Hamburg/Kiel. Die Deutsche Bahn will schnelle Trassen in Europa ausbauen und veröffentlicht eine Studie, wonach Hamburg sehr profitieren könnte.

Mit 300 Kilometern pro Stunde, also doppelt so schnell wie bisher, könnten Züge der Deutschen Bahn (DB) in Zukunft von Hamburg aus in Richtung Norden sprinten. Das zeigt eine Studie, die die Bahn gemeinsam mit europäischen Partnern am Sonnabend veröffentlicht hat.

Bei dem Ganzen handelt es sich um einen Vorschlag, den die DB zusammen mit anderen europäischen Anbietern wie der französischen SNCF oder Trenitalia aus Italien erarbeitet hat. „Metropolitan Network“ heißt das Projekt. Mit einer Simulation wollen die Macher der Studie zeigen, wie ein solches Intercity-Netzwerk aus Hochgeschwindigkeitstrassen in Europa aussehen könnte.

Deutsche Bahn legt Studie vor: In Zukunft mit 300 km/h in den Norden?

Die Idee ist folgende: Die großen europäischen Städte sollen an den sogenannten Hochgeschwindigkeitsverkehr (HGV) angeschlossen werden. Sie sollen also mit schnellen Bahntrassen miteinander verbunden werden, damit die Reisezeit innerhalb des Kontinents deutlich kürzer wird. Auch eine politische Maßgabe steht dabei im Hintergrund: Der „Green Deal“ der EU-Kommission.

Wenn der Ausbau der Strecke in den nächsten Jahrzehnten tatsächlich so umgesetzt wird, dann könnte das einen „wichtigen Beitrag zur CO2-Reduktion im Transportsektor erbringen“, heißt es in der DB-Mitteilung weiter. Der Plan: Bis 2030 soll der Hochgeschwindigkeitsverkehr verdoppelt, bis 2050 sogar verdreifacht werden. Also mehr Strecken, auf denen mindestens 140 Kilometer pro Stunde möglich sind.

Mit schnellen Strecken wollen Deutsche Bahn und andere europäische Betreiber die Reisezeit  innerhalb Europas erheblich verkürzen.
Mit schnellen Strecken wollen Deutsche Bahn und andere europäische Betreiber die Reisezeit  innerhalb Europas erheblich verkürzen. © Deutsche Bahn

Hamburg-Kiel in einer halben Stunde: Ab 2030 könnte das zur Realität werden

Michael Peterson ist DB-Vorstand für Personenfernverkehr. Er erklärt: „Eine Verdreifachung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Europa ist möglich. Wenn die Infrastruktur dafür steht, profitieren Millionen Menschen auf dem Kontinent von attraktiven Verbindungen und kürzeren Reisezeiten.“

Nach den Berechnungen und Simulationen ergäben sich „attraktive Reisezeiten“ auf ganz neuen Achsen und über neue Verkehrsdrehkreuze. Hamburg ist wichtiger Knotenpunkt nach Skandinavien.

Dass man in einer halben Stunde nach Kiel düsen kann, könnte nach 2030 zur Realität werden. Derzeit sind auf der Strecke maximal 160 Kilometer pro Stunde möglich, in ein paar Jahren wären laut Studie Geschwindigkeiten bis 300 Kilometer pro Stunde realistisch.

Weitere Erkenntnisse und Fakten des „Metropolitan Network“

  • Alle 230 Metropolregionen Europas (mehr als 250.000 Einwohner) sowie große Städte würden mindestens im Stundentakt an den HGV angebunden
  • Rund 60 Prozent der Europäer – so viele leben in den Metropolregionen – bekämen einen direkten Zugang zum HGV
  • Rund 21.000 Kilometer Schienen müssten in Europa neu errichtet oder ausgebaut werden. Zum Vergleich: 2022 betrieb die DB etwa 33.500 Kilometer Schienen insgesamt.
  • In Deutschland würden – einschließlich der sich schon bereits im Bau befindlichen Strecken – rund 6.000 Kilometer Hochgeschwindigkeitstrasse dazukommen

Die europäischen Eisenbahnbetreiber wollen sich im Herbst mit der Politik austauschen. Vielleicht wäre das dann ein erster Schritt, um die Hochgeschwindigkeitstrasse in den Norden umzusetzen.