Bergedorf. Die Reise mit der Deutschen Bahn in die Hauptstadt wird eine Stunde länger dauern als bisher. Änderungen gibt es auch im Nahverkehr.
Für großes Erstaunen, Entsetzen und ein bisschen Panik hat die Ankündigung der Deutschen Bahn gesorgt, die 280 Kilometer lange Strecke zwischen Hamburg und Berlin demnächst sechs Monate lang für umfangreiche Sanierungen sperren zu wollen. Immerhin werden die Fernzüge täglich von 30.000 Menschen genutzt, ist die Strecke teils zu 120 Prozent ausgelastet. „Wir müssen die Qualität verbessern und Kapazitäten schaffen“, begründete jetzt Henry Benedict im Bergedorfer Verkehrsausschuss den „Paradigmenwechsel in der jetzt klaren Ausbaustrategie“.
Da in den Vorjahren viel gespart worden sei, es immer wieder Ausfälle durch kleinere Baustellen im hochbelasteten Netz gab, soll nun innerhalb von einem halben Jahr alles mit einem Rutsch erneuert und bis 2030 auf gesamter Länge (in 15 Abschnitten) ein Hochleistungsnetz geschaffen werden, das durch fünf Bundesländer, sechs Landkreise, 19 Gemeinden und drei Bezirke führt: „Danach garantieren wir eine Baufreiheit von 2026 bis 2030, abgesehen von nächtlichen Sperrpausen für Instandsetzungsarbeiten“, so der Mann, der bei DB Netze für die Infrastrukturprojekte Nord zuständig ist, jetzt für den Abschnitt zwischen Hamburg und Büchen.
Bahn saniert Strecke Hamburg–Berlin: Strecke 2024 und 2025 gesperrt
Schon lange angekündigt hatte die DB Netze AG vorab eine Sperrung vom 16. August bis 14. Dezember 2024. In dieser Zeit sollen etwa 100 Weichen und 74 Kilometer Gleise erneuert werden. Jetzt aber müssen sich alle Pendler auf weitere sechs Monate einstellen: Insgesamt bleibt die Strecke also bis Ende 2025 für zehn Monate gesperrt.
In der für die Generalsanierung voll gesperrten Zeit vom 6. Juni 2025 bis zum 13. Dezember 2025 sollen 30 Prozent der Gleiskilometer ausgetauscht, die Hälfte aller 300 Weichen erneuert und 90 Prozent der Leit- und Sicherungstechnik modernisiert werden – insgesamt auf 15 Abschnitten.
Bahn saniert Strecke Hamburg–Berlin: Neue Stellwerke kommen
Für den Bereich zwischen Hamburg-Rothenburgsort und Büchen (Abschnitt 14) sei auf 51 Kilometern eine Gleiserneuerung geplant, dazu kommen mindesten 66 neue und elf zusätzliche Weichen sowie sechs neue Stellwerke, so der Verkehrs-Ingenieur. Bergedorf bekomme ebenso ein neu gebautes elektronisches Stellwerk wie Billwerder, Aumühle und Büchen.
Außerdem kündigt die Bahn an, dass sowohl in Bergedorf als auch in Müssen, Schwarzenbek und Büchen die Bahnsteige verlängert werden. Büchen sei überhaupt ein besonderer Posten und stark betroffen, denn dort werden zwei komplett neue Außenbahnsteige gebaut. Benedict: „Da indes gilt ein Planrecht, müssen wir noch Ende des dritten Quartals unseren Antrag beim Eisenbahnbundesamt einreichen.“
66 neue Überleitstellen
Wichtig seien vor allem die 66 geplanten neuen Überleitstellen, die eine Möglichkeit bieten, das Gleis zu wechseln: „Damit sind wir flexibler, zum Beispiel bei einer Signalstörung“, erklärte Benedict, der eine Überleitstelle sowohl in Müssen als auch in der Wildschweinkuhle (zwischen Friedrichsruh und Schwarzenbek) plant.
Ebenso kündigt er an, dass der stillgelegte Bahnsteig in Friedrichsruh komplett abgebaut werde, dass zudem zwischen Wohltorf und Aumühle der bestehende Lärmschutz auf sechs Kilometern saniert werde – ein erweiterter Lärmschutz sei allein aufgrund des Planrechtes nicht vorgesehen.
Die wichtigste Frage aber konnte er noch nicht im Detail beantworten: Wie wird der Schienenersatzverkehr (SEV) aussehen? „Der geht dann über Stendal und braucht mindestens eine Stunde länger bis Berlin“, so Henry Benedict und ergänzt: „Noch wird allerdings auf der Strecke gebaut. Der Güterverkehr wird auf jeden Fall noch weiträumiger umfahren, denn der Personalverkehr geht vor.“
Details zum Ersatzverkehr fehlen noch
Auch an einem Ersatzkonzept auf der Straße werde noch gearbeitet, man wolle Details „mit Vorlauf transparent kommunizieren“.
Das gelte ebenso für den Nahverkehr aus Büchen in Richtung Hamburg, vielleicht mit einem Umstieg in die S-Bahn in Aumühle. In jedem Fall aber werde sich der Fahrplan ändern, werde es auch für den regionalen Nahverkehr andere Zeiten geben – „wenn wir auch weiterhin den Halb-Stunden-Takt versuchen“.
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Als „erforderlich und sinnvoll“ sieht Bergedorfs SPD die Generalsanierung an. Stefan Kubat (FDP), der selbst mal als Fahrdienstleiter tätig war, fragte, ob dann am gesperrten Bergedorfer Bahnhof Flächen benötigt würden. Doch Henry Benedict winkt ab: „Die großen Lasten werden wir vorwiegend aus Maschen anliefern, wo wir Logistikflächen haben. Das gilt auch andersherum für die Entsorgung.“
CDU-Mann Finn Külper, der im Rollstuhl sitzt, fragte noch nach der künftigen Barrierefreiheit. Antwort: Bis 2024 wolle die Bahn Fahrstühle nachrüsten, Kanten erneuern und auf den Bahnsteigen ein Leitsystem einrichten.