Bergedorf. Immobilie mit sieben Zimmern im Villengebiet für 1,45 Millionen Euro erinnert an den Sohn des Bergedorfer Stuhlrohrfabrikanten Rudolf Sieverts.

Im Vergleich zum Vorjahr seien die Verkaufswerte von Bergedorfer Wohnungen um 13,5 Prozent gesunken – mehr als in allen anderen Hamburger Bezirken, analysierte Poll Immobilien. Und tatsächlich darf der Makler gerade ein Schmuckstück im Bergedorfer Villengebiet vermitteln: eine „einzigartige Wohnung“ am Reinbeker Weg, die für 1,45 Millionen Euro angeboten wird. Dafür gibt es sieben Zimmer auf 279 Quadratmetern in einem denkmalgeschützten Haus, das heute insgesamt fünf Wohnungen umfasst – mit Geschichte.

1850 wird als Baujahr angegeben, wobei das Grundstück auf einer Vermessungskarte von 1875 zu finden ist. Denkmalschützerin Dr. Sabine Schulte forschte für Hamburgs Kulturbehörde und fand heraus, dass die Architekten Hermann Distel und August Grubitz die Villa „in den Jahren 1916/17 bis 1920 für die Bedürfnisse des Bergedorfer Stuhlrohrfabrikantensohns Hans Sieverts tiefgreifend umformten“. Es folgten mehrere Anbauten und eine Aufstockung der Fabrikantenvilla. Schließlich entstand ein kubischer Backsteinbau mit Walmdach, seit 1935 unterteilt in drei Wohneinheiten.

Elegante Immobilien: Aber nicht zum Schnäppchenpreis

Die jetzt zum Kauf angebotene Wohnung umfasst ein großes Erdgeschoss sowie zwei Schlafzimmer im Souterrain. Die Eigentümer werben gern mit der historischen Substanz des Objektes und schreiben im Exposé: „Durch den Denkmalschutz haben Sie gute Abschreibungsmöglichkeiten und auch die derzeitige ,Heizungsdiskussion’ ist für Sie kein Thema, da denkmalgeschützte Häuser hiervon ausgenommen sind.“

Gemütlich vor dem historischen Kamin sitzen – beäugt von Johann Georg Halske, der 1814 in Hamburg geboren wurde, 1846 Henriette Friederike Schmidt heiratete und im Jahr 1847 mit Werner Siemens in Berlin  die „Telegraphen-Bauanstalt“ gründete, die schließlich 1966 in der Siemens AG mündete.
Gemütlich vor dem historischen Kamin sitzen – beäugt von Johann Georg Halske, der 1814 in Hamburg geboren wurde, 1846 Henriette Friederike Schmidt heiratete und im Jahr 1847 mit Werner Siemens in Berlin die „Telegraphen-Bauanstalt“ gründete, die schließlich 1966 in der Siemens AG mündete. © BGZ | von Poll

Das Haus gilt Denkmalschützern als „Zeugnis von der ersten Besiedlungsschicht des Geländes“. Bis 1918 dann sei das Villengebiet zwischen Bergedorfer Altstadt und Gehölz nahezu vollständig bebaut gewesen und „nahm in seiner Ausdehnung vier Fünftel der gesamten Bergedorfer Stadtfläche ein“, heißt es im Gutachten zum Denkmalwert. Das erinnert zudem an die schon 1909 in Kraft getretene „Verordnung über landhausmäßige Bebauung“, wonach die Errichtung von Fabrik- und Werkstellengebäuden ebenso verboten war wie „Privatkrankenanstalten“ – wie etwa die bis 1866 betriebene „Wasserheilanstalt“ am Reinbeker Weg.

Der übrigens ist eine historische Wegeverbindung, der alte Fußsteig durch das Bergedorfer Gehölz bis nach Reinbek. In der 40er-Jahren des 19. Jahrhunderts hatte sich Ratmann Schlehbusch bemüht, die Zuwegung auszubauen und bat zur Verbreiterung auch andere Landbesitzer, von ihrem Acker abzugeben. Doch erst 1859 teilten sich Amtskasse und Stadtkasse die Kosten für eine gründliche Verbesserung, sodass das historische Pflaster zur ersten im Villengebiet befestigt Straße wurde, wie die Denkmalschützer vermerken.

Das Esszimmer am Reinbeker Weg 43 vermittelt laut Makler eine „elegante Atmosphäre“ – samt Fischgrätparkett, Stuck und hohen Decken. Zur Wohnung gehört zudem ein Schlafzimmer im Erdgeschoss sowie zwei im Souterrain.
Das Esszimmer am Reinbeker Weg 43 vermittelt laut Makler eine „elegante Atmosphäre“ – samt Fischgrätparkett, Stuck und hohen Decken. Zur Wohnung gehört zudem ein Schlafzimmer im Erdgeschoss sowie zwei im Souterrain. © BGZ | von Poll

Eine zweite Immobilie, die Makler von Poll im Bergedorfer Villengebiet anbietet, ist eine 150 Quadratmeter große Hamburger Kaffeemühle. Der schöne Rotklinker kostet 958.000 Euro. Die Auswahl in Bergedorf ist derzeit nicht klein. Zurück zum Reinbeker Weg: Hier gibt es hier noch eine weitere Offerte, diesmal von der Scholz Grundbesitz GmbH.

Im ehemaligen Forsthaus nahe des Luisen-Gymnasiums wartet eine Penthousewohnung für 899.000 Euro auf neue Eigentümer. Sie bietet vier Zimmer auf 148 Quadratmetern. Eine Maisonette-Wohnung für 1,1 Millionen Euro ist derzeit in Alt-Boberg zu haben: Sechs Zimmer verteilen sich hier auf 130 Quadratmeter, dazu gibt es eine Sauna und einen Außenpool, verspricht „BeSmart“-Immobilien.

Amtsgericht versteigert zwei Wohnungen an der Daniel-Hinsche-Straße

Mitten im Bergedorfer Zentrum, an der Ernst-Mantius-Straße 5 gegenüber vom Amtsgericht, ist derzeit eine Drei-Zimmer-Wohnung (102 m2) im Dachgeschoss zu haben, bei Makler Pipping für 445.000 Euro. Nahe der Bergedorfer Sternwarte bietet der Makler Engel & Völkers aktuell eine nagelneue Vier-Zimmer-Wohnung (Baujahr 2023) für 1,389 Millionen Euro an, die Wohnfläche beträgt 159 Quadratmeter. Ein exklusives Penthouse mit zwei großzügigen Dachterrassen findet sich bei der alten Gärtnerei am Reinbeker Redder: Die 153 Quadratmeter große Dreiraumwohnung wird für 944.950 Euro angeboten.

„Ganz ohne Makler“, heißt es bei einer Familie aus Neuallermöhe, die ihre Vier-Zimmer-Wohnung auf der dritten Etage für 535.000 Euro verkaufen möchte. Zudem versteigert das Amtsgericht zwei Wohnungen an der Daniel-Hinsche-Straße im Bergedorfer Villengebiet, die Drei-Zimmer-Terrassenwohnung (91 m2) zum Beispiel hat einen Kaufwert von 561.000 Euro.