Bergedorf. Anwohner der Großbaustelle in Bergedorf sind verzweifelt. Kann die Abbruchfirma an der belastenden Situation etwas ändern?

„Wir wollen hier nicht länger die bösen Buben sein“, sagt Gerome Schmidt, Bauleiter der Firma Ehlert auf der Abriss-Großbaustelle am Brookdeich in Bergedorf. Mit den Brookdeich-Höfen soll hier auf den ehemaligen Gewerbe- und Büroflächen in den kommenden Jahren ein stattliches Quartiermit 560 Wohnungen entstehen. Aber Nachbarn von der gegenüberliegenden Seite des Brookdeich beschweren sich seit Wochen über massive Lärm- und Staubbelästigungen beim Abriss der alten Bausubstanz.

Bauleiter Schmidt traf sich jetzt mit Beschwerdeführerin Regina Richter und erläuterte ihr die schwierige Situation auf der gegenwärtig etwa zwei Hektar großen Arbeitsfläche. Nach seinen Worten steht der Abrissfirma Ehlert viel zu wenig Wasser zur Verfügung, um die Staubentwicklung beim Abriss wirksam zu senken.

Lärm und Staub am Brookdeich: Was das Problem dieser Baustelle ist

„Für die gesamte Fläche haben wir nur diese 50-Millimeter-Leitung“, sagt Gerome Schmidt und deutet auf ein kleines Rohr, das dicht bei der Straße an der Grenze zum östlichen Nachbargrundstück aus dem Boden ragt. „Damit betreiben wir drei stationäre Wassersprenger und speisen drei weitere Pumpen für die Schläuche, mit denen wir gezielt die Brechanlagen wässern.“ Schon das funktioniert nach seinen Worten nur deswegen, weil die Firma 24 Stunden täglich Wasser zapft und dieses außerhalb der Arbeitszeiten in einem 25.000-Liter-Tank speichert, sodass es tagsüber zur Verfügung steht.

So ungefähr könnte das Baugebiet Brookdeich einmal aussehen.
So ungefähr könnte das Baugebiet Brookdeich einmal aussehen. © PPP Architekten | PPP Architekten

1,3 Millionen Liter Wasser hat das Ehlert-Team seit Beginn der Abrissarbeiten im März im staubtrockenen Material versenkt. Allein – es reicht nicht. Sobald sich die riesige Wolke in Richtung Norden bewegt, können die Nachbarn ihre Gärten und Balkone nicht nutzen. Mehr Wasser aus den Hydranten am Brookdeich wäre laut Schmidt eine große Hilfe. Doch deren Anschlüsse befinden sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die Schläuche müssten also die Straße kreuzen.

Wasser aus der Brookwetterung darf nicht gezapft werden

Dasselbe gilt für das offene Wasser in der Brookwetterung. „Das hat uns die Polizei verboten, weil auf der Straße regelmäßig Schwerlastverkehr unterwegs ist“, bedauert der Bauleiter. Auch sein Vorschlag, ein Gerüst über die Straße zu errichten und die Wasserleitung darüber zu führen, wurde abgelehnt. „Der nächste größere Wasseranschluss befindet sich auf dem Gelände des früheren Autohauses Michael am Neuen Weg“, beschreibt Gerome Schmidt. „Für die mehrere Hundert Meter Entfernung bräuchten wir Pumpen von einer Stärke, die wir nicht im Bestand haben.“

Regina Richter (74) ist lärm- und staubgestresst.
Regina Richter (74) ist lärm- und staubgestresst. © Thomas Voigt | Thomas Voigt

Auch für die nachfolgenden Gewerke am Brookdeich wird nach seiner Einschätzung der Wassermangel ein Problem bleiben. „Baustellen brauchen in jeder Phase viel Wasser, und hier ist einfach zu wenig.“ Seine Anfrage bei Hamburg Wasser stimmte ihn aber optimistisch. „Die kennen das Thema und wissen auch, dass hier in ein paar Jahren mehr als 1000 Menschen einziehen. Dann wird ja ohnehin mehr Wasser gebraucht. Ich hoffe, sie legen bald eine Leitung.“

Der Lärm liegt innerhalb der zulässigen Grenzwerte

Was die Lärmimmissionen betrifft, liege die Baustelle innerhalb der zulässigen Grenzwerte. „Das haben unsere Messungen ergeben“, versichert Bauleiter Schmidt. „Wir dürften sogar bis 22 Uhr arbeiten, aber wir machen ja schon nachmittags Feierabend.“ Gleichwohl gefällt ihm die Idee der Anwohner, einen mehrere Meter hohen Zaun mit Schutzfolie an der Baustelle zu ziehen: „Das würde ebenso die Staub- wie die Geräuschbelästigung mindern.“ Kostet aber auf dieser Länge Zehntausende von Euro. „Wir machen das gern, wenn uns jemand den Auftrag dazu erteilt und bezahlt“, meint Gerome Schmidt mit Blick auf die Investorengruppe mit sechs beteiligten Unternehmen.

Nachbarin Regina Richter findet all diese Ausführungen unbefriedigend: „Ich verstehe jetzt zwar besser, wo die Probleme liegen, aber damit sind sie ja nicht gelöst.“ Gemeinsam mit ihren Nachbarn will sie nun an ihren Vermieter herantreten und die drastische Minderung der Wohnqualität monieren. „Dann muss der bei den Betreibern des Bauprojekts Abhilfe durchsetzen.“