Hamburg. Obwohl „wenig Neues“ vorgestellt wurde, wurden die meisten Handlungsfelder von allen abgenickt. Nur ein Thema war strittig.
Sie ernteten nicht gerade großes Staunen, als die Planer Anna Kracher und Benjamin Biddle von der Veomo Mobility GmbH ihr Mobilitätskonzept für Bergedorf-West vorstellten. „Bislang fehlte der ganzheitliche Blick, der den Menschen, der Umwelt und dem Bezirk gerecht wird“, sagte Kracher den Mitgliedern des Verkehrsausschusses – und informierte über sechs Handlungsfelder.
Bei der ÖPNV-Anbindung etwa sei das Quartier „in suburbaner Lage mit guter Taktung“ schon gut ausgestattet, wenn denn bald das S-Bahnhofsentrée umgestaltet und mehr On-Demand-Angebote eingeführt werden. Zwar gibt es E-Scooter und das Stadtrad, aber weder Lastenräder noch Carsharing. Größerer Handlungsdruck indes bestehe in Sachen Fuß- und Fahrradfreundlichkeit: „Wir müssen das bestehende Radwegenetz schließen, sanieren und breiter gestalten“, rät Anna Kracher, die ebenso an sichere Kreuzungsquerungen denkt, etwa am Ladenbeker Furtweg/Friedrich-Frank-Bogen und im südlichen Bereich des Billwerder Billdeichs.
Leitsystem für wichtige Fußwege
Dazu sei ein Leitsystem für Fußwege erwünscht – und hier freut sich Bergedorfs Tiefbauchefin Mona Rühle über die frisch ausgeschriebene Personalstelle für eine/n Fußgängerbeauftragte/n. Denn eine bessere Wegausweisung sei „schon angeschoben“, und dass im Grünzug Bänke fehlen, ist längst bekannt. „Außerdem braucht der Grünzug eine bessere Beleuchtung“, mahnt Karin Rogalski-Beeck von Seniorenbeirat erneut an.
Volker Peters (FDP) ist enttäuscht vom angeblich neuen Konzept: „Solche Ideen wurden doch schon vor drei Jahren vorgestellt, ein bisschen präziser hätte ich mir das jetzt schon gewünscht.“ Ähnlich sieht es Jörg Froh von der CDU: „Das ist alles seit Ewigkeiten in Planung, und es tut sich nichts. Wo sind die Zeitabläufe für eine Prioritätenliste? Und was kostet das an Geld?“, will er genauer wissen, denn: „Es gibt immer neue Ideen von Planungsbüros, aber wann wird mal was umgesetzt?“
Gern private Bestell-Fahrdienste
Der Ausbau der Velo-Route werde unabhängig vom Baustart von Oberbillwerder betrieben, versicherte Mona Rühle. Doch bei anderen Themen seien die Möglichkeiten des Bezirks nun mal begrenzt: Auf Bushaltestellen mit Regenschutz oder private On-Demand-Anbieter habe man wenig Einfluss.
Nur beim Thema Autoverkehr gingen die Meinungen auseinander: „Die Anwohner fürchten, dass der gesamte Verkehr über den Friedrich-Frank-Bogen geht, das müssen wir vermeiden“, meint Petra Petersen-Griem (SPD), die zudem bei öffentlichen Stellplätzen eher auf Mobility-Hubs setzt: „Der Freiraum wird immer kostbarer, das gilt auch für Menschen in Bergedorf-West, die nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens stehen.“
AfD hat Autofahrer im Fokus
Da setzt Reinhard Krohn (AfD) zum Kontra an: „Dann ist es wohl nicht gewollt, dass die ärmere Bevölkerung ein Auto hat.“ Während die SPD darauf verweist, dass im vergangenen Jahr weniger Autos in Hamburg zugelassen wurden, finden die Grünen andere Argumente: „Wenn mehr als die Hälfte der Bewohner kein Auto hat, dürfen wir die Leute auch nicht mit den Kosten für Parkplätze belasten“, denkt Joachim Schöfer.
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In jedem Fall aber, so die Planer der Veomo Mobility GmbH, könne online über eine Mitfahr-Plattform nachgedacht werden, sollten zudem die Park&Ride-Plätze ausgeweitet, mehr Ladesäulen installiert und bei Firmen für das HVV-Jobticket geworben werden. Nicht zuletzt möge am Ladenbeker Furtweg über eine Tempo-30-Zone nachgedacht werden.