Bergedorf. Stundenlang stehen die Autos auf kostenpflichtigen Stellplätzen in Bergedorf – ohne Parkschein und Knöllchen. Das steckt dahinter.

Drei Euro pro Stunde kostet es, an der Chrysanderstraße zu parken. Doch wer einen Blick in die dort abgestellten Carsharing-Autos wirft, merkt schnell: Hier sind weder Parkticket noch Strafzettel zu finden. Für viele Bergedorferinnen und Bergedorfer ist das ein Ärgernis. Denn die Wagen von Anbietern wie Miles oder Share Now tauchen auf Bergedorfs Parkplätzen immer häufiger auf. Sie können per App minuten- oder kilometerweise ganz spontan gebucht werden. Dann heißt es nur noch: Losfahren und das Auto anschließend an einem geeigneten Ort wieder abstellen.

Aber dürfen die Carsharing-Wagen tatsächlich stunden- oder sogar tagelang ohne Parkticket am Straßenrand stehen, ohne einen Strafzettel zu kassieren? Die Antwort ist: Ja, in den meisten Fällen schon.

Verkehr Hamburg: Auf welchen Parkplätzen dürfen die Autos abgestellt werden?

Nutzerinnen und Nutzer des Anbieters Miles können beispielsweise auf allen öffentlichen Parkplätzen innerhalb der „Miles“-Geschäftsgebiete kostenlos parken – auch auf Flächen mit Parkraumbewirtschaftung. Ob sie das Auto dort nur für einen Zwischenstopp oder endgültig abstellen, spielt keine Rolle.

Für das Unternehmen sei die Regelung jedoch nicht kostenfrei, erklärt Nora Goette, Miles-Pressesprecherin. „Wir zahlen pro Auto pro Monat eine fixe Gebühr an die Stadt Hamburg.“ Die sei sogar „deutlich höher“, als bei einem Anwohnerparkausweis für einen privaten Pkw (65 Euro pro Jahr).

Manche Stellplätze sind ausschließlich für Carsharing

Grundsätzlich sei eine Bevorteilung von Carsharing-Autos im Straßenverkehr aber möglich. Seit 2017 gibt es dazu das „Gesetz zur Bevorrechtigung des Carsharing“. Demnach ist es in Deutschland gesetzlich möglich, Konzepte zu entwerfen, die Carsharing-Autos einen Vorteil verschaffen. Laut Goette steht dahinter der Gedanke, die Anzahl an Fahrzeugen zu reduzieren und entlastet nachweislich den ruhenden und fließenden Verkehr.

In Hamburg stehen für die „geteilten Autos“ an einigen Orten bereits exklusive Parkplätze zur Verfügung: So gibt es in der Stadt insgesamt 658 Stellplätze an 113 Standorten, die ausschließlich für Carsharing-Autos vorgesehen sind. Sie sind Teil des Hamburger ÖPNV-Projekts „switch“, das die Mobilität in Hamburg erleichtern soll. Das Exklusiv-Konzept basiert auf einem 2012 geschlossenen Rahmenvertrag zwischen der Hamburger Hochbahn und der Stadt Hamburg. Dadurch können Sondernutzungen – etwa für Parkplätze – bei den Bezirken beantragt werden.

So sehen die exklusiven Carsharing-Parkplätze aus – hier in Harburg. Beim HVV hofft man, dass sie sich mit Sharing-Autos füllen werden.
So sehen die exklusiven Carsharing-Parkplätze aus – hier in Harburg. Beim HVV hofft man, dass sie sich mit Sharing-Autos füllen werden. © Lars Hansen

Doch es gibt auch Ausnahmen. Wie alle Parkregeln beim Carsharing variieren diese je nach Anbieter leicht. Ein Parkticket müssen Miles-Nutzende zum Beispiel auf Privatparkplätzen, etwa vor Supermärkten oder Bahnhöfen, ziehen. Ebenso auf allen öffentlichen Parkplätzen, die nicht zu den in der App eingezeichneten Geschäftsgebieten gehören. Bei einem Tagesausflug an die Ostsee zum Beispiel müssten Parktickets auf allen Stellplätzen selbst gezahlt werden.

Nicht überall darf das Auto abgestellt werden

Manche Plätze sind sogar ganz tabu: Etwa wenn die Parkdauer auf einer Fläche laut Kennzeichnungen auf weniger als 48 Stunden begrenzt ist. Dann darf das Auto dort nicht endgültig abgestellt werden. Der Grund: Es ist unklar ist, wann die Carsharing-Wagen erneut gemietet werden – theoretisch können sie tage- oder wochenlang an einem Ort stehen bleiben.

Auch in Parkhäusern, Tiefgaragen oder auf anderen überdachten Stellflächen dürfen die Autos nicht stehen. In der App gibt es zusätzlich sogenannte No-Parking-Bereiche in denen die Pkws generell nicht abgestellt werden dürfen.

Besonders viele Carsharing-Autos auf dem Frascatiplatz

Bei Miles halte sich der Großteil der Fahrerinnen und Fahrer an die Regeln, sagt Nora Goette. Sollte doch mal ein Bußgeld anfallen, wird die Strafe an den Verantwortlichen weitergeleitet. Generell gilt laut den Unternehmen beim Carsharing die Regel „Stelle den Wagen dort ab, wo du auch dein eigenes Auto parken würdest“.

In Bergedorf würden derzeit besonders viele Miles-Autos am Frascatiplatz geparkt. Obwohl das für Nutzende bequem sein mag, rät Sprecherin Nora Goette davon ab: Dort seien bereits ausreichend Fahrzeuge im Umlauf. Für die Flexibilität sei es natürlich besser, die Autos in jedem Stadtteil verteilt zu haben.

Carsharing: In Bergedorf ist das Konzept besonders beliebt

Der Anbieter betreibt aktuell 16.000 Carsharingautos in ganz Deutschland, davon 3500 in Hamburg. Auch in und um Bergedorf sei das Team mit der Nachfrage „grundsätzlich zufrieden“. „Wir könnten uns gut vorstellen, das Gebiet noch zu vergrößern“, so Nora Goette.

In Bergedorf ist zudem auch der Anbieter „Share Now“ präsent. Das Unternehmen ist mit 4300 Wagen in ganz Deutschland zwar deutlich kleiner. Allein 800 der Autos sind jedoch in Hamburg stationiert. In Bergedorf sei zudem eine positive Entwicklung zu beobachten. „Neben Hamburg-Harburg gehört der Bezirk zu einem unserer beliebtesten Share Now Standorte innerhalb unseres 105 km² großen Geschäftsgebiets in Hamburg“, heißt es in einer Mitteilung.