Hamburg. Die Anlage am Curslacker Neuen Deich 57 in Bergedorf stand schon lange in der Kritik. Jetzt aber wird die Fläche für anderes benötigt.
Winzige Zimmer, teils kaputte Sanitäranlagen, durchbrochene Böden im Flur: Selbst Betreiber fördern & wohnen hatte die Flüchtlingsunterkunft am Curslacker Neuen Deich 57 in Bergedorf vergangenes Jahr als einen der „prekärsten Standorte“ Hamburgs bezeichnet. Nun ist die marode Anlage bald Geschichte: Die Stadt Hamburg hat mit dem Abbau des Standorts begonnen, auf dem Gelände sind Kräne im Einsatz, die die Module anheben.
Die Container würden seit dem 22. Mai abtransportiert, bestätigt die Hamburger Sozialbehörde. „Der letzte Transport ist für Ende Juli geplant.“ Die teils angemieteten Container seien an den Eigentümer zurückgegeben worden, „die übrigen Container von fördern & wohnen werden aktuell weiterverkauft“.
Bergedorfs marodeste Flüchtlingsunterkunft: Seit 2013 in Betrieb
Der Abbau war seit Langem angekündigt worden. Schon 2013 war der Containerstandort eher als Notlösung im damals zunehmenden Flüchtlingsstrom entstanden. Doch die Anlage blieb, weil der Bedarf danach nicht abriss: Durch die Flüchtlinge aus Syrien und jüngst aus der Ukraine waren die Container stets voll besetzt. Noch im vergangenen August lebten hier 212 Menschen in 60 Zimmern, was einer kompletten Auslastung entsprach. Entsprechend hatte Die Linke in Bergedorf noch 2022 gefordert, den Standort angesichts der dramatischen Unterbringungssituation in Hamburg nicht aufzugeben, sondern zu sanieren und weiterzubetreiben.
Hamburg hielt aber am Zeitplan fest. Denn ein anderes Problem neben der Unterbringung von Flüchtlingen erwies sich als ebenso drängend: die Weiterentwicklung des angrenzenden Innovationsparks. Der drohende Wegzug des Bergedorfer Maschinenbauunternehmens Hauni und schließlich dessen Zusage, im neuen Innovationspark bauen zu wollen, besiegelten auch das Schicksal der Unterkunft – liegt sie doch auf dem Gelände des künftigen Parks.
Die Belegung wird bereits seit 2022 zurückgefahren
Sukzessive wurde seitdem die Belegung zurückgefahren: Nach der kompletten Auslastung im Herbst 2022 wohnten Ende Dezember noch 164 Menschen in der Unterkunft – hauptsächlich Flüchtlinge aus Ghana, Syrien, Afghanistan und der russischen Föderation. Ende Februar waren es noch 101 Bewohner, Ende März noch acht, so die Sozialbehörde. Danach sei der Standort geschlossen worden, schreibt Sprecherin Anja Segert.
„Die ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner der Unterkunft sind an unterschiedliche Standorte umgezogen.“ Wie bei Unterkunftsschließungen üblich, seien die Wünsche der Menschen dabei soweit wie möglich berücksichtigt worden. Aktuell würden in Hamburg auch keine Unterbringungsplätze fehlen, „da wir laufend weitere Standorte in Betrieb nehmen“.
Nach dem Abbau der Container werden nun bis Mitte September die Außenanlagen zurückgebaut. Das Grundstück werde „in den zur Übergabe vereinbarten Zustand versetzt“ und am 30. September an den Eigentümer übergeben.
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Auf dem Gelände soll es dann im Herbst nahtlos weitergehen mit den Arbeiten. Denn die Fläche der Flüchtlingsunterkunft wird als Bauzufahrt zum künftigen Innovationspark benötigt, bestätigt Ingrid Meyer-Bosse von der zuständigen Hamburg Invest Entwicklungsgesellschaft (HIE), die auch den Abbruch des benachbarten Grabelandes verantwortet hat. Die Zeit drängt: Schon im ersten Quartal 2024 will die Hauni/Körber Technologies für ihren Neubau im Innovationspark mit den Erschließungsarbeiten beginnen.