Bergedorf. Das Netz an E-Ladesäulen soll rasant ausgebaut werden. Behörde soll nun Zehn-Punkte-Plan abarbeiten. Was die Politik vorgibt.

Bei der Verkehrswende ist sich Bergedorfs Politik einig, jedenfalls was die Attraktivität des Bezirks für vollelektrische Autos betrifft. Nur die AfD-Fraktion enthielt sich, als die Bezirksversammlung jetzt mit einem gemeinsamen Antrag von SPD, CDU, Grüne, Linke und FDP den Turbo hinter dem Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur zündete. „Die Verkehrswende kann nur gelingen, wenn man die Fläche ins Visier nimmt, statt bloß auf Hamburgs City zu schauen“, gab CDU-Verkehrsexperte Jörg Froh die Richtung vor.

Tatsächlich ist es den Bezirksabgeordneten gelungen, mit ihrem Votum über alle ideologischen Hürden der Parteipolitik hinweg sämtliche Vorstöße der einzelnen Fraktionen zur Elektromobilität aus den vergangenen Monaten zu bündeln. „Und mit unserem klaren Votum ein starkes Signal zu geben, dass sich unser Bezirksamt jetzt mit den zuständigen Fachbehörden in Verbindung setzt“, sagt Karsten Schütt (FDP).

E-Mobilität: Bezirksamt soll Zehn-Punkte-Plan bis Oktober abarbeiten

„Nun muss es darum gehen, entsprechende Mittel auf EU-, Bundes- und Landesebene einzuwerben, damit der gesamte Bezirk Bergedorf zeitnah eine ausreichende und gut verteilte Zahl von Ladesäulen erhält. Und zwar im öffentlichen Raum ebenso, wie im privaten Bereich.“

Entsprechend umfangreich ist die Zahl von insgesamt zehn Punkten, die die Verwaltung nun bis Oktober anschieben soll – unter anderem mit Stromnetz Hamburg, der P+R-Betriebsgesellschaft sowie dem Betreiber der Hamburger Straßenlaternen und Verkehrsanlagen. In der Verkehrsausschuss-Sitzung am 9. Oktober wird dann berichtet, was wann und wie umgesetzt werden kann.

Konkret geht es unter anderem darum, Ladesäulen an möglichst vielen stark frequentierten Orten aufzustellen. Etwa im Umfeld der Badeseen, von Sportanlagen und auf großen Parkplätzen wie etwa P+R-Anlagen, dem Frascatiplatz und – in Absprache mit den Eigentümern – auch vor den Supermärkten. Besonderes Augenmerk legen die Politiker dabei auf Schnellladesäulen, sogenannte „High Power Charger“ (HPC), die die Akkus der Pkw deutlich schneller füllen.

Möglichst viele Schnellladesäulen sollen kommen – und ein Ausbau des Stromnetzes

Sie sollen helfen, die Elektromobilität von ihrer Achillesferse zu befreien: dem unsicheren Zeitmanagement bei längeren Fahrten. Um HPC-Stationen allerdings flächendeckend im Bezirk zu verteilen, braucht es einen Ausbau des Stromnetzes, das in Teilen leistungsfähiger gemacht werden muss. Dazu sollen in den kommenden drei Monaten nun Gespräche geführt werden, ebenso wie zum Anschloss „normaler“ Ladesäulen an die Kabel von der Straßenbeleuchtung.

Besonderes Augenmerk legen die Politiker auf die zahlreichen Neubaugebiete im Bezirk. In ihre Planung sollen Ladestationen künftig verbindlich aufgenommen werden. Und für die bereits bestehenden Quartiere ist das Bezirksamt jetzt aufgefordert, nach Örtlichkeiten für eine Nachrüstung zu suchen. Auch hier können private Eigentümer wie auch Unternehmen mit einbezogen werden.

E-Ladesäulen in P+R-Parkhäusern könnten Umstieg auf Bus und Bahn fördern

Für den FDP-Verkehrsexperten Karsten Schütt ist der Ausbau der Pkw-Ladeinfrastruktur auch eine Förderung der anderen Verkehrsmittel der Mobilitätswende: „Kann das Auto im P+R-Parkhaus geladen werden, macht dieser Service das Umsteigen auf Bus und Bahn attraktiver. Und wenn wir es auch noch schaffen, Ladesäulen an den Taxiständen aufzustellen, wird auch dort die E-Mobilität Einzug halten.“

Dass jetzt alles wirklich schnell gehen muss, unterstreicht Christdemokrat Jörg Froh: „Ende Juni hat das Bundesverkehrsministerium angekündigt, noch mal 500 Millionen Euro für die Förderung von Ladesäulen bereitzustellen. Davon könnten wir in Bergedorf profitieren. Allerdings nur, wenn wir uns wirklich beeilen.“