Bergedorf. Knapp 1000 Wohnungen, 15.000 Quadratmeter Gewerbe: Der Investor Buwog hat die neuen Pläne präsentiert. Fünf Architekten planen mit.

Drei Jahre war es auffällig still geworden um Bergedorfs einstiges Vorzeigeprojekt, das „Stuhlrohr-Quartier“ am Schleusengraben. Knapp 1000 Wohnungen, dazu mindestens 15.000 Quadratmeter Gewerbe mit Einzelhandel, Cafés und viel Platz für Start-up-Firmen in einem zentralen Bau in der Mitte sollen auf dem traditionsreichen Fabrikgelände gleich hinter dem CCB-Fachmarktzentrum entstehen. So lautete im August 2018 der hart erkämpfte Kompromiss der Bürgerinitiative „Bergedorf stellt alles in den Schatten – für ein lebenswertes Stuhlrohrquartier“ und dem Bezirksamt mit Investor Buwog.

Wohnungen in Bergedorf: Knapp 1000 Wohnungen im Stuhlrohr-Quartier

Doch das darauf basierende neue Bebauungsplanverfahren sorgte hinter den Kulissen für reichlich Querelen, bedeutete es für die heute mit dem Wohnungsriesen Vonovia verschmolzene Buwog doch ein um gut 30 Prozent geschrumpftes Bauprojekt. Lange wurde spekuliert, ob sie das 2016 für stattliche 47 Millionen Euro erworbene alte Areal der Stuhlrohrfabrik wieder abstößt.

Doch die Buwog ist am Ball geblieben, hat bisher auch die finanziellen Verpflichtungen des neuen Verfahrens getragen und präsentiert nun am Mittwoch, 29. September, ab 18 Uhr im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung den aktuellen Stand ihres Projekts. Auch wenn das Bebauungsplanverfahren noch immer nicht abgeschlossen ist, sind die Vorbereitungen für die Umsetzung schon weit fortgeschritten.

Zehn Architekturbüros hatten Vorschläge eingereicht

So liegt jetzt das Ergebnis der sogenannten hochbaulichen Entwurfsstudie vor, für die insgesamt zehn Architekturbüros Vorschläge gemacht hatten. Fünf von ihnen wählte die Buwog aus, ließ sie zunächst markante Eckgebäude entwerfen und hat unter ihnen mittlerweile den wesentlichen Teil der Baufelder aufgeteilt. Denn fast das komplette Areal zwischen Stuhlrohrstraße, Sander Damm, Schleusengraben und Weidenbaumsweg wird abgerissen und neu bebaut. Unangetastet bleiben einzig die historischen Stuhlrohrhallen, in denen heute der Mega-Zoo und das Dänische Bettenlager zu finden sind.

Gleichzeitig wurde die vorgesehene Bebauung in eine Entwässerungs-, Verkehrs- und Lärmschutzplanung eingebettet. Das alles ist im Jahr 2021 „in einem intensiven Abstimmungsverfahren mit der Buwog und den von ihr beteiligten Büros fortentwickelt worden“, stöhnt das Bezirksamt spürbar zwischen den Zeilen im Text der Beschlussvorlage für den Stadtentwicklungsausschuss. Das Ergebnis scheint aus Sicht des Rathauses allerdings gelungen – auch beim Blick auf die Qualität und Vielfalt der vorliegenden architektonischen Entwürfe. Dabei geht es laut Vorgaben um die Entwicklung einer „Bergedorfer Mischung“, also das Verhindern riesiger monumentaler Baukomplexe. Diese Aufgabe will die Buwog lösen, indem sie allen fünf ausgewählten Architektur-Büros in jedem der geplanten Gebäudekomplexe im Wechsel einzelne Bereiche zuweist.

Wann Bürger mitreden dürfen, ist noch unklar

Von der Politik will sich das Bezirksamt am Mittwoch zunächst grünes Licht für die Funktionsplanung holen. In den nächsten Wochen wird dann die Gestalt und Mischung der Hochbauten ebenso konkretisiert, wie die Art der Freiraumgestaltung dazwischen. Dazu gehört auch die Anbindung des gesamten Quartiers an das Wasser des Schleusengrabens.

Wann die Öffentlichkeit über den Stand der Dinge informiert wird und in einer Plandiskussion auch mitreden darf, ist noch offen. Vermutlich wird es nicht vor dem Frühjahr 2022 soweit sein.