Bergedorf. Verkehrspolizei stellt Unfallbericht für Bezirk vor. Welche Verkehrsteilnehmer die Beamten künftig stärker ins Visier nehmen wollen.

Der 66 Jahre alte Mann hatte keine Chance. Am Fähranleger Zollenspieker wurde der Fußgänger am 2. Juli 2022 von einem Mercedes erfasst, dessen Fahrer ausparken wollte. Der Passant, der ein Fahrrad schob, wurde so schwer verletzt, dass er starb. Es ist einer von insgesamt drei Unfällen, bei denen vier Menschen starben, die sich im Jahr 2022 im Bezirk ereigneten: Zu Tode kam auf Bergedorfs Straßenauch ein älteres Ehepaar (81/85 Jahre), das am 30. April auf dem Heinrich-Stubbe-Weg mit seinem Wagen von der Straße abkam. Die Senioren starben später im Krankenhaus. Am 24. Juni wurde zudem ein 18 Monate alter Junge in der Flüchtlingsunterkunft am Curslacker Neuen Deich getötet, nachdem er unter ein Auto gekrabbelt war.

Bereits 2021 hatte es drei Tote auf Bergedorfs Straßen gegeben. Diese tödlichen Unfälle beschreiben den Tiefpunkt einer ansonsten eher unauffälligen Unfallstatistik für 2022. Denn die Zahlen sind nahezu konstant: 3189 Unfälle ereigneten sich laut Polizei im vergangenen Jahr im Bezirk, fast genauso viele wie im Vorjahr (3149). Da im Jahr 2021 aber noch Corona-Effekte etwa durch Lockdowns zu berücksichtigen sind, vergleicht die Hamburger Polizei die Zahlen von 2022 – wie auch bereits bei der Kriminalitätsstatistik – nicht nur mit dem Vorjahr, sondern auch mit der Zeit vor Corona, also 2019. Legt man dies zugrunde, sank die Zahl der Unfälle sogar leicht.

Polizei Bergedorf: Die Zunahme des Radverkehrs sorgt für mehr Unfälle

Dass die Zahl der Unfälle mit Radfahrern, Fußgängern und E-Scootern sowohl zu 2019 als auch zu 2021 stieg – teilweise auch die Zahl der dabei Verletzten –, führt die Polizei auf neue Mobilitätstrends zurück. Denn laut Schätzungen der Verkehrsbehörde hat der Radverkehr in Hamburg seit 2019 um 33 Prozent zugenommen.

Bei einem Unfall am Fähranleger Zollenspieker wurde im Juli 2022 ein Fußgänger getötet.
Bei einem Unfall am Fähranleger Zollenspieker wurde im Juli 2022 ein Fußgänger getötet. © Christoph Leimig | christoph leimig

Tatsächlich sei zu beobachten, „dass immer mehr Menschen in Bergedorf mit dem Fahrrad“ und auch Scootern unterwegs seien, sagt Bergedorfs Verkehrspolizeichef Björn Schramm. Entsprechend komme es häufiger zu Unfällen. Die Zahl der Unfallbeteiligten in der Bergedorfer Statistik bestätigt das: Denn Autos und Lastwagen sind zwar mit Abstand am häufigsten in Unfälle involviert, jedoch sank diese Zahl im Vergleich zu 2019 um neun beziehungsweise sechs Prozent.

Weniger Kinder wurden bei Unfällen verletzt

Weitere Zahlen: 40 Unfälle mit Kindern ereigneten sich 2022 in Bergedorf, etwas mehr als in beiden Vergleichsjahren. 30 Kinder wurden verletzt, drei weniger als 2019. Sowohl junge Erwachsene als auch Senioren waren seltener an Unfällen beteiligt, jedoch wurden im Vergleich zu 2021 etwas mehr Menschen aus beiden Gruppen verletzt. Die Zahl der alkoholbedingten Unfälle ist rückläufig: 57 waren es in 2022, nach 65 im Vorjahr und 59 in 2019. Allerdings stieg die Zahl der dadurch Verletzten. 27 waren es in 2022, 2019 „nur“ 20.

Auch Unfallschwerpunkte hat Bergedorfs Polizei ausgemacht: Es krache häufiger am Curslacker Neuen Deich an den Einmündungen Lehfeld und Neuer Weg, so Verkehrspolizeichef Björn Schramm. Grund dürfte die Bevölkerungszunahme durch das Quartier Am Schilfpark sein, so Schramm. Zudem die allgemeine Zunahme des Rad- und Scooter-Verkehrs. „Hier wird das PK 43 vor allem mit Unterstützung der Verkehrsdirektion ein besonderes Augenmerk auf die Verkehrsüberwachung legen“, kündigt er verstärkte Polizeikontrollen dort an. Bereit 2022 seien „intensivierte Maßnahmen“ an dem Ort getroffen wurden.