Hamburg. Auf 32 Seiten schildern zwei Elftklässler der Bergedorfer Stadtteilschule die Historie der legendären Häuser am Fanny-Lewald-Ring.

Wussten Sie, dass die Keimzelle des heutigen Neuallermöhe im Bereich Fanny-Lewald-Ring eine Ökosiedlung war? So eine Art Mini-Bullerbü? Patrick Surga wusste es bis vor einiger Zeit auch nicht – obwohl der 18-Jährige dort lebt. Gemeinsam mit seiner Mitschülerin Lucie Glomb (17) hat er die Geschichte dazu in einem Forschungsbericht derart gut aufgeschrieben, dass die Juroren des Geschichtspreises des Bundespräsidenten von der Körber-Stiftung die beiden Schüler der Stadtteilschule Bergedorf (GSB) zum Landessieger auserkoren haben.

„40 Jahre Ökosiedlung in Bergedorf – mit dem Plumpsklo den Klimawandel stoppen?“, so der prämierte Titel der beiden Elftklässler, die sich mit ihrem 32-seitigen Beitrag an gesellschaftlich relevanter und regional bedeutsamer Historie heranwagten.

GSB-Duo siegt beim Geschichtswettbewerb mit der Historie der Ökosiedlung

Das Schülerduo sprach mit Zeitzeugen der ersten Bautätigkeiten Anfang der 1980er-Jahre auf dem damals eher schmalflächigen „Handtuchgrundstück“. Zudem schreiben Lucie und Patrick auch die Geschichte von Uwe Jensen auf, Gründungsvater und Vorkämpfer der Siedlung, die als Hamburgs erste Ökosiedlung gilt. Eine ihrer Schlussfolgerungen lautet: „Vor 40 Jahren wurde mit der Siedlung ein schönes Beispiel geschaffen, wie Bauen Zukunft haben sollte in Bezug auf Klimawandel und Klimaschutz.“

„Die Geschichtswerkstatt ist ein Dauerthema für mich“, gesteht Lucie Glomb ihre Affinität zu dieser Materie. Anfang dieses Schuljahrs suchte sie nach Mitforschenden – und fand den ein Jahr älteren Patrick, der mindestens ebenso viel Freude am Forschen und Aufschreiben wie sie selbst hat.

Einladung zuerst ins Körber-Forum – und bald nach Berlin?

Wie gut, dass es in Lucie Glombs Freundeskreis ein Mädchen gibt, das in einem der 36 Häuser der Ökosiedlung lebt und somit Kontakte zu Bewohnern schaffen konnte, die über Kompost-WC, Pflanzenkläranlage sowie Holz- und Grasdächer berichten konnten. „Durch die Vorgaben für ökologischen Wohnungsbau waren die Hürden damals höher. Die Hamburger Bürgerschaft hatte Sorgen wegen der Holzbauweise“, erklärt Patrick Surga einen der Erkenntnisgewinne zur sehr mühsamen Entwicklung der Siedlung.

Lucie und Patrick werden am Mittwoch, 28. Juni, im Körber-Forum am Kehrwieder prämiert und beurkundet. Die GSB erhält 500 Euro, die beiden Schüler zwar nichts Materielles, aber zumindest die Gewissheit, sehr gute Grundlagen für wissenschaftliches Arbeiten zu besitzen. Und vielleicht findet auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Allermöher Ökosiedlung so faszinierend, dass er die Bergedorfer Schüler am 14. November 2023 als einen von fünf Erstpreisträgern ins Schloss Bellevue einlädt.

Mentorin sackt zweiten Titel ein

Für Gerda Schmidt, ehemals Lehrerin an der GSB und Abteilungsleiterin der Klassenstufen 5 bis 7, ist es der zweite Titel in ihrer Zeit als Mentorin. Umso erfreulicher, weil sich ihre Minigruppe gegen viel gymnasiale Konkurrenz behaupten musste.

1651 Beiträge von 5600 Schülern gingen bundesweit ein, in Hamburg waren es 150 Beiträge von 406 Teilnehmern, je 24 Landes- und 24 Förderpreise bleiben in der Hansestadt. Das Oberthema lautete „Mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte.“