Hamburg. Eine Bergedorfer NGO hat mit Bjarne Mädel als Botschafter ein Spezialfahrrad für Uganda entworfen. Nun folgt der nächste Schritt.

Dass Fahrräder das Verkehrsmittel der Zukunft sind, weiß Jürgen Perschon schon lange: Mit seiner Nichtregierungsorganisation Eurist am Weidenbaumsweg in Bergedorf unterstützt der Wohltorfer seit vielen Jahren nachhaltige Verkehrsprojekte in aller Welt, setzt dabei vor allem auf das Transportmittel Fahrrad. Sein jüngstes Projekt geht jetzt den nächsten Schritt: Das 2021 eigens für Afrika konzipierte African E-Bike heißt ab sofort AfricroozE und wird über eine gleichnamige GmbH vermarktet. Das Fahrrad wird nicht mehr nur gespendet oder subventioniert, sondern auch kommerziell verkauft.

Schauspieler Bjarne Mädel, ein Schulfreund Perschons, unterstützt das Fahrradprojekt, bei dem solarbetriebene E-Bikes für Uganda quasi maßgeschneidert entworfen wurden: 2021 war Mädel als Botschafter und Unterstützer bei der Vorstellung der neuen Räder dabei.

Bergedorfer NGO und Bjarne Mädel bringen Afrikas Verkehrswende voran

Die vier Varianten des Fahrrads werden bisher meist auf Spendenbasis an ausgewählte Empfänger gegeben: Es gibt ein Lasten-Bike, das der Nutzer mit bis zu 100 Kilo Waren beladen kann, eine fahrbare Ambulanz für Krankentransporte, ein „Water“-E-Bike, das sich speziell für Frauen gut eignet, um an Trinkwasserstellen zu gelangen und Wasser zu transportieren, sowie E-Bike-Taxen, mit denen Menschen andere transportieren können. Die Räder sind an die Bedingungen in Afrika angepasst: Sie haben stabile Stahlrahmen, können auf unwegsamem Gelände fahren und schaffen bis zu 50 Kilometer, ehe sie an einer Servicestation mit neuer Solarenergie aufgeladen werden müssen.

Bjarne Mädel, hier am Nil in Uganda, setzt sich für Eurist und das African E-Bike ein.
Bjarne Mädel, hier am Nil in Uganda, setzt sich für Eurist und das African E-Bike ein. © Eurist | Eurist

Die von einer deutschen Firma konzipierten und in Indien gebauten Fahrräder sollen auch weiterhin spendenbasiert an bestimmte Empfänger gehen – doch mit der Gründung einer GmbH sollen die AfricroozE eben auch normal verkauft werden. „Wir bauen ein Franchisesystem auf“, sagt Jürgen Perschon, der 32 teils namhafte Hamburger Investoren hinter sich weiß. In Uganda und Namibia, womöglich auch Tansania sollen Franchiseunternehmen entstehen, die die Fahrräder anbieten.

Die meisten Menschen in Afrika haben kein Transportmittel

„90 Prozent der Menschen dort verfügen über gar kein Verkehrsmittel“, weiß Perschon. Wer ein Rad hat, packt oft zentnerschwere Lasten darauf – oder zweckentfremdet sein Fahrzeug: Bjarne Mädel, der als 14-Jähriger ein Jahr in Nigeria lebte und 2019 nach Uganda reiste, musste miterleben, wie eine hochschwangere Frau per Motorrad zum nächsten Gesundheitszentrum gefahren wurde; das Blut lief ihr die Beine hinab.

In Afrika haben viele Menschen überhaupt kein Verkehrsmittel. Wenn es ein Fahrrad gibt, wird es oft schwer beladen.
In Afrika haben viele Menschen überhaupt kein Verkehrsmittel. Wenn es ein Fahrrad gibt, wird es oft schwer beladen. © Eurist/Jürgen Perschon | Eurist/Jürgen Perschon

Das AfricroozE (der Name spielt auf das Wort „cruisen“ für umherfahren an) ist je nach Variante vielseitig einsetzbar, auch als Krankentransport. Eine Kühlbox für Impfstoffe soll jetzt noch hinzukommen. Mit dem Gründen einer GmbH und der Vermarktung der Räder erhofft sich Eurist, „die Mobilitätswende im Verkehr auf dem afrikanischen Kontinent schneller und intensiver vorantreiben zu können“. Verschiedene Geschäftsmodelle sind denkbar: normaler Verkauf, Leasing oder Sharing-Modelle. Mit einer Mikrofinanzierung sollen die Menschen die Möglichkeit erhalten, sich ein eigenes Rad anschaffen zu können.

Das African E-Bike, jetzt AfricroozE, leistet in Uganda gute Dienste.
Das African E-Bike, jetzt AfricroozE, leistet in Uganda gute Dienste. © Eurist/Jürgen Perschon | Eurist/Jürgen Perschon

Wie gut das AfricroozE ankommt, zeigte schon das spendenbasierte Projekt: Die Fahrräder wurden nicht nur genutzt, um Wasserkanister oder kranke Menschen zu transportieren, verrät die NGO Eurist. „Unser Anhänger wurde sogar bereits als ,Hochzeitskutsche“ genutzt“.