Hamburg. Hohe Strompreise, sparsame Kunden: Schwierige Zeiten für Markthändler. Politik will helfen, indem sie die Sichtbarkeit verbessert.
Hohe Strompreise, immer weniger Verkaufsstände in der Arbeitswoche, damit auch weniger Auswahl an Obst, Gemüse, Blumen und weiteren frischen Erzeugnissen aus der Region. Auch die Hosentaschen manches Kunden scheinen derzeit mit Stacheldraht zugenäht zu sein, wenn auf die kaum vorhandene Kauflust geblickt wird. Die Situation auf den vier Wochenmärkten im Stadtgebiet ist und bleibt schwierig. Nun möchte die Lokalpolitik mit einer besseren Beschilderungdie Märkte besser in Szene setzen.
Allerdings gibt es zwischen den Parteien unterschiedliche Ansätze. SPD, FDP und Grüne, also die Mitglieder der Bergedorfer Koalition, forcieren eine bessere Ausschilderung der Märkte sowie eine Attraktivitätssteigerung. Es gibt zwar schon zum Beispiel für den Bergedorfer Wochenmarkt an Chrysanderstraße und Vinhagenweg eine Hinweisflagge an der Bergedorfer Schlossstraße (schräg gegenüber dem ehemaligen Restaurant Fidelio). Dieser Banner, der vom Bezirksamt vor mehr als zehn Jahren angeschafft wurde, ist in die Jahre gekommen und durch ausgeblichene Farben nicht mehr gut erkennbar.
Wochenmärkte sollen besser sichtbar werden: Ursprünge der Ideen
Also braucht es neue Signale: „Die Wochenmärkte in Bergedorf werden sehr geschätzt“, weiß Laura Wohnrath von der SPD. Damit das so bleibt und weil sich auf kommunaler Ebene die Ursachen der Energiekrise kaum bis gar nicht bekämpfen lassen, müssen andere Ansätze gefunden werden. Deswegen hat die Politikerin aus Kirchwerder die Händler besucht und nach ihren Ideen befragt: „Eine bessere Ausschilderung wurde als ein Punkt angeführt, um die Sichtbarkeit zu erhöhen“, erklärt Laura Wohnrath.
Die Frage nach Platzierung, Motiv und Anzahl der Marktschilder soll der Fachexpertise der Verwaltung überlassen werden. Die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses hatten sich bereits im Februar 2023 auf eben jenes Mittel verständigt, nachdem dort Wilfried Thal, Präsident vom Landesverband des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller, die dramatische Situation seiner Kollegen dargestellt hatte.
Karsten Schütt (FDP) ist von der Vorgehensweise überzeugt und leitet dies von einem anderen Beispiel ab: „Das Bezirksamt hat sich zwar Zeit gelassen, bis sie die idealen Orte für die Schilder zum Eichbaumsee gefunden hat. Das hat aber für den Weg dorthin geholfen.“
Sind elektronische Wegweise bessere Lösung?
Der Bergedorfer CDU genügen einfache neue Schilder für die Wochenmärkte nicht. Wenn schon Schilder, dann sollten diese mit einer elektronischen Anzeige versehen sein und weitläufiger aufgestellt werden. Bernd Capeletti könnte sich Entsprechendes an den Zufahrtswegen für Kunden aus den Vier- und Marschlanden sowie aus Wentorf, die zu den Märkten an der Chrysanderstraße/Vinhagenweg und zum Lohbrügger Markt wollen, vorstellen.
Wobei der 72-jährige CDU-Mann die Märkte in Bergedorf-West und Neuallermöhe aktuell nicht berücksichtigt. Außerdem könnten diese Anzeigen zusätzlich als Hinweisgeber auf Veranstaltungen genutzt werden. Sollte das Kostenargument gegen seine elektrische Hinweistafel vorgebracht werden, dann würde Bernd Capeletti auf das staatlich geförderte Citymanagement „Bergedorf Now“ verweisen: „Dafür haben wir doch die dort verfügbaren finanziellen Mittel.“
Alte Holstenstraße als Alternativstandort für Bergedorfer Markt vorstellbar
Capeletti denkt noch weiter: Zu überlegen sei, wie Anreise und Aufenthalt der einkaufenden Klientel attraktiver gemacht werden können – und da ist zum einen der Punkt, Abstellbügel für Räder in jedem Fall zu erhalten und zusätzliche Flächen für Lastenfahrräder zu schaffen. Außerdem spricht er sich für eine Stunde kostenfreies Parken auf Stellplätzen in der Nähe des Wochenmarkts aus: „Ich gehe doch dort einkaufen, wo ich mit Sack und Pack schnell wieder verschwinden kann.“
Aus Sicht des Fünfhausener Politikers müssten außerdem zugunsten des Bergedorfer Wochenmarkts Denkverbote aufgehoben werden. Im Blick hat Capeletti dabei im speziellen die bevorstehende Umgestaltung der Alten Holstenstraße in Serrahn-Nähe und könnte sich dann einen Umzug des Marktes auf die dann modernisierte Fußgängerzone vorstellen.
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Die Vorschläge der Opposition hält FDP-Vertreter Karsten Schütt für teilweise unrealistisch: „Wie soll man zum Beispiel beim kostenfreien Parken überprüfen, ob das tatsächlich Marktbesucher sind?“ Das Bezirksamt wird deshalb zunächst einmal „nur“ prüfen, „inwieweit eine bessere Ausschilderung der Wochenmärkte hinsichtlich Örtlichkeiten und Öffnungszeiten zu einer besseren Sichtbarkeit führen“ könnte. Eine neue Beschilderung könnte schon bis September 2023 stehen.