Bergedorf. Diebstahl, Einbrüche, Gewaltkriminalität: Die neue Kriminalstatistik für die Stadtteile zeigt die Schwerpunkte im Bezirk.

Der Mann, den die Ladendetektive am 21. September beim Ausgang des Bauhaus-Marktes in Moorfleet stoppten, hatte ordentlich zugelangt: Lampen im Wert von etwa 1000 Euro fanden die Mitarbeiter im Rucksack des 32-Jährigen. Nur einer von 1130 Ladendiebstählen, die 2022 im Bezirk Bergedorf erfasst wurden – und die sich, wie der nun erschienene Stadtteilatlas der Hamburger Kriminalstatistik zeigt, vorwiegend in vier Stadtteilen des Bezirks ereigneten.

Mit seinen vielen Innenstadtläden rund um Sachsentor und CCB ist Bergedorf der absolute „Spitzenreiter“ bei den erfassten Ladendiebstählen im Bezirk (727 Fälle) – gefolgt vom ebenfalls citynahen Lohbrügge (289) sowie anderen Geschäftsstandorten wie Neuallermöhe (69) und Moorfleet (22). Überall stiegen die Zahlen deutlich gegenüber dem Vorjahr 2021. Und das nicht nur beim Ladendiebstahl. Auch Fahrräder werden wieder mehr gestohlen. Hotspots im Bezirk sind wiederum die innenstadtnahen Stadtteile mit ihren Bahnhöfen: Bergedorf (390 gestohlene Räder, 123 mehr als im Vorjahr), Lohbrügge (192, +70) und Neuallermöhe (108, +26).

Räder sind im Fokus krimineller Hehlerbanden

Manche Zahl der diesjährigen Kriminalitätsstatistik gilt in Hamburg als Aufholeffekt nach der Pandemie, sodass Polizei und Innenbehörde die aktuellen Daten eher mit denen des Vor-Coronajahres 2019 vergleichen. Doch bei den Fahrraddiebstählen gibt es einen weiteren Effekt. „Seit Beginn der Pandemie und im Zuge des veränderten Mobilitätsverhaltens werden Fahrräder vielfach als Alternative zu anderen Verkehrsmitteln genutzt“, stellt Polizeisprecher Florian Abbenseth fest. Das bedeutet nicht nur, dass mehr Räder auf den Straßen sind (der Anteil stieg laut Polizei um 33 Prozent) – es wird auch mehr Wert auf Qualität gelegt. „Der steigende Anteil hochwertiger Räder wie E-Bikes macht sich dabei ebenso bemerkbar wie die Preissteigerungen bei Fahrradkomponenten aufgrund von Lieferengpässen“, so Abbenseth. Weil viele Fahrräder also teuer sind und deshalb im Fokus von kriminellen Hehlerbanden stehen, steuere die Polizei weiterhin mit „zielgerichteten operativen Maßnahmen gegen“, heißt es. Wichtig bleibe aber, dass die Besitzer ihre Räder immer gut sichern, denn: „Gelegenheit macht Diebe“, warnt die Polizei.

Weniger Wohnungseinbrüche im Bezirk

Auch in anderen Bereichen nimmt die Zahl der Diebstähle im Bezirk Bergedorf zu, etwa bei den Taschendiebstählen (ebenfalls in den citynahen Stadtteilen Bergedorf und Lohbrügge am häufigsten) oder bei den Diebstählen an oder aus Autos. Hier verlagerte sich das Geschehen von Bergedorf etwas weg in Richtung Lohbrügge. Einen Abwärtstrend zeigt hingegen die Zahl der Wohnungseinbrüche im Bezirk. Sie sank von 158 auf 141 – obwohl eigentlich gerade hier Nachholeffekte nach den Lockdowns zu erwarten gewesen wären. „Der Blick auf die Stadt insgesamt zeigt, dass wir im vergangenen Jahr die niedrigste Zahl von Wohnungseinbrüchen seit Beginn der Auswertung im Jahr 1971 zu verzeichnen hatten“, so Polizeisprecher Abbenseth. Die gute Botschaft sei auch: „In rund der Hälfte der Fälle blieb es beim Versuch, die Täter scheitern in vielen Fällen an gut gesicherten Fenstern und Türen.“ Der Blick in die Zahlen zeigt aber auch, dass vor allem ein Stadtteil im Bezirk Ziel der Diebe war: Lohbrügge. Mit 64 Fällen (2021: 58) waren es die meisten Einbrüche noch vor Bergedorf (37) oder Neuallermöhe (20).

„Notieren Sie Kennzeichen verdächtiger Fahrzeuge“

Doch warum Lohbrügge, wenn es doch in Bergedorf mit seinem Villengebiet womöglich lohnendere Ziele gäbe? „Eine wichtige Rolle spielt die Tatgelegenheitsstruktur“, erklärt Polizeisprecher Florian Abbenseth. „In Gegenden mit Mehrfamilienhausbebauung geht es häufig anonymer zu als in Vierteln mit Einzelhäusern, wo Ortsfremde schnell auffallen.“ Generell appelliert die Polizei, wachsam zu sein und nicht zu zögern, verdächtige Personen der Polizei zu melden. „Notieren Sie sich Kennzeichen verdächtiger Fahrzeuge und merken Sie sich möglichst viele Beschreibungsmerkmale der relevanten Personen. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl und rufen uns lieber einmal zu viel an als einmal zu wenig.“

Kaum Raubdelikte in den Vier- und Marschlanden

Der Stadtteilatlas zeigt aber auch, wo im Bezirk eher wenig passiert. Raubdelikte, vor allem solche auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen, wurden beispielsweise in den Vier- und Marschlanden kaum erfasst. Auch insgesamt ist die Zahl der öffentlichen Raube – 41 im Jahr 2022 – gemessen an der Einwohnerzahl Bergedorfs (zirka 133.000) nicht allzu hoch. Körperverletzungen (1275 Fälle) spielen schon eher eine Rolle im Bezirk und verteilen sich auch auf viele Stadtteile. Ein Grund dafür seien aber viele Schulschofschlägereien, so die Polizei bei der Vorstellung der Kriminalstatistik im Februar: Denn nach den Lockdowns müssten Jugendliche erst wieder lernen, Konflikte untereinander zu lösen.

Der Stadtteilatlas mit Zahlen aus allen Bezirken und Stadtteilen finden Interessierte im Internet unter www.polizei.hamburg. Dort erst auf das untere Feld „Service“ klicken, dann auf das Feld „Daten und Fakten“. Dort kann dann auf die Kriminalstatistik geklickt werden, an deren Textende der Stadtteilatlas verlinkt ist.