Bergedorf. Der Bergedorfer Benjamin Lindenau hat sich vor allem auf Wachse spezialisiert. Warum Sojawachs für Kerzen am besten ist.
Vor allem kreative Menschen zählen zu seinen Kunden. Denn Benjamin Lindenau verkauft Naturprodukte, Säuren und Wachse, mit denen sich die eigene Kosmetik herstellen lässt, Kerzen oder auch Seifen. „Meine Rohstoffe sind Nischenprodukte. Während man beim Hersteller meist mindestens fünf Tonnen abnehmen muss, verkaufen wir online auch kleine Mengen, also 200 Gramm statt 27 Paletten“, sagt der 47-Jährige, der sich als Start-up-Unternehmer versteht. Vor zwei Jahren zog er mit mit seiner „DistrEbution“ an den Brookdeich 40 und beschäftigt hier inzwischen 19 Mitarbeiter, die an den Packstationen abwiegen, umfüllen und etikettieren.
Es sind, sagen wir mal, Spezialprodukte: Eine Tüte Schellack-Flocken von der indischen Blattlaus (450 Gramm für 30 Euro) wird für die Möbelpolitur bestellt. Mit Knochenleim-Granulat lassen sich Stühle verleimen. Die Mentholkristalle nutzen Saunagänger gern für Aufgüsse, „brauchen aber auch Hersteller von Tabak oder Kaugummis“, weiß der Zwischenhändler, der ebenso Seifenfarben und Düfte vertreibt („Erdbeere und Vanille gehen immer“), Kakaobutter und Zitronensäure (wahlweise für die Rohrreinigung oder zum Getränkemix mit Holunderblütensirup). Das große Hauptgeschäft sind allerdings Wachse.
Lager in Bergedorf ist 800 Quadratmeter groß
Es seien „gut 100 Tonnen Sojawachs pro Jahr“, verrät der Geschäftsmann, der in England und Amerika ordert und schwärmt: „Der hält am besten den Duft einer Kerze.“ Erhärtetes Öl ist aber auch als Oliven- oder Sonnenblumenwachs zu bekommen, als Kokoswachs oder als reines Bienenwachs: Tütenweise stapeln sich die gelben Pastillen (sie werden in der Produktion aufs Fließband getropft), jedoch enthalten sie „oft viele Pollen, die den Docht verstopfen. Da ist Rapswachs wesentlich besser, zumal es fester ist, also gut etwa für frei stehende Bubble-Kerzen“, erklärt der Fachmann.
Für Kerzen im Glas eigne sich eher Sojawachs, was besser herunterbrennt – im 800 Quadratmeter großen Lager traf gerade eine Palette mit braunen Gläsern aus Frankreich ein: „Das sind eigentlich Whisky-Gläser, aber man kann auch Kerzen damit machen.“
Ein gewachster Faden läuft besser durch die Maschine
In Oststeinbek aufgewachsen, machte Benjamin Lindenau zunächst ein Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann beim Hamburger Rohstoff-Großhändler Ter-Group. Für den durfte er auch in Philadelphia verkaufen: „Die Amerikaner bestellten viele Wachse für Lippenstifte. Oder für die Textilproduktion, denn wenn der Faden eines T-Shirts gewachst ist, läuft er besser durch die Maschine.“
Man staunt also, wozu der Rohstoff alles gebraucht wird. Skifahrer wissen es: Gewachste Skier gleiten besser – deshalb darf Lindenau auch die deutsche und die österreichische Nationalmannschaft beliefern.
Wachs aus brasilianischen Palmblättern
Ein Renner sei unbedingt auch das Carnauba-Wachs, das aus den Blättern einer nordbrasilianischen Palme gewonnen wird – und essbar ist. Daher werden Äpfel und Orangen superdünn damit eingerieben: „So sollen sie weniger Wasser verlieren, man verkauft ja schließlich nach Gewicht“, erklärt der in Bergedorf lebende Händler, der das brasilianische Wachs containerweise importiert – „zumal es auch gern für Parkett-Polituren genutzt wird“.
Ganz klassisch hingegen handelt er auch mit Paraffin, das zum Beispiel Kerzenziehereien bei ihm bestellen. Das sei das „beste Kerzenwachs überhaupt“ – wegen seiner guten Oberfläche und weil es gut brennt. Aber: „Der Nachteil ist, dass es nun mal ein Erdölprodukt ist“, meint der 47-Jährige, der Paraffin auch aus China importiert: „Es wird – in Holzwolle getaucht – sehr gern für Kaminanzünder gebraucht. Oder auch für Handbäder in der Physiotherapie.“
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Wer mit Kerzenwachs handelt, hat natürlich auch die passenden Dochte auf Lager – in jeder Länge, Dicke und Dichte: Da gibt es welche in unterschiedlich gewebter Baumwolle und welche aus Glasfasern. „Die brennen nicht ab und können auch outdoor bei Wind genutzt werden“, schwärmt Lindenau, der das Stück für 4,50 Euro verkauft. Alles natürlich nur im Online-Shop: „Wir haben hier noch nicht einmal eine Bargeldkasse“, sagt der Mann lachend.