Bergedorf. Polizei zählt mehr Verletzte. Zahl der Unfälle ist aber noch unter Vor-Corona-Niveau. Was die Beamten aus den Fällen ableiten.
Pizzabote Hezbullah A. steht an diesem 9. August 2021 zur falschen Zeit am falschen Ort. Um 20.10 Uhr verliert ein Mercedes-Fahrer auf der Lohbrügger Landstraße die Kontrolle über seinen SUV, kommt mit dem Wagen nach rechts auf den Parkstreifen ab – und erfasst Hezbullah A., der dort in seinen Seat einsteigen will. Der 23-jährige stirbt wenig später an seinen schweren Verletzungen.
Hezbullah A. ist damit einer von drei Menschen, die 2021 auf Bergedorfs Straßen starben. Er markiert in der hiesigen Unfallstatistik eine traurige Wende: Nachdem weder 2020 noch 2019 im Bezirk ein Mensch im Straßenverkehr getötet wurde, sind es nun sogar drei: Zwei weitere Männer (23 und 29 Jahre) wurden tödlich verletzt, als sie am 20. November 2021 in Allermöhe mit ihrem Kastenwagen gegen einen Baum fuhren.
Unfallstatistik 2021: Auch mehr Kinder und Senioren verletzt
Auch insgesamt steigen die Unfallzahlen nach dem Corona-Knick 2020 wieder an, wenn auch nur leicht. 3150 Unfälle wurden 2021 im Bezirk erfasst (+72). In den beiden Jahren vor Corona war die Zahl etwas höher, lag jeweils bei rund 3300 Unfällen. Hamburgweit ist der Trend zu beobachten, dass die Zahlen steigen, aber noch nicht auf Vor-Corona-Niveau sind.
In vielen Bereichen nimmt nun auch wieder die Zahl der Leicht- und Schwerverletzten zu. So etwa bei den besonders gefährdeten Verkehrsteilnehmern: Acht Kinder wurden 2021 auf Bergedorfs Straßen schwer verletzt – immerhin sieben mehr als 2020. Leichte Verletzungen erlitten 40 (+8). Zudem wurden 49 Senioren bei Unfällen leicht verletzt (+10), weitere zehn sogar schwer (+3). Mehr Verletzte gab es außerdem unter Radlern und E-Scooter-Fahrern. Lediglich die Zahl der Unfälle mit jungen Erwachsenen sank leicht – wobei auch hier mehr Menschen verletzt wurden.
Unfallstatistik 2021: Polizei Hamburg macht Unfallschwerpunkte aus
Die Unfallstatistik dient der Polizei „der Analyse und Auswertung von Verkehrsunfällen und dem Erkennen von Unfallhäufungsstellen“, wie Polizeisprecher Thilo Marxsen sagt. „Mit dem neu geschaffenen Lage- und Einsatzzentrum in der Verkehrsdirektion haben wir nun eine weitere Möglichkeit geschaffen, kurzfristig und zielgerichtet auf erkannte Entwicklungen zu reagieren.“ Jeder schwere Verkehrsunfall werde zügig durch eine Unfallkommission begutachtet, notwendige Verbesserungen werden überlegt. Zudem werde dort, wo sich Probleme häufen, präventiv kontrolliert.
Nach dem Unfall, bei dem Hezbullah A. starb, hatte Bergedorfs Polizei auch mehr Kontrollen für die Lohbrügger Landstraße angekündigt. Sie gilt bisher eigentlich nicht als Unfallschwerpunkt. Doch schon im September 2021 krachte es dort wieder: Ein 18-Jähriger raste in ein Haus. Zwei Menschen wurden schwer verletzt.