich in der Nähe der Krusestraße erfolgen, die Ampel dort errichtet. In allen Fällen wird der jeweilige Zubringer zur Bergedorfer Straße an den Ladenbeker Furtweg über einen neuen Kreisverkehr angebunden.