Bergedorf. 560 Wohnungen sollen am Brookdeich in Bergedorf gebaut werden. Doch zunächst wird abgerissen. Was Anlieger der Großbaustelle erleben.
„Ich halte es nicht mehr aus!“, bricht es aus Regina Richter völlig genervt heraus. Die 74-Jährige wohnt am Brookdeich direkt gegenüber der Großbaustelle der Brookdeichhöfe, Bergedorfs größtes innerstädtisches Neubauprojekt. Seit rund zwei Monaten läuft hier mit Getöse der Abriss der Altbauten. Das ist nicht nur laut, sondern wirbelt auch Unmengen von Staub auf, der ohne jede Schutzeinrichtung in die Nachbarschaft weht.
Seit Wochen können die Anwohner ihre Balkone und Gärten nicht nutzen. „Von 7 bis 17 Uhr ist es einfach unerträglich“, klagt die frühere Pädagogin. „Schauen Sie doch mal: Da sind vier schwere Geräte mit Zerkleinern in Betrieb, aber es steht nur ein Mann dabei, der Wasser sprengt. Der kommt doch mit seinem Schlauch gar nicht hinterher.“ Mit der Hitze und der Trockenheit habe sich die Lage seit vorletzter Woche noch einmal verschärft.
Brookdeich-Baustelle: Staub und Lärm, aber keine Antwort der Firma
Bei der Abrissfirma hat die Seniorin bereits angerufen und ein „Wir kümmern uns drum“ gehört. Nichts passierte. Dann beschwerte sie sich beim Bezirksamt, und es kam ein Mitarbeiter, der dann meinte: „Tja, da kann man wohl nichts machen.“
Nichts machen? „Dem hab ich aber was erzählt“, schildert Regina Richter. „Glauben Sie vielleicht, im Villengebiet würde sich die Firma so etwas leisten?“ fragte sie den müden Beamten. „Da hätten sie einen mindestens fünf Meter hohen Zaun gesetzt und eine Schutzfolie drangehängt. Und den Staub gleich an der Stelle abgesaugt, wo er entsteht.“ Passiert ist bislang nichts dergleichen. Regina Richter erwägt nun, bei den betroffenen Nachbarn eine Unterschriftensammlung zu starten.
Tatsächlich steht die Hamburger Abrissfirma dem Thema recht entspannt gegenüber, wie ein Anruf der bz-Redaktion ergab. „Da ist unser Bauleiter Herr Schmidt zuständig, aber der ist diese Woche im Urlaub“, so die Kollegin in der Telefonzentrale. „Rufen Sie doch Anfang nächster Woche noch mal an, dann kann ich Sie weiterleiten.“
Projektleiter will sich nun „zeitnah“ um das Problem kümmern
Projektleiter Jan Fokko Füth von der Hamburger Behrendt-Gruppe, dem größten von insgesamt sechs Investoren bei dem Bauprojekt, versprach dann aber auf Anfrage der Redaktion, sich zeitnah um das Problem zu kümmern.
- Chrysanderstraße: Behindert der Umbau die Feuerwehr?
- Tatenberger Deichsiel soll zur Fischschleuse werden
- Schon wieder Spüli – Sievers-Brunnen schäumt über
Laut Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen ist für Lärm- und Staubbelastung auf Baustellen die Baustellenkontrolle der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen zuständig. „Leider konnten die Kolleginnen und Kollegen dort tagelang niemanden direkt erreichen. Der zuständige Bezirkskollege hat aber eine Mail an das Funktionspostfach geschickt und den Fall vorab geschildert. Seit heute sind wir in Kontakt. Der Bauleiter wurde ebenfalls per Mail informiert und darum gebeten, für umgehende Abhilfe zu sorgen.“
Auf den ehemaligen Gewerbegrundstücken zwischen Brookdeich und dem denkmalgeschützten Bahnhof Bergedorf-Süd schaffen die Abrissbagger Platz für ein etwa fünf Hektar großes, neues Quartier. In den kommenden vier bis sechs Jahren sollen dort die Brookdeichhöfe mit etwa 560 Wohnungen, Gewerbeflächen, Aldi-Markt, Kindergarten und anderen Einrichtungen entstehen.