Bergedorf. Bezirksamt plant Glas- und Altpapier-Container auf Chrysanderstraße. Markthändler befürchten Gestank und Insekten an Marktständen.
Sechs Recycling-Sammelcontainer sorgen für schlechte Stimmung auf dem Bergedorfer Wochenmarkt: Die Händler und auch Anwohner der Chrysanderstraße fühlen sich von Bezirksamt und Stadtreinigung übergangen. Sie wollen von deren Beschluss, die Container gleich neben dem Café Chrysander mitten auf dem Bergedorfer Wochenmarkt aufzustellen, erst erfahren haben, als der auserkorene Platz jetzt gepflastert wurde.
„Selbst der Marktmeister wusste nichts über die Hintergründe dieser Baustelle“, heißt es in einem Schreiben an der Bezirksamt, das 25 Markthändler unterzeichnet haben. Sie sehen die Standortwahl als Fehlplanung, weil „in unmittelbarer Nähe zum Teil unverpackte Lebensmittel wie Fleischwaren, Obst und Gemüse angeboten“ würden. Vor allem im Sommer sei damit zu rechen, „dass es zu Geruchsbelästigungen sowie zur Besiedelung durch Fluginsekten wie Wespen und Fliegen kommt, die bei ihrer Nahrungssuche wohl auch den Weg zu den Lebensmitteln nicht scheuen werden“.
Sammelcontainer seit Sommer 2022 wegen Lärmbelästigung auf Wanderschaft
Bei dem Projekt der Stadtreinigung handelt es sich um die Verlagerung von insgesamt sechs Sammelcontainern, drei für Altglas, zwei für Papier und einen für Elektro-Kleingeräte. Sie sind auf Wanderschaft, seit sich ein Anwohner des Vinhagenwegs im vergangenen Sommer über Lärmbelästigung beschwerte. Daraufhin mussten sie von ihrem angestammten Platz am Rand des Schlossparks entfernt werden und belegen seither – übergangsweise und mit Sondergenehmigung – fünf öffentliche Pkw-Stellplätze direkt neben dem Sachsentor-Parkhaus am Vinhagenweg.
Doch diese Notlösung dauert nun auch schon viele Monate. Es braucht also dringend Ersatz, sagt Andree Möller, Sprecher der Stadtreinigung, auf Nachfrage unserer Zeitung: „Um diese sehr gut genutzten Sammelcontainer nicht ersatzlos streichen zu müssen, haben wir im näheren Umfeld nach Ersatzstandplätzen gesucht. Bei einem Ortstermin mit Bezirksamt und Polizei gab es bereits im Juli 2022 eine Einigung auf den nun vorbereiteten neuen festen Standort auf den Parkplatzflächen neben dem Café Chrysander.“ Die Container sollen dort nun im Mai, spätestens im Juni einschweben.
Kritik der Anwohner der Chrysanderstraße blieb ohne Antwort vom Bezirksamt
Für Anwohnerin Susanne Knabbe und manche ihrer Nachbarn ist das der denkbar ungünstigste Standort: „Die Anfahrbarkeit mit dem Pkw ist durch den Markt an zwei Tagen pro Woche unmöglich.“ Zudem sei „durch die direkte Nachbarschaft zum Schlosspark nachts und an Wochenenden eine missbräuchliche Nutzung zu befürchten“, schrieb sie bereits im August 2022 an das Bezirksamt und forderte Akteneinsicht zu den Hintergründen dieser Standortwahl. Antworten hat es laut Knabbe aber nie gegeben.
Das Bezirksamt bestätigt auf Nachfrage, dass es Kenntnis von den Anwohner-Bedenken über Lärm und Vermüllung habe. Behördlicherseits erfülle der Standort aber alle erforderlichen Kriterien – einschließlich des gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstands von zwölf Metern zu Wohngebäuden. Genau das sei Grund dafür gewesen, dass der ursprüngliche Standort am Vinhagenweg geräumt werden musste: „Aus dem direkt gegenüberliegenden Bürogebäude ist ein Wohnhaus geworden“, sagt Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen.
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Container an Chrysanderstraße: Markthändler wollen weiter protestieren
Auch die Stadtreinigung pocht auf den nun vorbereiteten neuen Standort an der Chrysanderstraße: „Kein anderer Platz im näheren Umfeld wäre genehmigungsfähig. Und alles was nicht fußläufig erreichbar ist, würde zum Rückgang der gesammelten Wertstoffe führen“, warnt Sprecher Andree Möller, der sich damit auf einer Linie mit den Vorgaben der Umweltbehörde sieht: „Die nächsten Depotcontainer stehen 600 bis 700 Meter Luftlinie entfernt. Heben wir den Standort am Schlosspark auf, würde das die Bereitschaft der Bürger hier zum Sammeln von Wertstoffen deutlich reduzieren.“
Die Markthändler mögen das nicht als letztes Wort stehen lassen. „In der Außendarstellung des Bezirks Bergedorf wird der Wochenmarkt als traditionelles Kulturgut und Ort der Begegnung dargestellt.“ Dieses Bild werde durch die Container beschädigt, schrieben sie in ihrem Protestbrief an das Bezirksamt.