Boberg. 15.000 Kunden zählt die Bergedorfer Kleiderkammer jährlich. Bald hat sie deutlich mehr Platz, ebenso wie MöbelBergedorf und FIT.
Hunderte Kisten müssen gepackt werden, bei der Sprungbrett Dienstleistungen gGmbH tut sich einiges: Gleich drei soziale Projekte ziehen zusammen, da an der Osterrade 1 und am angrenzenden Rudorffweg 6 zwei Objekte mit einer Nutzfläche von insgesamt 3000 Quadratmetern gefunden wurden. Großes Glück für Geschäftsführer Peter Bakker, der fünfjährige Mietverträge unterschreiben konnte, damit künftig die Kleiderkammer, MöbelBergedorf und das Tochterunternehmen FIT mit ihren insgesamt 150 Teilnehmern zusammenrücken können.
Die gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung der Integration und inklusiven Teilhabe (kurz: FIT) ist bereits umgezogen und kann nun auf 800 Quadratmetern die Beschäftigung und Qualifizierung von 100 Langzeitarbeitslosen vorantreiben. Im Sommer will auch das bereits 1989 gegründete Sozialkaufhaus MöbelBergedorf von der Brookkehre nach Lohbrügge wechseln – samt allen Werkstätten: Näherei, Tischlerei, Grünabteilung, das Baugewerk und die Fahrrad-Werkstatt finden auf einer Gewerbefläche Platz, wo einst die Firma 3B Scientific anatomische Modelle herstellte. „Künftig werden wir im Erdgeschoss eine richtig große Ausstellungsfläche haben“, freut sich Bakker.
Bergedorfer Kleiderkammer zieht im Mai um
Und nicht zuletzt darf auch die Bergedorfer Kleiderkammer umziehen, nämlich schon am 15. Mai. Was zunächst auf Wunsch des Bezirksamtes am Friedrich-Frank-Bogen gegründet worden war und schließlich ins ehemalige Job-Center am Weidenbaumsweg zog, soll jetzt noch größer werden: Auf 600 Quadratmetern können bald die Anleiter Thorsten Klages und Dirk Radke ihre 25 Teilnehmer bei der Arbeitsgelegenheit betreuen und stabilisieren: Wenn sie Kleidung sortieren, waschen, Knöpfe annähen und Spielzeug verkaufen, werden sie von Teamarbeit Hamburg mit 2 Euro pro Stunde belohnt – Geld, das nicht vom Sozialhilfesatz abgezogen wird.
Derzeit ist werktags 9 bis 15.30 Uhr geöffnet. Und viele Menschen stehen Schlange vor dem Haus, das „noch im Herbst von der Buwog abgerissen werden soll“, sagt Peter Bakker. Immerhin 15.000 Menschen, die Hälfte seien Ukrainer, waren im vergangenen Jahr registriert und haben ihre Bedürftigkeit nachgewiesen. Mindestens 70 Kunden kommen täglich, um sich gebrauchte Kleidung auszusuchen: Monatlich sind bis zu zehn Teile erlaubt – eine Vorsorgemaßnahme, damit es keine Art von Zwischenhandel gibt, „die Sachen nicht auf dem nächsten Flohmarkt weiterverkauft werden“, so Bakker.
20 Prozent der Kleidung ist unbrauchbar
Zum Glück vergrößert sich die Fläche von 400 auf 600 Quadratmeter, denn aktuell sind die Lager proppevoll: Sommerkleider und Shorts stapeln sich in Kisten, dazu Schuhe, Wintermäntel und viel zu viele Krawatten. Letztere werden aber meist aussortiert wie etwa 20 Prozent der Ware: „Manches schimmelte schon jahrelang in Privatkellern oder hat große Löcher. Das lassen wir dann kostenlos von einem Entsorger abholen, der daraus vielleicht noch Putzlappen herstellen kann“, meint Thorsten Klages.
Der Anleiter hat einen genauen Blick darauf, was bei den Bergedorfer Kunden gewünscht ist. Der Trick: Jedes Quartal gibt es ein andersfarbiges Gummiband an den Kleiderbügeln. So lässt sich gut erkennen, was schon seit drei Monaten hängt und nicht erwünscht ist.
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Dennoch seien genügend Artikel da, könne Hanseatic Help auch mal mit Seifen und Shampoos aushelfen. „Manchmal bringen Leute sogar zehn Säcke voller Kleidung. Wir sind den Bergedorfern wirklich dankbar für ihre Spendenbereitschaft“, so Peter Bakker.