Hamburg. Polizei und Elternrat kontrollieren vor Katholischer Schule. Weniger Verkehr als sonst, doch Beamte behalten den Standort im Blick.

Ihr Unmut als eine der Erwischten ist verständlich, doch ihr Verhalten gefährdet die Sicherheit von Kindern: Die 39-jährige Altengammerin schert direkt vor dem Haupteingang Chrysanderstraße zur Katholischen Schule Bergedorf hinter einer Baustellenbake mit ihrem Kleinwagen ein, um ihren Sohn rechtzeitig zum Unterricht zu bringen. Doch das ist an dieser Stelle mindestens mal unglücklich und kann sehr gefährlich werden, weil die Fiat-Fahrerin den anderen Grundschulkindern auf dem Gehweg sehr nahe kommt – und das auf ohnehin extrem beengten Platz für die fünf- bis neunjährigen Kinder direkt vor einer Grundschule mit fahrenden und parkenden Fahrzeugen, Bussen und einer Baustelleneinrichtung.

Schnell hin und schnell wieder weg: Eben dieses unerwünschte Phänomen der Elterntaxis soll mit der gemeinschaftlichen Aktion „Rücksicht auf Kinder….kommt an“ von Polizei Hamburg, Schulbehörde und Elternräten vom 27. März bis 14. April bekämpft werden, indem die Protagonisten diejenigen direkt ansprechen, die sich falsch verhalten. Nicht nur Erik Petruschke, Vertreter und Vorreiter aus dem Elternrat der Katholischen Schule, weiß, „dass hier normalerweise vor dem Haupteingang zwischen 7.30 und 7.45 Uhr Chaos herrscht“ – wegen des Verhaltens solcher Eltern wie beispielsweise der ertappten 39-Jährigen.

Aktion vor Katholischer Schule: Mutter rechtfertigt ihr Verhalten

Die Ärztin rechtfertigt sich allerdings, und das nicht nur wegen ihres baldigen Arbeitsbeginns: „Ich finde es allein schon vom ökonomischen Standpunkt nicht richtig, den Eltern vorzuhalten, was sie alles falsch machen würden. Stattdessen wäre es sinnvoll, mehr Schulbusse anzubieten. Auch eine Kiss-and-ride-Zone wie am Bahnhof würde ich total begrüßen.“

Grundsätzlich sei diese Kritik nicht neu und auch inhaltlich nicht haltlos. Aber Erik Petruschke appelliert auch an die jeweilige Eigenverantwortung der Erziehungsberechtigten: „Wir haben keine Busfahrer und nicht mal ein offizielles Verkehrsschild für Kiss-and-ride. Dann muss ich eben mal fünf bis zehn Minuten eher aufstehen“, sagt der Vater aus Billwerder. Er bringt seine Zwillinge seit jeher zwar auch mit dem Auto zur Schule – allerdings müssen Schwester und Bruder einige Meter zu Fuß zurücklegen, weil sie direkt vor dem Wochenmarkt an der Ecke Vinhagenweg/Chrysanderstraße herausgelassen werden.

Elterntaxis beschwören Gefahrenmomente herauf

Bisher sei der Standort Katholische Schule Bergedorf unfallmäßig zwar unauffällig, weiß Bergedorfs Bürgernahe Beamtin Kristina Wagner, die auch Einsatzchefin an diesem Dienstagmorgen ist. Doch immer wieder würden durch die Elterntaxis gefährliche Situationen heraufbeschworen: „Manche missachten krass die derzeitige Einbahnstraßenregelung, fahren bis zum Lehrerparkplatz vor, um Kinder abzuliefern.“ Auch Paketfahrer fallen immer wieder derart unangenehm auf.

Doch an diesem Aktionsvormittag ist es merkwürdig ruhig. Eindeutig weniger Eltern als sonst fahren direkt vor dem Schulgebäude vor. Die Polizei zählt an beiden Eingangsmöglichkeiten Chrysanderstraße und Gradredder „nur“ etwa 60 Fahrzeuge, die zum Teil auch mal eben um die Ecke abgebogen seien, um ihre Kinder abzusetzen.

Polizei behält Umfeld der Chrysanderstraße weiter im Blick

Für das ausgebliebene Chaos gibt es eine offensichtliche Erklärung: Zwar erhielt Petruschke fast keine Resonanz („Das ist auch ein Statement“) auf die Umsetzung des Aktionstages aus dem Elternrat. Jedoch: „Offenbar ist unter den Eltern der Termin vorher durchgesteckt worden“, erzählt Kristina Wagner aus einem Gespräch mit einer Mutter, obwohl Details wie das exakte Datum vorher eigentlich nur ganz wenigen bekannt waren. Dennoch ziehen die Beamten ein positives Fazit der Aktion, „weil wir offenbar mit unseren Uniformen schon einen breiteren Effekt erzielt haben“, so die Einsatzleiterin.

Diese und weitere Schulen werden im Bezirk Bergedorf von der Polizei weiter beobachtet. Bünabe Wagner und ihr Team werden weiter Präsenz an der Chrysanderstraße zeigen, möglicherweise auch im erweiterten Umfeld stehen. Bei der jetzigen Aktion wurde übrigens keine Ordnungswidrigkeit bei den angesprochenen Autofahrern angezeigt, es wurden nur Aufklärungsgespräche geführt und Flyer verteilt.