Lohbrügge. Der 31-Jährige war in das Auto des jungen Mannes gerast und hatte diesen tödlich verletzt. Warum ihm eine lange Haft drohen könnte.
Zeugen und Einsatzkräften bot sich ein schockierender Anblick. Die Unfallstelle auf der Lohbrügger Landstraße war ein einziges Trümmerfeld aus insgesamt sechs mehr oder minder zerstörten Autos. Am Rand kämpften Retter um das Leben des Pizzaboten Hezbullah A., der schwere Bein- und Kopfverletzungen erlitten hatte, als er mit voller Wucht von einem außer Kontrolle geratenen Mercedes mitgerissen worden war. Der 23-Jährige starb noch in der darauffolgenden Nacht im Boberger Krankenhaus.
Eineinhalb Jahre nach dem tödlichen Unfall am Abend des 9. August 2021 vor dem Haus Nummer 71 a auf der Lohbrügger Landstraße steht nun der mutmaßliche Verursacher vor Gericht. Der Mercedes-Fahrer (31) aus Aumühle muss sich am Dienstag, 28. März, vor dem Amtsgericht Bergedorf wegen Fahrlässiger Tötung und Körperverletzung sowie Fahren unter Betäubungsmitteln verantworten. Ihm droht eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren sowie eine Geldstrafe.
Nach Unfalltod des Pizzaboten: Mercedes-Fahrer vorm Amtsgericht
Dass der Angeklagte Drogen konsumiert haben könnte, hatten bereits am Unfallort ermittelnde Polizeibeamte gemutmaßt. Tatsächlich seien berauschende Substanzen wie Cannabis und Kodein zum Unfallzeitpunkt bei dem 31-Jährigen nachgewiesen worden, wie die Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft, Liddy Oechtering, erklärt.
Bis zur Erhebung der Anklage im September 2022 durch die Staatsanwaltschaft verging über ein Jahr. Warum wiederum das Gericht sich noch einmal ein halbes Jahr Zeit ließ, um das Hauptverfahren zu eröffnen, ist für Außenstehende ebenfalls schwer nachzuvollziehen. Liddy Oechtering verweist auf die Anforderung von „mehreren toxikologischen Gutachten“ und die mehrfache Einsichtnahme des Strafverteidigers in die Aktenlage. Und ansonsten: „Ich kann nur spekulieren, aber wahrscheinlich hat es sich auch deshalb so in die Länge gezogen, weil wir in diesem Fall keine Haftsache vorliegen haben. Außerdem hatten wir ja auch die Corona-Pandemie, in der sich mehrere Verfahren nach hinten verschoben haben“, so Liddy Oechtering.
Hezbullah A. war gerade erst nach Deutschland gekommen
Das Todesopfer, lange auf dem Öjendorfer Friedhof beigesetzt, jedenfalls ist bis zum heutigen Tag nicht vergessen. Lange Zeit legten Passanten, möglicherweise auch Freunde und Angehörige, an der Unfallstelle Blumen nieder, zündeten Kerzen des Gedenkens an.
Hezbullah A. war damals frisch nach Deutschland gekommen, arbeitete erst vier Monate als Pizzabote bei „Aldo’s Pizza & More Lieferservice“ – nur 60 Meter entfernt vom Unglücksort. Er wohnte seinerzeit in Rahlstedt und stammte aus einer afghanischen Großfamilie, die er in der Heimat zwar zurücklassen musste, der er aber Monat für Monat fast den gesamten Lohn überwies.
Zwei weitere Menschen wurden bei dem Unfall schwer verletzt
Der 23-Jährige wollte zur Unglückszeit auf dem Parkstreifen neben der Lohbrügger Landstraße gerade in seinen Seat einsteigen, um Essen auszuliefern. Da wurde er vom Unfallfahrzeug, das in Richtung Bergedorf unterwegs war, genau wie die Fahrertür seines Kleinwagens getroffen und mitgerissen.
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Der Mercedes schleuderte wieder auf die Straße zurück, rammte frontal einen entgegenkommenden Skoda und blieb auf der Beifahrerseite liegen. Zwei Insassen des Skodas erlitten damals schwere Verletzungen, der Mercedes-Fahrer wurde nur leicht verletzt.
Für die Hauptverhandlung im Gerichtsgebäude an der Ernst-Mantius-Straße ist nur ein einziger Verhandlungstag angesetzt. Beginn der öffentlichen Verhandlung in Saal 115 ist um 9.30 Uhr.